Bei Ute Scheffler muss man aufpassen. Sie experimentiert gern. Und es kann passieren, dass man bei ihr mitten in die neue Experiment-Serie "Richtig scharf" gerät. Und dann zum Kosten eingeladen wird. Das kann heftig werden. Aber auch das Leben bereichern.

In diesem neuen Buch aus der Mini-Reihe des Buchverlags für die Frau zeigt Scheffler einen weiteren Aspekt dessen auf, was in der modernen Küche möglich ist. Es gibt sie nämlich tatsächlich, die Welt jenseits der Fertiggerichte, die irgendwo in gesichtslosen Fabriken hergestellt werden. Natürlich hat der heutige Mensch keine Zeit, sich in die Küche zu stellen und was Neues auszuprobieren, nicht wahr? Wenn er oder sie erst bei Dunkelheit aus dem Büro kommen, sich abgerackert haben auf der wilden Hatz nach dem ersten Burnout oder dem ersten Kreislaufkollaps. Nimmt man ja gern hin. Ist doch schick und cool, nicht wahr? – Und dann völlig kaputt aufs Sofa, die Glotze an …

Man kann sich seinen Lebensstil ja nicht aussuchen, oder?Oder vielleicht doch?

Vielleicht doch mal bei Tageslicht losziehen und schauen, was der Gemüsehändler und der Asia-Laden zu bieten haben? Ob es frischen Meerrettich gibt? Frische Paprika? Und wo bekommt man Rosmarin her? Gelbe und braune Pfefferkörner? Salbeiblätter? – Könnte man ja Entdeckungen machen, gleich um die Ecke. Nur Zeit braucht man. Zeit ist auch in den Jahren vor der Rente ein Geschenk. Wer’s weiß, geht auf Entdeckungstour. Lässt sich dabei von Ute Scheffler ein bisschen führen in die Welt der scharf gewürzten Sachen. Denn es ist immer gut, nicht gleich mit dem schärfsten Chili zu beginnen (aber es ist gut zu wissen, dass es einige hundert Chili-Sorten gibt – ein Dutzend davon ist für die hiesige Küche interessant).

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Natürlich beginnt die Autorin mit dem kleinen notwendigen Ausflug in die Geschichte, denn die meisten scharfen Exoten haben traditionell weite Wege hinter sich – gehören aber, wie Vieles aus Indien, seit Jahrtausenden zur europäischen Küche. Einst in Gold aufgewogen und genau die richtige Ware, mit der man im Mittelalter richtig reich werden konnte. Zum Pfeffersack, wie das heute noch heißt. Die teuren Gewürze haben die Weltgeschichte erst so richtig in Gang gebracht. Das vergisst man oft. Columbus und die anderen Wagehälse machten sich tatsächlich nicht auf den Weg, um irgendwem zu beweisen, dass die Erde rund ist. Sie wollten alle nach Indien, da hin, wo der Pfeffer wächst.

Nach ihnen kam der Gewürztransport rund um den Globus so richtig in Gang. Und die scharfen Sachen wurden so massenhaft nach Europa verschifft, dass sie auch für die nicht so Betuchten bezahlbar wurden. Und es auch noch sind. Ute Scheffler hat für das Büchlein nicht nur wieder allerlei Rezepte von Soßen und Dipps über Suppen, Fleischgerichte und Desserts bis zu scharfen Getränken gesammelt.
Sie hat auch einige Grundrezepte dazugetan – etwa die für eigene Curry- und andere Gewürz-Mischungen, Curry-Pasten und selbstgemachten Senf. Ist ja nicht so, dass die scharfen Dinge nur in Indien wachsen.

Kleine Chili-Schoten geben an, in welche Schärfekategorie das Rezept gehört – von scharf bis extrem scharf. Natürlich ist der Tipp ratsam: Erstmal nicht übertreiben. Denn Manches, was andere Völker in wärmeren Breiten als normal ansehen, ist für europäische Gaumen wie Feuer. Aus verschiedenen Gründen. Einer ist zum Beispiel die übliche Außentemperatur. Ein anderer die Gewöhnung. Denn was da “brennt”, sind ja tatsächlich gereizte Schmerzkanäle. Die gereizten Schmerzkanäle werden dann besser durchblutet – was auch die Geschmacksnerven anregt. Schmerz und Genuss liegen dicht beieinander.

Ist dann nur die Frage: Welchen Platz bekommt das Scharfe in der eigenen Küche? – Wird es mal ein Party-Höhepunkt? Wird es fester Bestandteil?

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Lauter scharfe Sachen
Ute Scheffler, Buchverlag für die Frau 2012, 5,00 Euro

Oder werden diverse scharfe Gerichte zu den Krönungen schöner Tage, wo man sich ganz dem Genuss widmet? Was man ja auch mal tun sollte. Das gehört zum Leben.

Das kann ein jamaikanischer Pepperpot sein, der die Familie begeistert. Oder ein Pollo alla diavola, das die Geburtstagsgäste zum Staunen bringt. Oder auch ein Louisiana-Grillhähnchen. Man holt sich ein Stück Weltgenuss in die Küche. Und man hat eine Menge Spaß dabei. Gerade dann, wenn man in den Hamsterszenarien des Alltags schon eine Weile das Gefühl hat, da fehle eigentlich die Würze.

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