In seinem neuesten Buch beschreibt Leipzigs langjähriger erster Denkmalpfleger Wolfgang Hocquél die Passagen und Höfe der Messestadt in Gegenwart und Vergangenheit. Die urbane Pracht der Messestadt liegt so wie in einer Schatztruhe vor uns. Mit prächtigen Bildern, historischen Karten und - ganz polyglott - mit deutschen und englischen Texten.
Eine Schatztruhe samt Inhalt hat ihren Preis. An dieser Stelle verweist der Journalist auf die Verlagsinformation. Für den Autoren Wolfgang Hocquél rechtfertigt allein die historische Karte “Leipzig – Innere Altstadt vor der Zerstörung” im Bucheinband die Anschaffung des Bandes “Die Leipziger Passagen und Höfe. Architektur von europäischem Rang”. Die Karte aus der städtischen Planungsverwaltung beschreibt die Situation vor den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg, die in Leipzig am 4. Dezember 1943 kulminierten. “Es gibt keinen zweiten Plan, der so präzise war”, lobt Hocquél.
Im Herbst 2011 legte der langjährige erste Denkmalpfleger der Region den Prachtband zu den Leipziger Passagen im Sax-Verlag vor. Als er in den 1980er Jahren vom Seemann-Verlag auf ein solches Projekt angesprochen wurde, habe er als damaliger Denkmalpfleger des Rates des Bezirkes Leipzig das Ansinnen abgelehnt. Die Leipziger Innenstadt mit ihren vielen Passagen war damals in einem erbärmlichen baulichen Zustand. “Ein Prachtbildband ging nicht”, so Hocquél im Rückbild. Lediglich die Mädler-Passage sei damals hinreichend fotogen gewesen.
So erzählt es Wolfgang Hocquél dieser Tage bei der Vorstellung seines Bandes in der Alten Nikolaischule im Rahmen der Leipziger Buchmesse. Seit 1990 hat sich viel getan in Leipzigs City. Da griff der gebürtige Thüringer immer wieder gern zur Feder und sichtete Aufnahmen, um über Leipzig einzigartigen urbanen Schatz zu berichten. Dass die Passagen aber in Paris erfunden wurden, vergisst der Autor dabei nicht zu erwähnen.
Doch was Hocquél nun im Sax-Verlag herausgebracht hat, ist fast so etwas wie ein Gesamtkunstwerk. Zum einen wegen der vielen opulenten Bilder und historischen Aufnahmen. Von der Exklusivität der Karten war ja schon die Rede.
Auch kommt das Werk so weltläufig daher, wie es einer polyglotten Bürger- und Handelsstadt angemessen ist. Hocquéls Texte sind ins Englische übertragen – der ersten Verkehrssprache im modernen globalen Dorf.
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Wolfgang Hocquél beschreibt zudem kenntnisreich die Herausbildung der Passagen in Europa und deren Entwicklung in Leipzig. Bei aller detaillierten Beschreibung der architektonischen Leistungen unserer Vorväter: Hocquél will weder retrospektiv idealisieren, noch musealisieren.
Dort, wo den alten Meistern allerdings zu übel mitgespielt wurde, spricht der Kenner jedoch Klartext. Leipzig wollte in der Gründerzeit Großstadt werden, da sei “mit brachialer Gewalt” Abriss betrieben worden, erinnert der Autor an die Bausünden des späten 19. Jahrhunderts.
Zeitgenossenschaft findet bei Hocquél dann ihre Anerkennung, wenn sie sich von architektonischer Einheitsware abhebt. Den ersten, zur Nikolaistraße hin gelegenen Hof der Strohsack-Passage nennt er “einen der schönsten Passageräume, die nach der Wende entstanden sind”. Entworfen wurde sie von den Leipziger Arcitketen Appel, Behzadi und Bohne. Auch die Glaskuppel des Allee-Centers in Grünau, ein Werk von Volkwin Marg, stellt für Hocquél einen “gültigen Beitrag zur Leipziger Baukultur” dar.
Die Leipziger Passagen und Höfe
Wolfgang Hocquél, Sax-Verlag 2011, 29,80 Euro
Als Ausblick auf die Zukunft schließt das Buch mit Computersimulationen der künftigen Höfe am Brühl.
Wolfgang Hocquél “Die Leipziger Passagen und Höfe. Architektur von europäischem Rang”, Sax Verlag, Markkleeberg 2011, 160 Seiten, 90 einfarbige Abbildungen, 210 farbige Abbildungen, 29,80 Euro
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