Beiträge von Gastautor

Das Bildungsalphabet – Q wie Kuh oder Querdenken? Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: Q wie Kuh oder Querdenken?

„Wir schaffen das!“ Diesen Satz gebrauchte ich Anfang dieser Woche vor dem Deutschkurs der 12. Klasse. So kurz vor dem Bildungsabschluss, der einer Fahrschulprüfung gleichkommt, sind die „Großen“ manchmal Spitze auf dem Weg zum „Erwachsensein“ in unserer Gesellschaft. Sie emanzipieren sich dann als Konsumenten. „Brauche ich Mathe, habe ich davon noch genug im Abi-Kühlschrank? Am Nachmittag gibt gerade ein noch ganz brauchbarer 72-jähriger reaktivierter Spätrentner kostenlos Nachhilfe … Sollte man da nicht zuschlagen? Bei der ‚Herbstferien-Edition‘? Ist ein Angebot.“

P wie Pranger - oder? Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: P wie Poly? Technisch!

Früher war nicht alles besser. Ich weiß nicht genau, wie viele unserer Leser sie noch besucht haben. Die „allgemeinbildende polytechnische Oberschule“ in der DDR. Rein rechnerisch gesehen sind es im „Silberhochzeitsjahr“ der Wiedervereinigung nur die älteren unter ihnen. Schon klar. Für mich als Pädagogen gibt es natürlich wenig Grund, diesem „System“ hinterher zu trauern, denn nicht nur dafür steht das Goethe-Wort des Mephisto, dass „alles, was besteht, wert [ist], dass es zugrunde geht“. Auch klar. Und wer trauert schon einem Ehepartner hinterher, von dem er sich vor 25 Jahren scheiden ließ? Früher war nicht alles besser.

Das Bildungsalphabet – O wie Omnipräsenz. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: O wie Omnipräsenz

Meine Oma ist noch „Omnibus“ gefahren. Sie meinte damit ganz normale Linienbusse zwischen Engelsdorf und Leipzig. Heute ist vieles „omni“, der Bus ist es immer noch nicht. Heißt jetzt „72“ statt „Linie E“. Heute ist alles „mehr“, mehr Busse, mehr Fahrgäste (?), mehr Geschwindigkeit. Natürlich auch mehr „omni“. Heutzutage ist man „omnipräsent“, „omniversichert“ und – nicht zu vergessen – omnipotent. Meine heutige Grußadresse richtet sich an alle fleißigen Erzieherinnen und Erzieher.

Das Bildungsalphabet – N wie Neigung oder Nutzen? Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: N wie Neigung oder Nutzen?

„Der Nutzen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente huldigen sollen.“ Im Namensgeber meiner Schule, Friedrich Schiller, finde ich immer wieder gedankliche Hilfe und gelegentlich Unterstützung in der Arbeit. Schiller schrieb „Ästhetische Briefe zur Erziehung des Menschen“. Während der Revolution, der französischen. Im Frühsommer des Jahres 1793. Zur gleichen Zeit putschte eine Gruppe linker Jakobiner gegen die gemäßigte liberaldemokratische Regierung der bürgerlichen Mitte und errichtete eine blutige Gesinnungsdiktatur. Oder trieb sie die Revolution voran, mit Mindestlöhnen und Maximalpreisen für Lebensmittel?

Das Bildungsalphabet – M wie Muster oder Makel? Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: M wie Muster oder Makel?

Kofferpacken ist bei den Großen angesagt in dieser Woche. Die Bildungsfahrten in der Kursstufe stehen an. England, Italien, Malta, Usedom – je nach Gewöhnungs- und Finanzlage in der Familienhistorie werden die Gesichter verzogen oder hellen sich in meiner ersten Unterrichtsstunde je nach unklarem Motivationsnebel auf. Kafka ist auch angesagt. 12. Klasse. So nebenbei.

Das Bildungsalphabet – L wie Leistung. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: L wie Leistung

Das Jahr beginnt für den ambitionierten Pädagogen fortgeschrittenen Alters im September. Da lässt sich die Annuität seiner schwankenden Körperkräfte nur bedingt ausschalten. Vielleicht ist es ein „Weltfriedenstag-Reflex“, welcher die neoliberale Rundumerneuerung Ende des vergangenen Jahrhunderts hartnäckig überlebte, vielleicht aber auch nur ein fixes Datum im Lehrerkalendarium zwischen Arbeitsfreude und bildungspraktischer Katerstimmung.

