Aus diesen kleinen Büchlein kann man etwas lernen. Sie bringen lauter Dinge, die zu unserem Leben gehören, auf den Punkt. Kurz, knapp, bilderreich. Und manchmal erfährt man auch erst durch einen so speziellen Buchtitel, wie wichtig diese Kleinigkeiten eigentlich sind. Salz zum Beispiel.

Es kommt überall vor. Es gibt Millionen Tonnen davon – aber bis ins 19. Jahrhundert hinein war es wertvoll, wurde es in vielen Kulturen mit Gold aufgewogen. Städte und Königreiche bauten ihren Reichtum darauf auf. Große alte Marktplätze erkennt man daran, dass sie an einer Salzstraße gelegen sind. Oder gleich an zwei, auch wenn nur eine in Leipzig direkt darauf hindeutet: die Alte Salzstraße, die von den Salinen in Dürrenberg über Markranstädt nach Leipzig führte. Die andere ist die alte Hallesche Straße, die Leipzig mit der Salzstadt Halle verband. Mit Hal steckt das alte (keltische) Salz auch im Namen von Halle.

Salz war eines der wichtigsten Handelsgüter. Und es war so teuer, dass es sich die meisten Menschen nur in geringen Mengen leisten konnten. Das heutige Überangebot von Salz, das auch noch in allen möglichen Fertigprodukten steckt, ist erst ein Phänomen des industriellen Zeitalters, in dem Salz auch in industrieller Weise abgebaut oder aus dem Meer gewonnen wird. Es ist so allgegenwärtig, dass wir beinah vergessen haben, welche Rolle es eigentlich in unserem Körper spielt. Denn wir bestehen zu einem guten Teil auch aus Salz. Ohne Salz würde in unserem Körper nichts mehr funktionieren. Was aber nicht bedeutet, dass wir uns mit Salz überessen dürfen. Auch wenn es Viele tun. Und viele heutige Zivilisationskrankheiten beruhen schlicht auf diesem Übermaß – vom Bluthochdruck über Herzinfarkt bis zum Schlaganfall.

Katharina Kleinschmidt erklärt natürlich auch – ganz kurz – warum das so ist. Wenn wir mehr wüssten über die Chemie unseres Körpers, wir würden 90 Prozent der Produkte in den Supermärkten meiden. Und auch die kleingedruckten Inhaltsangaben genauer lesen. Seit 2016 muss auch angegeben sein, wie viel Salz in den Produkten steckt. 6 Gramm Salz, das ist die Empfehlung, mehr sollte man nicht zu sich nehmen am Tag.

Denn gesund ist – Kleinschmidt zitiert natürlich auch Paracelsus – nur, was wir in der richtigen, der ausgewogenen Dosierung zu uns nehmen. Dass wir heute unter lauter Ernährungskrankheiten leiden, hat mit unserer Maßlosigkeit zu tun. Wir haben das Gefühl verloren für das, was wir wirklich brauchen und was uns guttut.

Was auch daran liegt, dass Salz aufgrund seiner Eigenschaften ein guter Geschmacksverstärker ist: Es macht viele künstlich zusammengebastelten Snacks und Fertigprodukte erst zur Geschmacksbombe. Und fast jeder kennt den Effekt, wenn man diese designten Esswaren verspeist: Man kommt selten bis nie an den Punkt einer gefühlten Sättigung und kann einfach nicht aufhören, will immer mehr von dem Zeug.

Dabei macht Salz auch aus gesunden Produkten leckere Mahlzeiten – wenn man es mit Fingerspitzengefühl dosiert. Natürlich gibt es auch ein paar kleine Rezepte, mit denen die Autorin zeigt, was man mit Salz Vernünftiges anstellen kann. Aber um Rezepte geht es in diesem Salzbüchlein eher nicht. Viel mehr geht es ihr darum, uns wieder bewusst zu machen, was Salz in unserer Welt und unserem Leben eigentlich für eine Rolle spielt, warum es zum Beispiel auch als Gesundmacher eine Rolle spielen kann. Und natürlich, woher es kommt, was es mit all den farbigen „Ur“-Salzen aus dem Himalaya oder Polen auf sich hat – und warum jedes Salz ein Ursalz ist. Was einen dann natürlich trotzdem wieder vor dem Salzregal heutiger Supermärkte stehen lässt, wo lauter unterschiedliche Salze in unterschiedlicher Körnung stehen. Warum das so ist, erklärt Kleinschmidt auch – was einem die Entscheidung natürlich erleichtert. Denn manches exotisch gefärbte Salz dort kann man mit ein wenig Phantasie daheim auch selbst herstellen. Man muss nicht jede Einladung der Industrie, die Dinge schon vorzufertigen, annehmen. Ganz davon zu schweigen, dass Vieles davon reine Geldschneiderei ist.

Man ist also in Sachen Salz nach dem Lesen des Büchleins eine ganze Ecke klüger. Und man ist vielleicht auch neugierig geworden, die Geschichte des Salzes mal mit eigenen Augen zu erkunden. Dazu gibt es am Ende auch noch die Hinweise auf die zahlreichen Salzmuseen in der Republik, ehemaligen Salinen, Bergwerke und Salzwege, die man besuchen kann. Und man wird aufmerksamer bei Orts- und Städtenamen, denn in ziemlich vielen versteckt sich, wenn man es erst einmal weiß, das einst so wertvolle Salz – in Halle und Bad Reichenhall genauso wie in Salzgitter, Salzburg, Soltau und Bad Sulza. In Sülze, Sold und Salär übrigens auch. Aber das weiß ja jeder, nicht wahr?

Katharina Kleinschmidt Salz. Das Gewürz des Lebens, Buchverlag für die Frau, Leipzig 2017, 5 Euro.

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