Frank Bröker hat eigentlich fast alles aufgeschrieben, was es zu Eishockey in Deutschland und anderswo aufzuschreiben gibt. Man kennt die großen Helden, die Anfänge und die diversen Umbauten in den Ligen. Man weiß, dass es ein harter Sport ist für Anhänger, denen Fußball zu weich ist. Aber jetzt sind sie gut beraten, sich ein paar Buntstifte einzustecken.
Denn die Ausmal-Lust erreicht jetzt auch das Eishockey. Die Braunschweiger Grafikerin Marlene Bart hat sich hingesetzt und einige Helden, Stadien und typische Situationen aus der Welt des Eishockeys in Zeichnungen verwandelt, die der hartgesottene Anhänger des Puck-Sports in aller Ruhe genüsslich ausmalen kann. Auf der Fahrt zum nächsten Liga-Spiel zum Beispiel. Aber ob er dabei geduldig bleibt, die Zunge zwischen den Zähnen, und dann penibel alles mit bunten Stiften ausmalt, das darf wohl in Zweifel gestellt sein. Denn zu den Zeichnungen von Marlene Bart gibt es auch immer wieder anfeuernde Sätze von Frank Bröker von der Seitenlinie, in denen er die Ikonen des Sport beschwört, die Torjubel anklingen lässt und auch ansonsten nicht wirklich stillsitzen kann.
Eishockey ist wirklich kein Sport für ein übergewichtiges Fernsehpublikum, sondern wohl eher einer für Leute, die Adrenalinstöße lieben, gern laut singen und ganz bestimmt keine ruhigen Bürojobs aushalten. Und wenn, dann wahrscheinlich mit sechs Tagen Dampfkessel im Bauch, in Hochspannung beim Warten auf das nächste Spiel.
So einen stelle man sich vor beim Ausmalen …
Es ist also in gewisser Weise ein Ausmalheft für eine besondere Spezies Sportanhänger, solche, die auch mit den von Bröker hingeschmetterten Namen etwas anfangen können und sich beim richtigen Stichwort auch gleich an die Stimmung erinnern beim Sieg über die Amerikaner bei Olympia oder bei der WM-Eröffnung auf Schalke. Apropos: Es kommt ja die nächste WM in diesem Jahr in Paris und Köln. An Litfaßsäulen hat man Obelix schon werben sehen für dieses Ereignis. Vielleicht ist das Heft für all jene Eishockey-Freunde gedacht, die es gar nicht erwarten können, den Helden aus Kanada, Schweden oder Russland zuzujubeln und sich dabei an die jeweils glorreichen Zeiten der einzelnen Ländermannschaften zu erinnern. Wenn die mal alle dabei sind.
Irgendetwas hat man auch irgendwo über die letzten Spiele der deutschen Mannschaft gehört. Oder gelesen. Irgendwo ein Gejaule aus den Schatzkästlein hiesiger Sportreporter, die zwischen Hosianna und Katastrophe keine Abstufungen mehr kennen.
Wo bleibt eigentlich das Buch über den Niedergang der Sportreportage in Deutschland? Wäre doch mal was für einen eishockeyerfahrenen Puckkünstler oder so.
Aber vielleicht ist das Heft auch dazu gedacht, seinen Frust über die medialen Jammerköppe abzulassen. Dann sollte man freilich möglichst dicke und stabile Buntstifte benutzen. Und neben dem Bild, über Brökers kurzen Zwischenrufen, gibt es auch immer jede Menge Platz, selbst etwas hinzuschreiben und zum Reporter zu werden. Oder zum Sammler, denn da kann man auch Sticker hinpatschen, Eintrittskarten oder Panini-Bilder, wenn es so etwas von Eishockeyspielern auch geben sollte. Immerhin hat uns Bröker ja ausführlich erklärt, dass Eishockey nichts mit Fußball zu tun hat. Also darf man vor allem schwungvoll zeichnen, denn manche Vor-Zeichnung ist noch viel zu ruhig und unaufgeregt. Die braucht wirklich Farbe und Feuer. Und wenn sich irgendwo Elfchen und Einhörnchen ins Bild schummeln, dann hat bestimmt der Nachwuchs das Büchlein in die Hand bekommen und darf Papa erschrecken, der doch so stolz darauf ist, dass Eishockey ein richtig knüppelharter Sport für echte Männer ist.
Frank Bröker Puckkunst, Reiffer Verlag, Meine 2017, 4,99 Euro.
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