Das Bildungsalphabet –K wie Kommunikation. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: K wie Kommunikation

Wer kennt ihn nicht, den Satz des austro-amerikanischen Wissenschaftlers Paul Watzlawick: ALLES ist Kommunikation. Man kann nicht NICHT kommunizieren. Natürlich. Klar doch. Wie man sich nicht NICHT verhalten kann, kann man auch die Kommunikation und Interaktion mit der Umwelt nicht einfach einstellen. Klar ist aber auch, dass alles, was wir pausenlos und in Überfülle produzieren, nicht zwingend von hoher Qualität sein muss.

Das Bildungsalphabet – J wie Jugendlich erwachsen. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: J wie Jugendlich erwachsen

„Der Lehrerberuf erfordert eine Balance zwischen verstehender Zuwendung und Führung. Verstehende Zuwendung bedeutet, den einzelnen Schüler nicht nur unter dem Aspekt seines schulischen Könnens (oder seiner schulischen Schwächen) zu sehen, sondern auch und vor allem als Person, das heißt seine Motive, sein Bemühen, sein Verhalten, seine emotionalen Stärken ebenso wie seine problematischen Seiten wahrzunehmen. Dabei vermeidet sie Kränkungen, Demütigungen und Bloßstellungen. Führung bedeutet die Notwendigkeit, Werthaltungen zu vertreten, Ziele zu formulieren, Schüler zu fordern, als Lehrkraft mutig zu diesen Forderungen zu stehen und Kritik zu üben, Schülerinnen und Schülern dabei aber Mut zu machen und sie in ihren Anstrengungen zu unterstützen.“ (Joachim Bauer, Lob der Schule, Hamburg 2007)

Das Bildungsalphabet – Heute: I wie Ich: Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: I wie Ich

Vorab: Idealismus hätte es eher verdient, in dieser Kolumne beispielhaft beschrieben zu werden. Aber das Ich steht nun einmal weiter vorn in der Reihe des Alphabets. Kann man nichts machen. Wie übrigens auch das „Geben“, was in der Apostelgeschichte des Paulus „seliger denn Nehmen“ ist. Steht auch weiter vorn. Aber diesmal im besseren Sinne.

Das Bildungsalphabet – Heute: H wie Haltung oder „Hitler war’s!“. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: H wie Haltung oder „Hitler war’s!“

„Alles ist Geschichte. Im Unterricht lernt Ihr, dass wichtige Ereignisse, prägende Entwicklungen, Prozesse und Personen zur Geschichte eines Landes gehören. Ja, auch wichtige Personen können die Entwicklung eines Landes, später ganzer Kontinente und Welten bestimmen. Ob uns das gefällt oder nicht. Der Lehrplan sagt uns, wer und was das im Einzelnen bedeutet. Aber, stimmt das auch? Im Einzelnen?“

Roland Ulbrich AfD endlich oben - Premiere auf der Legida-Bühne. Foto: L-IZ.de
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Gastkommentar von Christian Wolff: Die AfD zu Ende denken

Im Deutschlandfunk hat die Publizistin Liane Bednarz auf drei inhaltliche Aussagen der Alternative für Deutschland (AfD) hingewiesen, die den ideologischen Hintergrund der Partei kennzeichnen. Da ist zum ersten der auf dem Parteitag in Stuttgart mit Jubel aufgenommene Ausspruch von Jörg Meuthen: man wolle „weg vom linken, rot-grün verseuchten 68er-Deutschland“ und hin zu einem „wirklich freien, souveränen Nationalstaat Deutschland in der Völkergemeinschaft der Welt“. Was verbirgt sich hinter diesem Ausspruch?

Das Bildungsalphabet –G wie Gemeinschaftsschule. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: G wie Gehorsam

Gymnasium und Bildung – geht da was zusammen? Provokante Frage. Die Antwort ist so einfach wie kompliziert, so klar und doch so verworren zugleich. Fast alles und fast nichts. Jeder, der sich mit Bildung beschäftigt, weiß es, spürt es – jeden Tag. Bildung zu vermitteln ist Herausforderung und Kunst zugleich. Und was noch viel schlimmer ist: Das Verstehen eines zwar einfach scheinenden, aber kompliziert verlaufenden Prozesses. Denn das Erklären, Begreiflich machen, Emanzipieren – was wir uns alle so sehr wünschen – das sind oftmals auch Teile eines Entmündigungsprozesses.

