Eigentlich ist die "Edition Lebenslinien" im Buchverlag für die Frau eher durch Lebens- und Erfahrungsberichte geprägt. Aber jetzt gibt es zwischendurch auch mal einen Ratgeber, einen, der vielen Betroffenen zumindest helfen kann, eine einschneidende Krise im Leben zu bewältigen. Dr. med. Teelke Beck und Breast Care Nurse Irene Brenneisen arbeiten beide am Brust-Zentrum Zürich. Sie kennen sich mit allen Facetten des Themas aus.

Und sie fassen in diesem Buch sehr übersichtlich zusammen, was betroffene Frauen und natürlich auch ihre Angehörigen und Freunde wissen wollen und auch wissen müssen. Denn natürlich geht es auch bei der Diagnose von Brustkrebs darum, dass die betroffenen Frauen selbstbewusst entscheiden können und informiert sind über Begleiterscheinungen der Therapie, mögliche Alternativen in der Behandlung, die Hilfsangebote, die ihnen zur Verfügung stehen und die Möglichkeiten, die Folgen der Behandlung zu lindern. Oder einfach souveräner damit umzugehen. Denn nicht nur die Krebserkrankung, auch die Therapie greift tief ins eigene Selbstverständnis ein, stellt wichtige Sicherheiten infrage. Auch die Selbstgewissheit als attraktive und selbstbewusste Frau.
Oft gibt es Diskussionen – auch in den Foren Betroffener – die die quälende Frage nach dem Warum aufwerfen und die Ursache für die Krankheit im eigenen Verhalten suche. Wäre es bei Krebsdiagnosen so einfach, man hätte die Krankheit wohl längst im Griff. Natürlich gibt es Verhaltensweisen, die Krebserkrankungen eindeutig begünstigen – allen voran das Rauchen. Umso unverhoffter trifft die Diagnose Krebs dann Menschen, die nie geraucht haben, die im Gegenteil versucht haben, ihr Leben grundsätzlich gesund und aktiv zu gestalten, die auch auf Alkohol, Zucker, Fett weitgehend verzichten und viel Sport treiben. Dann tauchen oft auch Fragen auf, ob nun gerade Stress, Überforderung oder gar die eigene Psyche dran schuld sind, dass nun Krebs diagnostiziert wird. Aber auch das fällt wohl in den großen Bereich der Erklärungen, die ein Erkrankungsbild fassbar machen sollen, das die Bewohner der modernen Welt immer noch erschreckt, weil es so unfassbar ist.

Die beiden Autorinnen erläutern natürlich auch recht kurz, was man zur Diagnose und den verschiedenen Tumorarten wissen sollte. Sie tun es sehr sachlich und schalten immer wieder Frage-Komplexe ein, in denen Spezialistinnen zu all jenen Fragen, die Patientinnen immer wieder stellen, sehr einfach und klar Rede und Antwort geben. Und am Ende des Buches staunt man nicht wirklich mehr, wie viele Fragen da auftauchen. Man versteht es, denn Krebsbehandlung und -bewältigung sind komplexe Themen. Sie beschäftigen Patientinnen und auch Angehörige und Freunde über Wochen, Monate und Jahre.

Die Betroffenen natürlich am allermeisten. Sie müssen sich ja nicht nur mit der Diagnose auseinandersetzen und den Vorschlägen, die die beratenden Ärzte zur Therapie und zur Stärke des Eingriffs machen, sie werden auch mit dem modernen Therapieformen konfrontiert, von denen ja einige – wie die Chemotherapie – auch tief in die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers eingreifen. Im Buch wird natürlich auch erklärt, warum das so ist und so sein muss.

Aber ein großes Kapitel beschäftigt sich natürlich auch mit all den Folgen, die die Therapie für das persönliche Leben der Betroffenen hat. Auf einmal ist tatsächlich nichts mehr, wie es war, und in Beruf, Familie, Alltag müssen neue Rollen gefunden werden. Aber auch die Psyche kommt unter Druck: Wie kann man damit umgehen? Insbesondere im vierten Kapitel – “Was kann ich selbst tun?” – wird nicht nur auf die möglichen hilfreichen Angebote von Ernährung, Sport bis Yoga eingegangen – sondern auch auf die Bewältigung der psychischen Krise, die bei einem solchen Eingriff ins eigene Leben nicht ausbleibt. Das nächste Kapitel widmet sich ganz der professionellen Hilfe, zu der auch die Rolle der Breast Care Nurse gehört, die die Patientinnen in allen Phasen der Behandlung begleitet.

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Brustkrebs
Dr. Teelke Beck; Irene Brenneisen, Buchverlag für die Frau 2014, 14,90 Euro

In einem Zwischenkapitel widmen sich die Autorinnen auch alternativen Behandlungsmethoden von Phytotherapie bis Osteopathie. Sie werden in der Regel eingesetzt, um den Heilungserfolg der klassischen Methoden zu unterstützen.

Das Buch richtet sich zwar besonders an Frauen, die mit einer Brustkrebserkrankung konfrontiert sind. Aber auch für all jene, die sie in dieser schweren Phase unterstützen, ist das hier gesammelte Wissen hilfreich. Denn sie sind – neben dem ärztlichen Personal – ja diejenigen, die in dieser Zeit einen wichtigen Teil der Unterstützungsarbeit leisten müssen. Die aber auch selbst betroffen sind, denn aus selbstbewussten Frauen, die vorher auch meist den Laden Familie managten, werden oft sehr unvermittelt Menschen, die jetzt selbst Unterstützung, Hilfe und Verständnis brauchen und selbst nicht mehr die Kraft haben, die Wärme zu geben, die man von ihnen meist gewohnt ist. Da müssen auch die männlichen Mitglieder der Familie lernen, eine andere, tragende und auch geduldige Rolle auszufüllen – nicht gerade ursprüngliche männliche Eigenschaften. Aber natürlich gelingt das besser, wenn auch sie wissen, was eigentlich passiert und welche Folgen die Therapie hat. Für sie gilt also auch, was für die Leserinnen des Buches gilt: Der beste Weg, mit der Erkrankung umzugehen, ist der bewusste und aktive. Das verhindert zwar nicht die Krisen, die damit einhergehen. Aber es macht den langen Weg bewusster, der natürlich auch auf neue Art zusammenschweißt, wenn man bereit ist, ihn gemeinsam zu gehen und die Flinte nicht ins Korn schmeißt.

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