Mit Krebs ist nicht zu spaßen. Krebs ist kein Spaß. Vielleicht ist die moderne Zivilisationskrankheit Krebs die Kehrseite unserer Spaßgesellschaft. Die keine spaßige ist, auch wenn sie alles, was wichtig ist, in einen Spaß zu verwandeln scheint. Nicht nur Regina Rose fragt wohl zu recht, welche Rolle unsere moderne Lebensart für die Ausbreitung der "Volkskrankheit" Krebs hat.

Sie ist Heilpraktikerin, steht also auch den üblichen Formeln der klassischen Medizin recht skeptisch gegenüber. Denn wo die diversen “Reformen” im Gesundheitswesen dazu geführt haben, den Patienten zur Durchlaufware zu machen, ist auch etwas Wesentliches verloren gegangen oder zur Seltenheit geworden: der Freiraum des Arztes, sich mit den Lebensumständen und der Persönlichkeit seiner Patienten umfassender zu beschäftigen. Gerade die modernen Zivilisationskrankheiten haben viel mit unserer Art zu leben, uns zu ernähren, zu arbeiten und Erfolgen hinterherzujagen zu tun. Der Preis für eine auf Effizienz getrimmte Gesellschaft ist ein Mehr an Krankheitsbildern, die Folge dieser Verengung und Einspannung sind – vom Burnout über die folgen falscher Ernährung bis hin zu Suchtmittelmissbrauch und der Überforderung des Körpers mit karzinogenen Einflüssen.

Davon gibt es mittlerweile so viele in unserer Umgebung, dass eine eindeutige Ursache für die jeweilige Krebserkrankung selten gefunden werden kann. Natürlich gibt es auch die in der Natur vorkommenden Karzinogene. Dass Menschen überhaupt an Krebs erkranken, ist keine neue Entwicklung der modernen Zivilisation. Menschen reagieren unterschiedlich auf all diese Einflüsse. Doch je stärker das Immunsystem unter “Beschuss” kommt, umso wahrscheinlicher ist es, dass es zur Geschwulstbildung kommt. Und dem ein oder anderen Arzt oder Heilpraktiker fällt auch auf, dass der Krebs gehäuft bei Menschen zum Ausbruch kommt, die in besonderen kritischen Belastungsphasen in ihrem Leben stecken.Was Regina Rose hier schildert, ist in erster Linie eine Krebstherapie, die nicht so im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht. Meist wird nur über die drei klassischen Behandlungsverfahren berichtet: Resektion (Entfernung des Geschwürs), Chemotherapie und Bestrahlung. Wobei die meisten Autoren nähere Informationen über die Chemotherapie weglassen. Denn jeder Patient bekommt in der Regel einen anderen “Cocktail” verpasst, der der Art seiner Erkrankung (hier stand eben noch die gar nicht so freudsche Verschreibung Er-Kränkung) und vor allem auch seinem Alter angepasst ist.

Inwieweit die von Regina Rose empfohlene Krebstherapie mit “Vitamin B 17” unbedenklich ist, kann ein medizinischer Laie wie unsereins natürlich nicht einschätzen. Um ein Vitamin geht es auch nicht wirklich, sondern um ein Glycosid namens Amygdalin, das unter anderem in Pfirsichkernen, Mandelkernen und Apfelkernen vorkommt. Man kann versuchen, diesen Stoff direkt aus den natürlichen Quellen, hier also Pfirsichkernen – zu gewinnen, wie es Regina Rose tut. Es gibt auch eine chemisch hergestellte Substanz namens Laetril, die dem Amygdalin ähnlich ist. Vor dem Bezug von Laetril insbesondere aus mittelamerikanischen Quellen warnt Regina Rose aber.

Der Wikipedia-Beitrag zu Amygdalin warnt überhaupt vor Amygdalin, insbesondere wegen des Blausäureanteils. Aber die Skepsis, die Regina Rose gegenüber der Pharmaindustrie hegt, die mit Krebstherapien richtig gutes Geld vertritt, kann man natürlich teilen. Denn wie so oft scheint auch hier zu gelten, was Paracelsus als Grunderkenntnis mehrfach benannte: Jedes Gift ist ein Heilmittel – es kommt auf die Dosis an.

Auch die klassisch angewandten Therapieformen haben oft drastische Nebenwirkungen und stellen das Immunsystem der Patienten auf eine harte Probe. Andererseits sind viele Menschen verzweifelt auf der Suche nach einer Therapie, die ihnen hilft.