Das Bildungsalphabet – F wie Folgen: Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: F wie Folgen

„Das hat Folgen!“ Welcher Pädagoge hat nicht schon einmal diesen Satz gedacht, gehofft, gesagt? Morgens, mittags, prinzipiell immer. Wenn er als „Senderkapitän“ pausenlos bis hin zum SOS piepende Signale in die Lernatmosphäre eines Unterrichtsraumes hinausschießt. Ein oder zwei empfangende Bordmatrosen sich auf den geistigen Hochsitzen eines „Titanic“-Kreuzers befinden, der Rest der Klasse bisweilen den Eindruck macht, als hält er Siesta in den Kajüten … Ignorierend den Umstand, dass der Passagierdampfer Bildungssystem sich kurz vor dem finalen Crash befindet. Ignorieren? Nein. Jeder Kapitän braucht eine Mannschaft. Jeder Trainer Spieler. Schwierig nur, wenn er gleichzeitig auch Schiedsrichter sein muss. Und Platzverweise nicht geben darf.

Das Bildungsalphabet – E wie Elite. Foto: L-IZ.de
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Das Bildungsalphabet – Heute: E wie Elite

„Schauen Sie mal, Herr Jopp, soll det unsere Elite sein?“ fragt mich eine Kollegin während der zweiten Hofrauchpause. Auch die muss vor langer Zeit einmal abgeordnet worden sein, so wie du, schießt es mir durch den Kopf. Für eine „Vertriebene“ scheint sie zu jung und für eine „Versetzte“ doch zu freundlich, denke ich weiter. Spaß beiseite. Da ich sie in der Eingewöhnungszeit an meiner Zweitschule als Deutschlehrerin identifiziert habe, weiß ich sicher, dass es eine rhetorische Frage ist, die sie mir stellt.

Das Bildungsalphabet - D wie Demonstration. Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Das Bildungsalphabet – Heute: D wie Demonstration

Dies darzustellen dürfte dringend … Nein. Alliterativen Spielereien zu Beginn eines normalen Unterrichtstages plus Bildungskomponente fehlen im real existierenden Schulorganismus einfach ein atmosphärisches Spaßenzym. Zu oft wird analysiert, interpretiert, visitiert – dadurch viel zu oft simplifiziert, karikiert, intensiviert und oberflächenbehandelt .

Das Bildungsalphabet - C wie Cleverness: Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Das Bildungsalphabet – Heute: C wie Cleverness

„Was haben Sie eigentlich gegen das ‚Clever sein’?“ fragt Konrad mich zu Beginn einer Deutschstunde. „Ja, genau!“ pflichtet ihm Maria bei, unterbricht kurz das Nägelkauen. Ich weiß gar nicht, was ich im ersten Moment sagen soll, so absurd scheint mir das Theater morgens um 8. In einer Schule irgendwo in Leipzig. Cleverness. Im Sport beispielsweise sei das doch eine Super-Haltung. Bevor der gegnerische Stürmer, durchgebrochen, frei zum Schuss kommt, foult man ihn möglichst weit vor der eigenen Strafraumgrenze. Ein taktisches Foul. Clever. Keinem, keinem meiner Jungs und Mädels fällt aber auch das Oxymoron auf.

Eins zum Mitnehmen und eins zum Aufschieben. Foto: LZ
Politik·Engagement

Nahrungssuche zwischen Tafel und Containern

LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug aus Ausgabe 30Wer kurz vor Ostern in den Supermärkten in Leipzig unterwegs war, musste das Gefühl bekommen, die Geschäfte würden nach den Feiertagen nie wieder öffnen: Vollgepackte Einkaufswagen wohin man sah, oben drauf thronten ganze Rudel von Osterhasen der bekannten Süßwarenhersteller. Es scheint uns gut zu gehen, richtig gut. Uns allen? Was machen eigentlich diejenigen unter uns, denen beim Blick ins Portemonnaie schon lange nicht mehr zum Lachen zu Mute ist? Was haben Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, für Möglichkeiten, zu einer vernünftigen, ausgewogenen Ernährung zu gelangen oder in manchen Fällen überhaupt erstmal ihre Nahrungsmittel-Grundversorgung einigermaßen zu sichern?

