"Kraut ist Gold wert", zitiert Regina Röhner gleich zum Start einen, der es wissen musste: Pfarrer Sebastian Kneipp. Nur kurz geht sie auf die Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente ein, die in diversen Kohlsorten enthalten sind. Allein das ist eine Wissenschaft, die das kleine Büchlein sprengen würde. Dass eine Ernährung mit Kohl durchaus hilft bei der Krebsabwehr, auch das erwähnt sie.
Womit man wieder beim großen Staunen darüber ist, mit welcher Vehemenz einige Leute den von den Grünen vorgeschlagenen Veggie-Day verbal bekämpfen. Es ist wohl tatsächlich so: Man ist hier auf dem selben Terrain wie beim Streit um das Automobil. Alle wissen, wie schädlich es für die Umwelt ist, wenn jeder alle Strecken mit dem eigenen Pkw fährt – aber Einschränken und Umsteigen? Bloß nicht!
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Dasselbe trifft augenscheinlich auch auf das Thema Fleisch zu. Man nimmt – zumeist mit artikuliertem “Entsetzen” – die immer neuen Fleisch- und Hormonskandale zur Kenntnis, die Medikamentenspuren selbst im Grundwasser, die beklemmenden Haltungsbedingungen in den Tierfabriken, ja selbst die Folgen von Massentierhaltung auf Grund und Boden. Aber wenn dann die Gretchenfrage kommt: Ja, wie wär’s denn mal mit ein paar Tagen ohne Fleisch, dann kommt der Suppenkasper zum Vorschein. Dann ist keine Keule groß genug, um mal ordentlich auf den Tisch zu hauen: Wie kann man sich denn nur am guten Fleisch vergreifen!
Zur Beruhigung für die Fleischesser: Es gibt auch etliche Gerichte mit Fleisch in diesem Buch. Das ist klassisch. Und die meisten Fleischgerichte funktionieren ohne eine ordentliche vegetarische Beilage nicht. Man kann zwar immer das Fleisch weglassen – aber nicht wirklich den Kohl.Dessen Heilkräfte übrigens auch den alten Griechen, Römern und Germanen bekannt waren. Die Vielfalt der heutigen Kohlsorten ist das Ergebnis von Jahrhunderten der Züchtung aus dem wild wachsenden Kohl. Im Kern sind sie sich alle so verwandt, wie es nur geht – der Wirsing, der Weiß, der Rot, der Spitz, der Rosen und wie die Herren Kohl noch so alle heißen. Dass er gut gegen Magengeschwüre und Sodbrennen ist, wusste man auch schon lange. Und dass er sogar gegen die gefürchtete Seefahrerkrankheit Skorbut hilft, wenn er als Sauerkraut jede Menge Vitamin C enthält, das haben die deutschen Seefahrer gelernt, als sie begannen, auch mal die europäischen Küstengewässer zu verlassen. Und daher kommt wohl auch der Name – als Spitzname erst für die deutschen Seefahrer, und dann für alle Deutschen, als sie unbedingt Krieg auf den Meeren spielen mussten: Krauts. Die Engländer entdeckten dafür die hilfreiche Zitrone.
Aber auch beim Wissenswerten zum Kohl hält sich Regina Röhner zurück. Es geht ja um die Praxis. Ganz kurz auch das Kapitel zu Kohlsorten und Kohlanbau. Man kann die gesunden Blattgewächse sogar im Balkonkasten ziehen oder eine Glücksinsel im Garten schaffen und sich fürs ganze Jahr die gewünschten Kohlvorräte anlegen. Ein paar Küchentipps, auch zu den wichtigsten Kohlgewürzen, und los geht es mit der ganzen Rezeptevielfalt mit Kohl. Angefangen bei den Krautsalaten, die auch durchaus mal Carpaccio oder gar “Der Edle” heißen dürfen, Begegnungen mit Äpfeln, Orangen und Ananas nicht ausgeschlossen.
Gesundes Kraut
Regina Röhner, Buchverlag für die Frau 2013, 5,00 Euro
Dem folgen – und da wird’s richtig warm im Bauch – Eintöpfe und Suppen mit Kraut, Eingelegtes (auch aus Korea) und dann, bunt durcheinander, Kohl als Beilage oder Hauptgericht, vom Pfannenwirsing bis zum Bohnen-Blattkohl-Topf. Aufläufe sind genauso dabei wie Teigtaschen und eine Kimchi-Variante der Pizza. Es darf geschmort, gewokt und gepeppt werden. Was Regina Röhner zeigt, ist ja nur der Anfang all dessen, was man mit Phantasie und Kohl so alles anstellen kann. Es darf ruhig bunt werden und Paprika und Zwiebel mit in Topf und Pfanne bringen. Da lohnt sich dann der Kauf eines ganzen Kohlkopfs erst so richtig, denn da stecken bunte Rezepte für mehrere Tage drin. Ein kleines Einstimmungsbuch fürs Kraut in der Küche.
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