Das erste Sparkochbuch, das Kurt Meier 2009 zusammen mit Uwe Glinka veröffentlichte, wurde zu einem echten Verkaufserfolg. Auch weil es eben nicht nur die Bedürfnisse von "Hartz IV"-Haushalten ansprach, sondern die von Millionen deutscher Haushalte, die Monat für Monat mit kleinem Budget über die Runden kommen müssen. Reicht da denn ein Sparkochbuch? - Eigentlich nicht, dachte sich Kurt Meier.

Deswegen hat er noch ein weiteres Sparkochbuch nachgeschoben – für den kleinen Haushalt. Es hätte auch wieder das Label “Günstig und ausgewogen ernähren nach dem Regelsatz von Hartz IV” drauf stehen können. Es geht um dasselbe Problem: Wie bekommt man jeden Tag ein ordentliches warmes Essen für zwei Personen für maximal 4,40 Euro hin? Mit Fertiggerichten, das hatten Meier und Glinka ja schon festgestellt, geht es nicht. Erst recht nicht, wenn man Vielfalt auf dem Tisch haben möchte und auch noch so etwas wie gesunde Ernährung. Ganz zu schweigen über die Frage, wieviel Gammelzeug und Gift in diversen Fertigprodukten steckt.

Das Ergebnis, zu dem die beiden Männer in ihrem Selbstexperiment kamen, war auch in anderer Hinsicht erstaunlich: Wer selber kocht, kommt billiger davon. Denn natürlich verwendet man dann vor allem Rohprodukte. Und die sind in der Regel nicht nur preiswerter, man kann ein gut Teil davon auch auf Vorrat kaufen und beginnt wieder ganz anders zu haushalten, als wenn man alles immer “fertig” kauft.Und da Glinka und Müller die schier unerschöpfliche Quelle der Landfrauenvereine anzapften, hatten sie natürlich auch Zugriff auf nun fast schon historische Koch- und Haushaltserfahrungen. Denn auch das 20. Jahrhundert war ja gespickt mit Not- und Mangeljahren. Die auch deshalb von Vielen leidlich überstanden wurden, weil auch deren Mütter und Großmütter in Zeiten aufgewachsen waren, als der sparsame Einkauf noch die Regel war und der Tante-Emma-Laden in deutschen Städten die Normalerscheinung. Für den Großteil der deutschen Bevölkerung war die Kaiserzeit nicht die werbetechnisch verklärte “gute alte Zeit”, sondern eine Zeit mit knappen Löhnen und einem Leben immer dicht an der Grenze des Auskömmlichen. Da mussten Hausfrauen lernen zu rechnen, zu planen und genau zu kalkulieren.

Hausfrauen jetzt mal ganz ohne Anführungszeichen, denn der “Ernährer der Familie” hatte damals tatsächlich noch 10-, 12-Stunden-Tage zu schuften. Eine Gleichberechtigung im Haushalt ist erst möglich, seit sich die Arbeitssituation auch für Männer deutlich verändert hat. Und da gibt es natürlich für Männer eine Menge zu lernen.

Anders als im ersten Sparkochbuch lässt Müller diesmal Frühstück und Abendbrot weg. Dazu gibt es im ersten Buch genug Anregungen. Und wer sich da eingefuchst hat, weiß, dass bei einem Zweipersonenhaushalt, wo 8,80 Euro am Tag fürs Essen zur Verfügung stehen, ungefähr die Hälfte für Frühstück und Abendbrot draufgeht. Bleiben 4,40 Euro für die warme Mahlzeit am Mittag (oder wahlweise am Abend). Und da hier der Bedarf nach Abwechslung deutlich größer ist, hat Müller in seinem neuen Sparkochbuch lauter Rezepte für zwei Personen (also den kleinen Haushalt) gesammelt, die für 4,40 Euro oder sogar weniger umzusetzen sind. Diesmal sortiert nach Suppen und Eintöpfen, Salaten (die es im ersten Buch nicht gab), Fisch und Meeresfrüchten, Fleischgerichten, vegetarischen Gerichten, extra diesmal auch Pastagerichten und – für die Naschmäuler – Süßspeisen.

Dabei verraten viele Rezepte ihre Herkunft aus den ganz persönlichen Rezeptsammlungen von diversen liebevoll kochenden Großmüttern und Tanten. Aber auch ein internationaler Touch fehlt nicht – auch Exotisches kann man für wenig Geld kochen. Die Palette reicht von deftigen Bratkartoffeln bis zur Mango-Reispfanne, ordentlicher Kartoffelsuppe bis Spätzle-Pfanne.

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Das Sparkochbuch für den
kleinen Haushalt

Kurt Meier, Buchverlag für die Frau 2013, 9,90 Euro

Und da man das alles wieder selber zubereitet, hat man auch das Kocherlebnis als Abenteuer obendrauf. Was ein gerüttelt Maß an Lebensqualität ist, auch wenn es viele Schnell-Schnell-Zeitgenossen so nie begreifen werden. Man kann sich Glück und Wohlergehen nicht kaufen.

Aber schon die in diesem Buch versammelten über 200 Rezepte zeigen, welcher Reichtum selbst im Einfachen, Selbstgemachten stecken kann. Um das genaue Vergleichen der Preise und den Einkauf im Discounter kommt man da zwar immer noch nicht herum. Aber man hat sich ein Stück Lebensqualität zurückerobert. Und das gilt eben nicht nur für die in “Bedarfsgemeinschaft” Lebenden, sondern auch für viele Rentner, Studierende, Alleinerziehende und Niedriglöhner im Land.

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