Hat Leipzig ein Gewaltproblem? Foto: Jens-Uwe Jopp
Leben·Gesellschaft

Gewalt oder nicht Gewalt? 6. Donnerstag-Diskurs in der Universität Leipzig + Video

Ist Leipzig nun eine besondere Stadt? Hat die größte Stadt Ostdeutschlands – „Lassen wir mal Berlin außen vor.“ (OBM Jung) - auch ein besonderes Problem mit politisch motivierter Gewalt? Das ist keine Frage. Darüber waren sich die Teilnehmer des 6. Donnerstag-Diskurses am 14. April in zwei Stunden relativ schnell einig. Moderiert von Jessica Brautzsch (mephisto 97,6) arbeitete man sich durch die hinaufwindende Gewaltspirale in der Stadt, betrachtete nochmals die Ereignisse vom 12. Dezember 2015 und 11. Januar. Vor knapp 100 Zuschauern im großen Hörsaal. Allen voran Oberbürgermeister Burkhard Jung, der vor dem Hintergrund zunehmender Fremdenfeindlichkeit an politischer Kontur zu gewinnen scheint.

Das Bildungsalphabet - B wie Begabtenförderung. Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Das Bildungsalphabet – Heute: B wie Begabtenförderung

„Geben ist seliger denn nehmen“. Bevor die Apostelmahnung des Paulus aus Kapitel 20 über Gebühr strapaziert wird, sei ihr Gehalt einmal bildungsbezogen betrachtet. Geben. Wer gibt im zähen Prozess der Bildung eigentlich? Logo. Der Lehrer dem Schüler. Er – oder, Pardon, natürlich auch Sie – empfängt vom Lehrer, Pardon, auch der Lehrerin, den Stoff. Klingt komisch. Ist aber so. Wie sollte es auch anders sein? Schüler empfängt Stoff vom Lehrer. Faltengebirge, Induktionsschleifen, Schwefelsäure, Goethe. Er nimmt es dann auf, also ihm wird es aufgeschwatzt. („Vermittelt“ klingt besser.) Sind Lehrer in allererster Linie Verkäufer? Pardon, VerkäuferInnen?

A wie Anschwärzen. Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Das Bildungsalphabet – Heute: A wie Aufmerksamkeit

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Im Bildungskontext der Jahrhunderte ein ungeschlagener Satz, beinahe sakrosankte Wahrheit, ähnlich dem Lutherwort vom 18. April 1521 vor dem Wormser Reichstag. Der sagte, dass er „hier“ stünde und „nicht anders“ könne. Alles klar, Martin. Eine Autorität, der Heilige Vater höchstpersönlich, sagt einem normalen Erdenmenschen, er solle seinem Gewissen folgen, selbst aufpassen, was richtig oder falsch, Wahrheit oder Häresie sein soll. Damit „Der Gerechte aus dem Glauben leben“ kann. Römer I, 17.

Michael Faber. Foto: Daniel Thalheim
Politik·Leipzig

Parteistimmen zur bisherigen und zukünftigen Kulturpolitik Leipzigs

LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug aus Ausgabe 29Am 23. März soll entsprechend der Sächsischen Gemeindeordnung die Wahl zum Kulturbürgermeister stattfinden, spätestens aber am 20. April. Verantwortlich für das Dezernat Kultur ist seit 2010 der parteilose Verleger Michael Faber, der Georg Girardet (FDP) abgelöst hatte. In Fabers Amtszeit gab es immer wieder harsche Kritik an seiner Arbeit. Ein Versuch, ihn 2011 abzuwählen, scheiterte.

Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Böhmermann – wo ist das Problem?

Eine Satire gerät zur Staatsaffäre. Warum? Weil die Bundesregierung, insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit der Satire von Jan Böhmermann so umgeht, als handele es sich um eine bedeutungsvolle Einlassung einer relevanten politischen Gruppierung und als ginge von ihr eine Gefahr aus. Dabei ist das viereinhalbminütige kabarettistische Ping-Pong-Spiel zwischen Böhmermann und seinem Kompagnon Ralf Kabelka lediglich eine zugespitzte Reaktion auf eine politische Reaktion auf einen satirischen Beitrag eines anderen Kabarettisten, Christian Ehring.

