Weite Landesteile des Iraks sind seit einigen Tagen heftig umkämpft und teilweise besetzt worden. Bei den Besetzern handelt es sich um eine Gruppierung mit dem Namen "Islamischer Staat im Irak und Großsyrien" (ISIS), die seit 2006 im Irak aktiv ist und seit 2013 auch im syrischen Bürgerkrieg kämpft. Christoph Günther hat an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkolleg "Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik" der Universität Leipzig seine Dissertation zu Genese und Ideologie dieser Gruppierung verfasst und ein Buch dazu geschrieben. Es ist seit wenigen Tagen auf dem Markt.

“Zehn Jahre nach dem Einmarsch amerikanischer Streitkräfte in den Irak 2003 kommt das Land immer noch nicht zur Ruhe. Der Dritte Golfkrieg und die folgende Besatzung des Iraks veränderten das soziale Gefüge grundlegend und führten auch zu gewalttätigen Konflikten unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die bis heute anhalten”, berichtet Günther. Das Zweistromland werde bis heute von Gewaltwellen erschüttert, die das Leben vieler Menschen erschweren und den Aufbau einer funktionierenden Gesellschaft unmöglich machen.

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Ein zweiter Staat im Zweistromland
Christoph Günther, Ergon Verlag 2014, 58,00 Euro

An dem Ringen um politische Macht zwischen schiitischen und sunnitischen Irakern beteiligen sich auch Gruppierungen, die sich die Errichtung einer alternativen Gesellschaftsform auf die Fahnen geschrieben haben. Das vorliegende Buch widmet sich einer dieser Gruppierungen: dem “Islamischen Staat Irak”. Es untersucht die Entstehung dieses irakischen Zweiges von al-Qaida, der von Abu Mus’ab az-Zarqawi, dem “schlachtenden Fürsten”, gegründet wurde und seit 2004 für die schwersten Bombenattentate im Irak verantwortlich ist.

“Dass Gewalt als notwendiges Mittel eingesetzt werden muss, ist jedoch nur ein Aspekt der Gruppierung”, erklärt der Autor weiter. Deren chronologisch-systematische Analyse decke auf, wie ein “Islamischer Staat” gestaltet sein soll und mit welchen kommunikativen Mitteln dieser die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit einer solchen Gesellschaftsform überzeugen will.

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