Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz will das Abitur 2020 mit allen Mitteln durchziehen. Das teilte er den Abiturienten am Freitag per Brief mit. So sei ein Notabitur eine Lösung, die man den Schülern ersparen will. Stattdessen werden verschiedene Szenarien diskutiert: Auch ein Abitur zum Nachtermin ist möglich.

Am Freitagvormittag verkündete das Kultusministerium in Nordrhein-Westfalen, dass die dortigen Abiturprüfungen um drei Wochen auf den 12. Mai verschoben werden. In Sachsen ist eine Abiturverschiebung bisher nicht geplant, wie Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Freitag den sächsischen Abiturienten in einem Brief mitteilte. Allerdings arbeitete das Ministerium an verschiedenen Szenarien.

Eines wäre, alle schriftlichen Prüfungen auf den regulären Nachtermin zu verschieben. Statt am 22. April, also zwei Tage nach derzeit geplante Schulwiedereröffnung, würde die erste Prüfung erst am 13. Mai geschrieben werden. „Dies würden wir selbstverständlich Ihnen gegenüber und gegenüber den Schulen rechtzeitig kommunizieren“, so Piwarz an die Abiturienten.

Hoffnungsvoll, dass das schriftliche Abitur zum regulären Termin beginnen kann, stimmt den Kultusminister unter anderem, dass „die Schulgebäude betretbar und unbelastet“ sind. „Schulorganisatorisch sollten die Prüfungsteilnehmer auf die Klassenräume verteilt und mit entsprechendem Abstand voneinander entfernt platziert werden.“

Zugute kommt Sachsen, dass erst am 30. April alle Schüler eine Abiturprüfung gleichzeitig ablegen müssen, nämlich Deutsch oder Sorbisch. Bis dahin finden nur die Prüfungen in Religion, Griechisch und Physik statt und damit für überwiegend kleine Gruppen, deren Mitglieder genügend Platz in den Prüfungsräumen hätten.

Außerdem würde die Feststellung der Anwesenheitspflicht – bei Abiturprüfungen mit persönlicher Unterschrift – schneller gehen. Auch dass Schüler aufgrund einer Corona-Erkrankung und einer Quarantäne nicht teilnehmen könnten, bereitet dem Ministerium kein Kopfzerbrechen. „Da eine Quarantäne in der Regel für 14 Tage angeordnet wird, die Zeit bis zum Nachtermin aber länger ist, besteht eine gute Chance, bis zum Schuljahresende alle Prüfungen zu absolvieren.“ Und selbst für Schüler, die beide Termine verpassen „wird es einen weiteren Termin geben.“

Bei Elterngesprächen spielen sich in Klassenzimmern manchmal wunderliche Dinge ab. Foto: Marko Hofmann
Dem Abitur in diesem Jahr steht in Sachsen momentan nichts im Wege. Foto: Marko Hofmann

Die mündlichen Abiturprüfungen seien ebenfalls kein Problem, „weil hier keine Bindung an landeseinheitliche Termine besteht und die Schulen die Prüfungstermine individuell festlegen können.“ Piwarz unterstreicht in seinem Brief, dass ein „Durchschnittsabitur“, also eines bei dem der Noten-Durchschnitt zum Zeitpunkt der Schulschließung zählt, keine Lösung sei. „Zum einen, weil den Prüfungsergebnissen im Abitur nicht ohne Grund eine besondere Bedeutung und Wertigkeit beigemessen wird. Zum anderen, weil bei Vergabe eines Abiturzeugnisses ohne Prüfungen die Gefahr einer ‚Zweiklassengesellschaft‘ mit Händen greifbar ist.“

Piwarz erinnert an Notabitur-Jahrgänge in beiden Weltkriegen, die anschließend gesonderte Aufnahmeprüfungen für Hochschulen schreiben mussten. „Das will ich Ihnen ersparen.“ Auch will Sachsens Kultusminister Arbeitgeber nicht in die Lage bringen, die Qualifikationen von Abiturienten der Jahrgänge 2019, 2020 und 2021 bei Einstellungen vergleichen zu müssen. „Wir setzen alles daran und werden Sie nach Kräften unterstützen, dass Sie ein qualitativ hochwertiges und vollumfänglich anerkanntes Abitur ablegen können.“

Die schriftlichen Abiturprüfungen an Gymnasien in Sachsen finden an landesweit einheitlichen Terminen mit landesweit einheitlichen Aufgaben statt. Schüler müssen in Mathe oder Deutsch eine schriftliche Prüfung ablegen sowie in ihrem zweiten Leistungskurs-Fach und in einem Grundkurs, etwa Geschichte, Geografie, Gesellschaft/ Recht/ Wirtschaft oder einer Naturwissenschaft. Außerdem muss jeder Schüler zwei mündliche Prüfungen ablegen.

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