Foto: CH Beck
Leben·Gesellschaft

Der Philosoph und Bildungswissenschaftler Christoph Türcke warnt vor Normierungs- und Kompetenzwahn und fordert eine „Lehrerdämmerung“

LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug aus Ausgabe 29Es ist schon ein Dauerthema. Die „nicht gebildete“ Bildung an unseren Schulen. Abbrecher, Angsthasen, Armutszeugnisse – trotz hervorragender Noten. Gymnasien rühmen sich mit Abtiturbestehensquoten um die 100 % und alle – Schüler, Eltern, Erzeuger, Pädagogen und nicht zuletzt „die Wirtschaft“ – sind dennoch unzufrieden. Alles jammert, alles verzweifelt, alles weiß Bescheid, wie es besser sein sollte.

Vignette der Loge „Balduin zur Linde“. Quelle: Stadtgeschichtliches Museum
Kultur·Ausstellungen

Ausstellungseröffnung am 29. April: „Freimaurer, Symbole und Logen“

Rätselhafte Gesten, geheimnisvolle Rituale, vernebelt vom Rauch des Mystischen und oft genug beladen mit Verschwörungstheorien von Teufelsanbetung, Klüngel und heimlicher Weltherrschaft aus dem Untergrund – spontane Gedanken beim Stichwort Freimaurer. Doch wie sieht die Realität aus? Eine Briefmarken-Ausstellung Ende April bietet Gelegenheit zur Meinungsbildung und zum persönlichen Austausch abseits aller Klischees.

Chance für Lok durch Djamal Ziane, doch Lukas Wurster im Tor vom SSV bekommt den Ball unter Kontrolle. Foto: Bernd Scharfe
Sport·Fußball

SSV Markranstädt vs. 1. FC Lok 0:0

Auch nach 20 Spielen ist der Oberliga-Spitzenreiter noch ungeschlagen. Allerdings erlebten die Mannen von Heiko Scholz am Freitagabend in Markranstädt vor über 2.100 Zuschauern bereits die vierte Punkteteilung in diesem Jahr.

Trotz allem: Ostern feiern. Foto: Daniel Thalheim
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Trotz allem – Ostern feiern

„Ostern feiern?“ fragt der bedeutende Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) in einem Brief vom 27. März 1944. Ostern feiern? Diese Frage stelle sicherlich nicht nur ich mir am 27. März 2016: Wie ist das möglich, das freudige Fest des Lebens zu begehen in Zeiten des Terrors, im Angesicht der schlammigen Verrottung von Flüchtlingen in Idomeni vor durch Stacheldraht verschlossenen Grenzen, in der Erschütterung über so viel Ich-besoffenem Hass und verrohender Menschenverfeindung in den europäischen Gesellschaften?

Politik wirkt auf den Wahlbürger immer öfter wie ein Fahren im Nebel. Foto: Ralf Julke
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Nichts beschönigen, nichts kleinreden, nichts ignorieren

1. Für das Ergebnis einer Wahl sind die Bürgerinnen und Bürger verantwortlich. Sie entscheiden, welche Partei wie viele Stimmen bekommt, nicht die Parteien selbst. Diese machen ein Angebot; ob es angenommen wird, ist Sache der Wähler/innen. Wenn also die AfD in drei Bundesländern zwischen 10 und 25 Prozent Stimmenanteil bei relativ hoher Wahlbeteiligung erreicht, dann heißt das: die Wählerinnen und Wähler der AfD haben ganz bewusst für eine Partei gestimmt, die – unabhängig von der Frage, wie wir mit Flüchtlingen umgehen – massiv rechtes Gedankengut propagiert und den Wertekanon des Grundgesetzes zur Disposition stellt.

Bitte draußen bleiben. Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Flüchtlingskrise zu Ende?

„Ist die Flüchtlingskrise zu Ende?“ fragte gestern die in Dresden erscheinende „Sächsische Zeitung“ (SZ) mit erleichtertem Unterton. Schließlich passieren seit Tagen nur noch um die 100 Flüchtlinge die Grenzen nach Deutschland. Ist damit erreicht, was Ziel vieler Debatten der vergangenen Wochen war: eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Menschen, die bei uns Zuflucht suchen? Mitnichten! Dass nur noch ein paar hundert Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, Mitteleuropa erreichen, bedeutet nicht, dass weniger Menschen auf der Flucht sind. Es zeigt vielmehr an, dass sich die Krise potenziert und die Lasten verschoben haben.

