Heike Wendler liebt Tiere. Katzen besonders. So sehr, dass sie auch schon mal selbst in ein weißes Katzenfell schlüpft und auf Abenteuer ausgeht. Wie in diesem ersten Krimi von ihr, in dem Katz und Hund zu Detektiven werden, quasi Sherlock Holmes und sein bellender Dr. Watson auf jeweils vier Pfoten. Das hat den Vorteil: Sie bekommen alles mit, dürfen den Gesprächen und Heimlichkeiten der Leute in Ringelreuth lauschen. Der Nachteil: Sagen können sie nix.

Aber man kann es sich gut vorstellen, wie Gina und Max unterm Tisch liegen und die Ohren spitzen. Es ist ein schöner Blickwechsel. Die Erzählerin kann in die Rolle der Katze schlüpfen, darf in Zimmer huschen, in denen menschliche Besucher auffallen würden, darf Verdächtige verfolgen, ohne dass es weiter auffällt. Was auch deshalb leichter fällt, weil sie mit Max, dem Küsterhund, dicke befreundet ist. Wobei der Küster in diesem Fall auch noch der Wirt des Dorfgasthofes ist – da sitzt man direkt an der Quelle aller Gerüchte.Und Gerüchte gibt es jede Menge. Das ganze Dorf diskutiert die Ereignisse – erst den Brand einer Scheune im Nachbardorf, dann der großen Brand im Autohaus Hellmann, bei dem auch noch der alternative Bauernhof Ludwig in Gefahr gerät. Und dann gibt es gleich mehrere Verdächtige, die sich alle irgendwie mit Hellmann gestritten haben. Aber da sie auch alle brave Pfarrkinder sind, tauchen sie auch irgendwann alle im Ersatz-Pfarrhaus von Pfarrer Winter auf, um sich Rat zu holen. Ein paar versteckte Liebesgeschichten kommen zum Vorschein. Und was Pfarrer Winter nicht erfährt, erfährt Frau Löffler, seine Haushälterin per Dorfklatsch oder Telefon. Was in einem modernen Dorf eigentlich dasselbe ist. Und auch dem ermittelnden Kriminalpolizisten bleibt nicht erspart, in dieser Gerüchteküche zu recherchieren, die auch schnell ihre Fronten bekommt.

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Dörfer sind typische menschliche Gemeinschaften. Hat man erst einmal einen Verdächtigen, gibt es auch bald überzeugte Parteien, die den Betroffenen schneiden und schon einmal vorauseilend verurteilen. Boulevardzeitungen funktionieren ja genau nach diesem Muster. Da braucht es kein Zweifeln, keine Spurensuche, auch keine Geduld mit den Ermittlungen. Das überzeugte Volk hat seine Meinung und ist mit dem Urteil schon fertig, bevor die letzten Rauchschwaden verzogen sind.

Nur Gina und Max haben so ihren Verdacht, vertrauen lieber ihrer Menschenkenntnis und machen es sich zur Aufgabe, den Täter zu finden. Gina auch, weil sie vor lauter Feuer-Albträumen gar nicht mehr schlafen kann. Und sie finden den Täter denn auch – erweisen sich als geistig wesentlich fitter als die so schnell überzeugten Dorfbewohner. Dabei müsste Frau Löffler eigentlich prädestiniert sein zur neuen Miss Marple, hat sie doch – wenn sie nicht gerade im Internet Poker spielte – fleißig Kriminalromane gelesen.

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Pfarrers Katz & Küsters Hund
Heike Wendler, St. Benno Verlag 2013, 9,95 Euro

Doch der erste Versuch, die Menschen auf den richtigen Täter aufmerksam zu machen, geht schief und endet beinah in einem kompletten Vertrauensentzug. Aber als dann auch noch ein Brand am gerade zur Renovierung stehenden Pfarrhaus ausbricht, lassen sie nicht mehr locker. Und haben am Ende Erfolg. Blitz und Donner geben die Hintergrundmusik für das furiose Finale. Der Täter hat gestanden und dem Pfarrer sein Gewissen erleichtert. Und Pfarrer Winter sieht sich bestätigt in der Vermutung, dass gerade Hund und Katz über mehr Intelligenz verfügen, als man ihnen für gewöhnlich zuschreibt.

Ein schöner leichter Sommerkrimi für alle, die von den Dramen des sozialen Alltags mal eine Pause machen wollen. Hinterm Haus im Garten im Korbstuhl – mit Katze auf dem Schoß, Hund an den Füßen und was Kühlem zum Trinken in Reichweite.

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