Wer Bildung für alle will, muss öffentliche Bibliotheken gründen. Diese Idee setzte 1828 als Erster in Deutschland Karl Benjamin Preusker im ostsächsischen Großenhain um. In Leipzig erlernte Preusker das Buchhändlerhandwerk, hier war er Soldat. Nun gibt es ein Buch über ihn - und ein Leipziger Portal, das seinen Briefwechsel digital dokumentiert.
Karl Benjamin Preusker (1786 – 1871) ist so etwas wie der Vater der öffentlichen Bibliotheken in Deutschland. Deshalb wird seit 1996 alljährlich die Karl-Preusker-Medaille verliehen. Immer am 24. Oktober, dem Tag der Bibliotheken.
Denn am 24. Oktober 1828 eröffneten der Rentamtmann Karl Benjamin Preusker und der Arzt Emil Reiniger im ostsächsischen Großenhain die erste öffentliche Bibliothek in Deutschland. Der sächsische Finanzbeamte Preusker hatte Großes vor: Um die Bildung aller zu verbessern, musste das Buch zu jedermann in jedes Dorf.
Über einem solchen Bibliothekssystem sollte eine Nationalbibliothek thronen. Im deutschen Fall entstand diese Kulturinstitution in Leipzig. Seit der deutschen Teilung in Folge des Zweiten Weltkrieges zusätzlich auch noch in Frankfurt am Main.Die Eröffnung des imposanten Baus am hiesigen Deutschen Platz erlebte Preusker nicht mehr. Gleichwohl ist sein Leben in zweifacher Weise mit der Messestadt verbunden. An der Pleiße absolvierte der gebürtige Löbauer zum einen zwischen 1805 und 1809 eine Buchhändlerlehre.
Ein sicheres Auskommen fand er in den wirtschaftlich schweren Jahren der Napoleonischen Zeit anfangs nicht. Eine Aussicht auf Lebensunterhalt und Aufstiegschancen bot da das Militär. Es wurde auch in Sachsen reichlich vermehrt, um lange mit und später gegen Franzosenkaiser Napoleon in den Krieg zu ziehen.
Preusker war kein schneidiger Held, sondern ein exakter Verwaltungsmann. Als solcher hatte er auf den Märschen Richtung Frankreich 1814/1815 für ausreichend Verpflegung für sein Regiment zu sorgen. Nach Jahren als Besatzungssoldat im geschlagenen Frankreich, später in Garnison in Leipzig und Döbeln, gelang 1824 der Wechsel in die sächsische Zivilverwaltung.
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Das Reisen im Rock des sächsischen Königs bot Preusker die Gelegenheit, Altertümer zu sammeln. Diese Leidenschaft hielt zeitlebens an. So wurde Preusker auch zum Begründer der Archäologie in Sachsen. Denn seine Sammlung bildete später den Grundstock des Dresdner Landesmuseums für Vorgeschichte.
Um Preusker als den sprichwörtlichen “verlorenen Sohn”, als Archäologen, Reformer und Netzwerker wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, beging man im Freistaat Sachsen das Jahr 2011 als “Preusker-Jahr”. Die Ausstellungen anlässlich des 225. Geburtstages des großen Autodidakten fanden in Dresden, Großenhain und Löbau statt.
Doch den Begleitband zum Jubiläumsjahr brachte das Landesamt für Archäologie beim Sax-Verlag im Weichbild der Buchstadt Leipzig heraus. Auf 160 Seiten liefern hier verschiedene Autoren wichtige Einblicke in Preuskers Leben. Wie immer bei Sax werden die Texte um zahlreiche zeitgenössische Dokumente und Abbildungen ergänzt. Für Freunde des Buches und der sächsischen Landesgeschichte fast schon wieder ein Muss.Zwei der siebzehn Beiträge des Buches seien kurz hervorgehoben. “Er taugt zu nichts, er geht nun gar unter die Soldaten”, hat Gerhard Bauer vom Militärhistorischen Museum in Dresden seinen Aufsatz über Preuskers Militärzeit überschrieben.
Bauer überzeugt durch seine konsequent authentische Beschreibung der Zeitläufe. Von dem bis heute unverwüstlichen Pathos der Befreiungskriege, von einer “nationalen Erhebung” des Volkes gar, ist dort nichts zu lesen. Auch hält der Autor an der sächsischen Perspektive fest. Die hat mit dem großpreußisch gefärbten Befreiungs- und Einheitsjubel wenig zu tun, den seitdem Generationen von Schulkindern lernen mussten.
Bauer beschreibt die Zeit als die der Teilung Sachsens und seiner Armee, der Preusker angehörte. Preußen wollte sich Sachsen eigentlich nach dem Sieg über Napoleon ganz einverleiben, musste sich schließlich auf dem Wiener Kongress 1815 mit der Hälfte begnügen.
Der Beitrag “Preusker goes Topic Maps” beschreibt ein wichtiges Stück Wissenschaftsinnovation “made in Leipzig”. Den umfangreichen Briefwechsel Preuskers gibt es nämlich unter www.preuskerportal.de zu sehen. Mitgewirkt daran haben Lutz Maicher vom hiesigen Fraunhofer-Zentrum Mittel- und Osteuropa MOEZ und Sven Windisch von TML-Consulting Leipzig.
Karl Benjamin Preusker
Regine Möbius, Sax-Verlag 2011, 12,90 Euro
So lässt sich digital nachvollziehen, wie gleichermaßen engmaschig und tiefgründig das Kommunikationsnetz des Großenhainer Finanzbeamten gewirkt war. “Eine Liste aus dem Jahr 1849 führt 950 Briefpartner auf, darunter 217 Lehrer, 61 Professoren, 30 Bibliothekare und Museumsdirektoren, 21 Minister, 8 fürstliche Personen und 87 (!) Vereine”, heißt es im Portal. Unter den Leipziger Briefpartnern Preuskers finden sich beispielsweise der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus, der Philosoph und spätere Leipziger Ehrenbürger Wilhelm Traugott Krug sowie der Landwirt und Unternehmer Max Speck von Sternburg.
www.preuskerportal.de
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