800 Jahre Dresdner Kreuzchor - Eine Abschiedssymphonie der besonderen Art. Foto: Matthias Krueger
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Eine kritische Nachlese zum Festakt „800 Jahre Dresdner Kreuzchor“

Am Freitag war der große Tag: 800 Jahre Dresdner Kreuzchor. Der feiert aber nicht allein, auch die Kreuzschule und die Kreuzkirche begehen das 800-jährige Jubiläum. Jedoch: gefeiert wird nicht gemeinsam. Denn beim Festakt in der Semperoper geht es nur um den Kreuzchor – reduziert auf drei Ziffern: 800. Kreuzschule und Kreuzkirche sind nicht präsent, das Kreuz und die Kirche, die Marke und der Ursprungsort scheinen vergessen.

Christian Wolff auf einer Kundgebung. Foto: L-IZ.de
Politik·Leipzig

Gastkommentar von Christian Wolff: CDU Leipzig hat nichts begriffen

Als ein breites Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Verbänden, Unternehmen (u.a. BMW und Porsche) und vielen Bürgerinnen und Bürgern im Januar 2016 zur Lichterkette „Leipzig bleibt helle“ aufrief, um dadurch ein Zeichen für ein weltoffenes Leipzig und gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass zu setzen, fiel der CDU Leipzig nichts anderes ein, als dieser bürgerschaftlichen Aktion ihre Unterstützung zu versagen: Man wolle nicht „an einer sozialdemokratisch organisierten Geburtstagsfeier für Legida teilnehmen“, so der CDU Kreisvorsitzende Robert Clemen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla distanzierte sich gar von den Zielen der Lichterkette.

Der Mond ist aufgegangen ... Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Endlich

Endlich scheint sie aufzuwachen – die SPD. Es wird auch höchste Zeit – nicht im Blick auf die Landtagswahlen, aber im Blick auf eine den Aufgaben angemessene Integrations- und Sozialpolitik. Endlich also legt die SPD zwei grundlegende Forderungen auf den Tisch: ein Sozialpaket für die Bevölkerungsschichten, die in den vergangenen Jahren am meisten unter dem sog. „schlanken Staat“ und der damit verbundenen Vernachlässigung öffentlicher Aufgaben gelitten haben, und eine Integrationsinitiative, damit in den kommenden Jahren die Aufnahme der Geflüchteten in die Gesellschaft Deutschlands gelingt.

Aus verbalen Brandstiftungen wurden in Sachsen ganz reale. Foto: Ralf Julke
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Clausnitz – statt Sturm nur ein Säuseln

Eigentlich müsste ein Sturm der Entrüstung durch Deutschland gehen angesichts dessen, was sich im kleinen sächsischen Ort Clausnitz zugetragen hat. Denn das gewaltsame Umzingeln eines Busses mit Geflüchteten ist ein weiterer Höhepunkt von brutalisiertem Hass. Da war aber kein „Mob“ am Werke – das wäre eine Beschönigung des Geschehens. Vielmehr hatten sich ganz normale Bürgerinnen und Bürger zusammengerottet, um die Ankunft der Geflüchteten zu verhindern.

Wie gehen wir mit den Menschsen um? Christian Wolff sehr nachdenklich. Foto: LZ
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Dahergerede – oder: Wo bleibt die sprachlose Mitte?

„Dahergerede“ nennt der Politikwissenschaftler Herfried Münkler in einem Artikel in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ die Einlassungen von Rüdiger Safranski und Peter Sloterdijk zur Flüchtlingsfrage. Beide Philosophen stimmten in der ihnen eigenen Diktion in den Chor derer ein, die die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel als „Staatsversagen“ kritisieren und die sofortige Sicherung der nationalen Grenzen gegen den Übertritt der aus Kriegs- und Notgebieten Geflüchteten auf deutsches Territorium fordern: „Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben.“ (Peter Sloterdijk) und „Es herrscht in der Politik eine moralistische Infantilisierung.“ (Safranski)

Symbolisches Grab für die Opfer der europäischen Grenzpolitik in Plagwitz. Foto: Alexander Böhm
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Klärung

Überraschend ist leider nichts an dem, was Frauke Petry und Beatrix von Storch am vergangenen Wochenende geäußert haben. Dass der Colt bei Leuten locker sitzt, die ihr Selbstwertgefühl davon ableiten, andere Menschen-Gruppen abzuwerten und militant auszugrenzen, ist fast zwangsläufig. Was kann man auch anderes erwarten von denen, die seit über einem Jahr vor einer "islamistischen Invasion" warnen und über Flüchtlinge im Modus einer kriegerischen Abwehrschlacht hetzend herziehen?

