Seit seiner Rückkehr vor über zwanzig Jahren hat sich der Wolf als Teil der heimischen Ökosysteme fest etabliert. Auch wenn hauptsächlich Rehe und Wildschweine seine Nahrung ausmachen – Weidetiere hingegen nur 1,6 Prozent – wird der gesellschaftliche Diskurs zu den großen Beutegreifern oft emotional aufgeladen. Woran das auch liegt, zeigt die Antwort auf eine Kleine Anfrage (Drucksache 4/16136) der Sprecherin für Umwelt und Landwirtschaft der Linksfraktion, Antonia Mertsching.

Sie erklärt dazu: „Gerade in Zeiten des Wahlkampfes lässt sich aus Aufgeregtheit leicht politisches Kapital schlagen. So mit der vereinfachenden Forderung, Wolfsbestände zum Schutz von Weidetieren zu schießen. Damit kann man auf Stimmenfang gehen, löst aber das Problem nicht.

Wie ein Blick nach Frankreich zeigt, führt eine reguläre Bejagung nicht zu weniger Übergriffen auf Nutztiere: Seit 2021 wurden 20 Prozent der Wolfspopulation zum Abschuss freigegeben. Allein im Jahr 2022 wurden 154 Wölfe geschossen. Dennoch liegt die Anzahl der Nutztierschäden deutlich über der in Deutschland. Pro Jahr reißt der Wolf in Frankreich 11, in Deutschland drei Schafe.

Was die empirische Evidenz aber zeigt: Effektiver Herdenschutz hilft!  Dieser wird in Sachsen zu 100 Prozent gefördert. Allerdings werden diese Maßnahmen nicht überprüft, wie die Beantwortung meiner Kleinen Anfrage zeigt. So gibt es keine Kontrollen durch die Fachbehörden, obwohl die Zahl der Wolfsübergriffe, so auch in Betrieben die Fördergelder erhalten haben, steigt.

Einige dieser Betriebe waren sogar mehrfach betroffen. Trotzdem wurde nicht überprüft, wie es dazu kam! Neben dem fahrlässigen Umgang mit Steuergeld, ist dies fahrlässig bei einem solch politisch aufgeheizten Thema.

Ein Blick nach Schweden zeigt, dass ein korrekter Herdenschutz eine hohe Wirksamkeit hat – 80 Prozent. Dazu müssen Elektrozäunen fachgerecht errichtet werden und Herdenschutzhunde entsprechend ausgewählt und eingesetzt werden. Ebenso braucht es die ständige Fachberatung für die Leute vor Ort und Kontrollen, was nicht funktioniert und warum. Neben einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit dienen diese Kontrollen zur Unterstützung der Tierhalter. Wir wollen ja eine wirkliche Lösung des Problems – keine toten Schafe oder Problemwölfe!“

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