Das ist ein Memory für Leute, die entweder viel reisen und immer unterwegs sind zu den großen Operninszenierungen in Salzburg, Paris und Moskau. Oder eins für Leute mit wirklich gutem Bildgedächtnis. Nicht immer hilft die Kenntnis der üblichen Inszenierungs-Rituale für Zauberflöte & Co. Und ein bisschen Zeitreise steckt auch drin.

Denn wer hat schon ganz zufällig die Inszenierung von Mozarts “Zauberflöte” 1997 bei den Salzburger Festspielen gesehen? Oder Wagners “Parsifal” 2002 bei den Salzburger Osterfestspielen? – Es steckt viel Salzburg in diesem kleinen Kästchen. Es ist ein Liebhaberkästchen, eine Art Bekenntnis des E. A. Seemann-Verlags zu einem kleinen Repertoire von Lieblingsopern und Lieblings-Opernstätten. Leipzig kommt wirklich nicht drin vor.

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Überhaupt animiert die kleine Auswahl eher zum Reisen. Das kann richtig weit gehen. Denn wer war schon einmal an der Peking Oper und hat dort eine richtig traditionelle chinesische Oper gesehen? – Ein Erlebnis ist es bestimmt. Wenn denn in Peking bei all dem Smog demnächst noch Oper gespielt werden kann.

Aber man kann ja umdisponieren. Auf nach Moskau ins Bolschoi-Theater. Auch die Russen lieben ihre ganz eigene Operntradition, von der die Leipziger ja ein wenig erleben durften, als am Opernhaus am Augustusplatz der “Boris Godunow” von Mussorgski inszeniert wurde: So märchenprächtig geht es auch bei Glinka zu, den man in diesem Kärtchenstapel in trauter Nachbarschaft zu Janacek findet, dessen “Die Sache Makropoulos” 2007 an der Opera National in Paris inszeniert wurde. Also auf nach Paris!Wo man durchaus auch einem Burschen begegnen kann, den man in Frankreich nicht vermutet: Richard Wagner, dessen “Der Ring der Nibelungen” am Theatre du Chatelet 2006 inszeniert wurde von Robert Wilson. Klar: Opernkenner wissen so was. Die kennen auch die “Carmen”-Inszenierung am Bolschoi-Theater und wissen, dass Wagner es in Paris auch an die Nationaloper geschafft hat – mit “Siegfried” 2011.

Berlin darf sich noch einreihen in diesen kleinen Blättchenberg mit “Sternzeit F:A:S”, einer Kinderoper. Auch das gibt es. Dafür vermisst man natürlich die Leipziger “Hänsel und Gretel”-Inszenierung. Liegt Leipzig wirklich nicht auf der Reisekarte der Opernkenner? – Oder hat der hier auswählende Liebhaber einfach gesagt: Ich zeig, was mir gefällt, und sonst gar nichts? – Hat er wohl. Denn unübersehbar dominiert Salzburg.

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Opern-Memo
Seemann Verlag 2014, 9,90 Euro

Da ist der Kenner zu Haus, hat wahrscheinlich ein kleines Lofft gleich an der Oper und braucht nur über die Straße zu gehen, wenn es wieder los geht im Juli. Oder er hat seine Lieblingspension, wo er die Sommermonate schon immer gleich komplett bucht. Plus Abonnement natürlich. Und Ehrenbillett fürs Mozarthaus.

Wobei natürlich auffällt, dass von Mozart “Die Zauberflöte” besonders häufig erscheint – neben “Cosi fan tutte” und “Entführung aus dem Serail”. Nicht leicht zu unterscheiden für den Laien, denn Farbenpracht ist in allen drei Opern angesagt. Eine orientalischer als die andere.

Vielleicht ist dieses Memory auch nur eine kleine, in 72 Kärtchen verteilte Werbung für die Salzburger Festspiele. Jedenfalls löckt das Spiel in diese Richtung. Aber warum nicht Salzburg, wenn man noch nicht da war? Und wenn man den Trubel von Festspielen mag. Und noch ein paar Karten bekommen hat, versteht sich.

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