Eigentlich ist das Leben von Kindergartenkindern ganz einfach. Früh bringt einen Paps oder Mamutschka zur Kita, die ganze Rasselbande ist schon da, man spielt, tobt, singt und bastelt, und dann ist der Tag schon wieder rum und war dufte. Jeden Tag dasselbe, oder? - Nicht ganz, wissen Meyer, Lehmann und Schulze. Die eigentlich Monika Osberghaus und Thomas Engelhardt heißen. Aber das verraten wir hier keinem.

Es ist trotzdem ein Dreier-Team, denn die Bilder zu diesem Buch hat die Leipziger Zeichnerin Susanne Göhlich angefertigt. Inzwischen ist es eine ganze Serie. Neun Titel der “Wilden Zwerge” sind schon erschienen, über 35.000 Stück verkauft. Da kochen die Zwerge aus dem Kindergarten, gehen Schwimmen, lernen, was Hochzeit, Unfall, Trauer ist, begrüßen die Neuen. Und erleben den Tag, auf den sich die meisten wilden Zwerge freuen: den letzten Tag. Denn danach werden sie große Kinder und gehen in die Schule, die an dieser Stelle noch etwas unheimlich Aufregendes und Geheimnisvolles ist.
Vorher aber gibt’s noch was zu erleben. Eine letzte Nacht im Kindergarten. Mit Picknick am Waldrand und Kuscheltier. Wenn man sein Kuscheltier dabei hat. Aber Mara hat ihren Schussel vergessen. Bei Papa. Das passiert, wenn man die eine Woche bei Mama ist und die andere bei Papa. So ist das Leben heute, in den meisten Familien. Nicht ganz einfach. Auch nicht für Mara. Denn jetzt wird sie Papa wieder eine Woche lang nicht sehen.

Mehr zum Thema:

Einschlaf-und-Schwebe-Geschichten von Gerhard Schöne (und Jutta Mirtschin): Mein Kinderland
Man hat es doch glatt verpasst …

Eine ganz besondere Gute-Nacht-Geschichte für kleine Monster: Es gibt keine Kinder
Kinder kommen auf solche Ideen …

Ein Kinderbuch zum Lesen, Schauen, Hören: Der kleine Bach
Es wird ja gern von Multimedia geredet …

Es braucht gar nicht viel, um in so einer kleinen Wilde-Zwerge-Geschichte auf den Grund zu kommen. Auf diese kleinen Momente, in denen Leben weh tut. Manche mögen das nicht. Aber Kindheit ist ja nicht heil. Sie ist ein Abenteuer, das man zuweilen mit genauso ratlosen Erwachsenen teilt. Und mit seinen Kuscheltieren natürlich. Mit Krokodil Timsi, Eisbären, Brumm-Bären, Schlenkerhasen und dem Elefant Schussel. Aber der ist eben bei Papa. Das kann also ganz schrecklich werden heute Nacht. Das Picknick ist zwar spannend. Aber über den Bäumen zieht schon ein gewaltiges Unwetter herauf. Will man das nicht lieber zu Hause mit Mama am Fenster erleben?

Oder wird das nicht auch mit der Rasselbande auf den Schlafmatten ein spannender Abend, wenn draußen der Sturm tobt und die Blitze flackern und – rabumm – alles zusammenkracht? Das Licht geht tatsächlich aus und Frau Koslowski und Frau Köhler haben auf einmal eine Menge zu erklären. Und tatsächlich gibt es da draußen eine Menge zu sehen, denn jetzt muss die Feuerwehr ran. So schnell kann sich ein letzter Abend im Kindergarten in ein Abenteuer verwandeln, bei dem alle was lernen. Gewitter-Kakao gibt’s außerdem. Und am Ende kommen auch Papa und Schussel wieder und Anton erklärt seinen Eltern, was man bei Gewitter auf keinen Fall tun darf.

Bestellen Sie dieses Buch versandkostenfrei im Online-Shop – gern auch als Geschenk verpackt.

Die wilden Zwerge – Der Sturm
Meyer, Lehmann, Schulze, Klett Kinderbuch 2014, 8,95 Euro

Es ist also auch wieder eine kleine Lern-Geschichte, verpackt in eine liebevoll erzählte Abenteuer-Geschichte, die aus den kleinen Darstellern, den wilden Zwergen, keine Musterkinder macht, sondern genau jene wilden und aufgeregten Rabauken mit ihren eigenwilligen Temperamenten, die sie nun mal sind, spätestens in der Großen Gruppe, die nun schon so viel weiß, dass Noch-Mehr-Wissen noch viel toller sein muss. Abenteuerlustig und neugierig sind diese Zwerge. Selbst Grüffelo-Autor Axel Scheffler findet die Buchreihe toll, auch wenn sie nicht in Stapeln in den Buchhandlungen liegt. Vielleicht auch einfach deshalb, weil die Eltern die neuen Titel immer gleich mitnehmen, weil sie ihren Zwerg darin wiedergefunden haben. Dieses unverwechselbare Früchtchen, das nicht nur Kindergärtnerinnen überrascht. Es steckt natürlich auch die Faszination drin, welche die drei Erwachsenen empfinden, wenn sie solche Geschichten aus dem Leben der Kinder erzählen und bebildern.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar