Seit über 3.000 Jahren wissen Menschen, wie man Alkohol destilliert. Zumindest deuten Funde in China und Arabien darauf hin. Aber bevor die destillierten Tropfen sich in die gläsernen Ausstattungsstücke verdunkelter Bars verwandelten, machten sie eine ganz andere Karriere durch - erst einmal als Parfum für die Damenwelt und dann als Medizin. Was den Namen erklärt, den heute die Wässerchen aus Schottland, Irland und den USA tragen: aqua vita. Oder auf gälisch: uisge beatha.
Wasser des Lebens. So heißen die Tropfen noch heute, auch wenn daraus in Irland der Whiskey wurde und in Schottland der Whisky. Wobei die Gemeinde der Kenner annimmt, dass Irland das Ursprungsland des lebendigen Wassers ist und erst mit irischen Mönchen auch nach Schottland kam. Heute ist keine Landschaft so reich bestückt mit Whisky-Destillerien wie die schottische. Und einige Marken sind heute weltberühmt, andere eher ein Tipp für Genießer.
Tom Schmidt hat nicht nur ein kleines Büchlein verfasst, mit dem der Leser eine erste Einführung in die Welt der Whisky-Herstellung bekommt, die durchaus eine kleine Wissenschaft für sich ist, die mit dem richtigen Wasser beginnt, dem verwendeten Getreide über das Ansetzen der Maische bis zum mehrmaligen Destillieren und dann dem langen Reifeprozess im Fass, bei dem der Whisky erst sein unverwechselbares Aroma bekommt. Man erfährt das Grundlegende zu Malt und Grain Whisky, zu Blended, Rye und Bourbon Whiskey, was die schottischen von den irischen Tropfen unterscheidet und was die Amerikaner alles dazu erfunden haben.
Nach dem ersten Drittel des Buches weiß man zumindest ein bisschen Bescheid über das hochprozentige Getränk, das man nicht trinken sollte wie Bier und möglichst auch nicht mit Eiswürfeln aus Leitungswasser. Von der kleinen Warnung, man solle sich nicht unbedingt als tapsiger Laie entpuppen, wenn man mal eine der noblen Marken probiert, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Es soll ja auch Barkeeper geben, die einem die richtigen Tipps geben zum Genießen. Einen Fachmann hat sich ja auch Tom Schmidt mit dem Leipziger Whisky-Experten Lutz Hoffmann zur Seite geholt. Manchmal sollte man einfach die Gelassenheit haben, wieder genießen zu lernen, wenn man’s noch nicht kann. Mit einem in der Hand gewärmten Glas Whisky ist das durchaus möglich.
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Die Wissenschaft kommt erst danach, dann, wenn man unter all den verfügbaren Sorten die sucht, die einem besonders mundet. Dazu dient dann der Rest des kleinen Büchleins, in dem Tom Schmidt dann die Berühmtheiten aus Schottland, Irland und den USA fein säuberlich alphabetisch sortiert vorstellt. Wozu es bei den schottischen Marken natürlich auch noch um so wichtige Feinheiten wie Lowland, Highland, Speyside und Island Malts geht und die interessante Frage, wie viele Dudelsackspieler man hört, wenn einem der erste Schluck über die Zunge rinnt.
Natürlich stellt er dabei auch die Destillerien vor, von denen einige schon eine lange Tradition haben, einige so interessant sind, dass auch Käufer aus Asien schon eingestiegen sind, wieder andere laden zu Besuchen in der Produktion und in zum Teil schon musealen Produktionsstätten ein. Die einzelnen Whiskys werden auch kurz versucht, geschmacklich zu schildern – und auch zu erklären, wie die feinen Unterschiede zustande kommen. Schon hier begegnet man berühmten Zeitgenossen wie Glenfiddich, Laphroaig oder – dann bei den Blended Whiskys – Johnnie Walker. Genauso, wie man in Irland dem Tullamore Dew begegnet oder in Amerika dann dem Jim Beam.
Whisky
Tom Schmidt, Buchverlag für die Frau 2014, 5,00 Euro
Ein Büchlein also für Leute, die doch lieber wieder was Kleines, Feines bevorzugen zu Fest- und anderen besinnlichen Tagen. Denn was in diesen edlen Flaschen steckt, das sollte man wirklich in Ruhe und Besinnung genießen. Dann wirkt es wohl auch ein bisschen so, wie es sich die irischen Mönche mal gedacht haben: als lebendiges, wohltuendes Wässerchen.
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