Ist der Zug schon abgefahren für die SPD? Foto: L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Einige Gedanken zur Lage der SPD

In der Flüchtlingsdebatte ist es der SPD bis jetzt nicht gelungen, mit einer eigenen Position aufzutreten, die beim Bürger/in auch haften bleibt. Stattdessen scheint die deutsche Sozialdemokratie im Streit innerhalb der CDU und der CSU unterzugehen. Medial ist es inzwischen fast ein geflügeltes Wort: die SPD "irrlichtert", ist also weder erkennbar noch präsent. Das ist für eine Partei, die vor drei Landtagswahlen steht und sich anschickt, einen Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2017 zu nominieren, eine ziemlich bedenkliche Ausgangslage.

"Fight Racism". Foto: Alexander Böhm
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Ein paar Gedanken zur Lage

In den vergangenen Tagen bin ich von verschiedenen Journalisten und Bürger/innen gefragt worden, wie ich das einschätze: ob es über die Flüchtlingsfrage zu einer Spaltung der Gesellschaft gekommen sei; wie wir damit umgehen, dass sich viele Menschen zurückziehen, Ängste haben, verunsichert sind; warum sich gerade in der sogenannten bürgerlichen Mitte so viele zurückhalten, wenn es um Positionierung geht.

Im Netz verfängt sich immer so allerlei. Foto: Daniel Thalheim
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: “Sagen Sie doch endlich was zu Köln”

Ein Kulturschaffender schickt mir einen Link mit einem Pressebericht zu den Kölner Übergriffen in der Silvesternacht mit der Aufforderung, ich solle mich doch daran einmal "abarbeiten". Eine Frau ruft mich heute an, um mir aufgeregt-aggressiv die Frage zu stellen, was ich denn zu den Kölner Ereignissen sagen würde. Kaum habe ich zu einer Antwort angesetzt, schreit sie in den Telefonhörer: "Die Kirche ist das Letzte." Ein Mann macht es noch etwas kürzer. Er grölt meiner Frau in den Telefonhörer: "Du Sau!" So verläuft leider auch Kommunikation.

Der Turm der Leipziger Thomaskirche. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Ein Philosoph, der Kreuzchor Dresden und die Frage “Woran anknüpfen?”

In einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" (Nr. 52 vom 23.12.2015) erläutert der Philosoph Wilhelm Schmid die Bedeutung der "Lebenskunst", die er in seinem Bestseller "Gelassenheit" entwickelt: "Ich glaube mir schon grundsätzlich darüber klar zu sein, warum die Frage nach Lebenskunst zunimmt. Moderne heißt, sich absichtsvoll befreien von Religion, Tradition und Konvention. Das sind die Instrumente, die definieren, wie man zu leben hat. Nur etwas war von vornherein nicht bedacht worden: Was machen wir dann? In diese Lücke stößt die ganze Arbeit der Neubegründung der Lebenskunst."

Jenseits des Alltags. Foto. L-IZ.de
Leben·Gesellschaft

Gastkommentar von Christian Wolff: Jenseits von Radikalisierung und Alternativlosigkeit

Eigentlich ist es gut, radikal zu sein, also grundlegende Veränderungen einzuklagen und in Gang zu setzen. Doch wenn sich Radikalismus mit Alternativlosigkeit paart, dann wird es gefährlich. Denn das Streben nach Veränderung kennt dann keine andere Möglichkeit als die eigene. Insofern sind die jahrelange Rede von der Alternativlosigkeit politischer Entscheidungen und die zunehmende Radikalisierung in unserer Gesellschaft zwei Seiten ein und derselben Medaille. Diese nun wahrlich nicht glänzende Medaille beinhaltet: den streitigen Diskurs ablehnen, das Abwägen unterschiedlicher Möglichkeiten verweigern, die eigene Position zur Wahrheit erklären.

Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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