Und manche Ärzte und Heilpraktiker geben ihnen dann auch ein Heilsversprechen. Was sie nicht dürfen, was sich aber viele Patienten dringend wünschen. Die Angst vor dem Krebs sitzt tief. Er wird als Fremdkörper empfunden. Nicht als Zeichen oder Signal des Körpers, dass etwas im eigenen Leben nicht stimmt. Da unterscheidet sich der Krebs nicht von vielen anderen Zivilisationskrankheiten.

Vielleicht ist es nicht einmal die Therapie selbst, die das Wichtigste ausmacht, sondern das, was Heilpraktiker in der Regel den üblichen Fach- und Spezialärzten in Deutschland voraus haben: Sie gehen noch auf den ganzen Menschen ein, seine Persönlichkeit, seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. “Du musst dein Leben ändern”, schrieb Rilke. Das gilt in der Regel auch für die Menschen der Moderne, die in unaushaltbaren Umständen keine Abwehrkräfte mehr haben.Regina Rose beschreibt es so: “Jeder Patient, der zur Behandlung in meine Praxis kommt, wird von mir als individuelle Persönlichkeit wahrgenommen und behandelt. Es mag seltsam anmuten, eine Selbstverständlichkeit zu erwähnen. Leider ist es heute durchaus nicht die Regel, Patienten als das zu sehen, was sie sind – nämlich Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen.” Und Lebenssituationen, muss man hinzufügen.

Nicht ohne Grund geht Regina Rose auch auf “Die richtige Ernährung” ein, das gehört zur Therapie – aber auch zur Vorbeugung. Und was hier unter der “Checkliste Anti-Krebs-Lebensmittel” auftaucht, gehört in der Regel auch zu einer sonst “normalen” gesunden Ernährung. Das Wort “Bio” taucht übrigens recht häufig auf, denn die meisten Lebensmittel aus der industriellen Fertigung enthalten selbst reihenweise gesundheitsschädigende oder gar karzinogene Zutaten. Dafür fehlen viele Dinge, die in Obst, Gemüse, Getreideprodukten, Eiern, Fischen aus natürlicher Erzeugung enthalten sind – und die seit Jahrtausenden Grundbestandteil der menschlichen Ernährung waren.

Aber auch der Rat, dass Patienten ein Recht darauf haben, sich von ihren Ärzten und behandelnden Heilpraktikern ausführlich auch über die Folgen jeder Behandlung aufklären zu lassen, ist wichtig. Die “Risiken und Nebenwirkungen” der Medikamente und Therapiemethoden stehen in der Regel recht winzig in der Beilage. Oder die Betroffenen erfahren erst davon, wenn es schon passiert ist.

Das Thema Krebs wird unsere Gesellschaft noch recht lange begleiten. Bislang haben sich Forschung und Medizinindustrie vor allem auf die “Bekämpfung” konzentriert, fast gar nicht auf die Vorbeugung und die Rolle der modernen Lebensumstände bei der Verbreitung von Krebs. Von einer intensiven Beratung der Betroffenen von ihrem behandelnden Arzt rät Regina Rose deshalb auch nicht ab, im Gegenteil.

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Vitamin B 17 – was sonst?
Regina Rose, Einbuch Verlag 2013, 9,90 Euro

Und eigentlich stehen die wichtigsten Botschaften eher nicht in den Textteilen zur “Vitamin B17”-Therapie, sondern davor, wenn es schlicht um die so wichtige Beziehung zwischen Behandelnder und Patienten geht: “So erscheint es mir sehr wichtig, die Therapie so persönlich wie möglich zu begleiten. Ich möchte meine Patienten und deren Ängste und Sorgen kennenlernen. Zu mir kommen die Patienten nicht nur, um sich eine Spritze abzuholen. Ich achte sehr darauf, meine Patienten sowohl körperlich als auch seelisch zu kräftigen. Es ist unmöglich, das in einer Woche zu leisten!”

Manche erfahren wohl so sogar zum ersten Mal, dass ihr Körper keine Maschine ist, sondern ein wesentlicher Teil ihres Selbst, das es zu “stärken” gilt. Etwas, was in der modernen Abfertigungs-Medizin kaum noch Platz hat. Aber auch die guten Ärztinnen und Ärzte wissen, dass es eigentlich genau darum geht. Und dass die beste Prävention genau diese Stärkung ist – durch bessere Ernährung, gesunde Bewegung, ein menschlicheres Leben und Arbeiten und einen pfleglichen Umgang mit der eigenen Psyche.

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