Nicht nur virtuelle Realitäten, Technologien, die bei der Energiewende helfen und etwa die Blockchain gelten als die bahnbrechendsten Technologien unserer Zeit und vor allem auch der nahen Zukunft. Auch die KI, die Künstliche Intelligenz, wird in diesem Atemzug immer wieder mit gutem Recht genannt. Meist wird davon berichtet oder geschwärmt, welche unglaublichen Potenziale sich durch die Künstliche Intelligenz in einigen Jahren oder Jahrzehnten in etlichen Bereichen ergeben.
Vergessen wird dabei häufig, dass zum Beispiel in der Medizin, der Automobilbranche oder auch beim Energiesparen längst mit KI gearbeitet wird. Besser gesagt: Die künstliche Intelligenz und das damit zusammenhängende maschinelle Lernen, das beim Durchsuchen etwa von Big Data und der richtigen Analyse von Daten hilft, übernimmt jetzt schon wichtige Funktionen in einigen Lebensbereichen. Welche genau sind das neben der genannten und wie ist die KI in all diesen Bereichen heute schon hilfreich?
In der Medizin
Die Medizin ist nicht nur einer der Lebensbereiche und eines der Gebiete, in denen die Künstliche Intelligenz enorm wichtige Aufgaben übernimmt. Die KI ist hier auch schon vergleichsweise oft im Einsatz. Und das auf verschiedene Art und Weise.
Besonders wertvoll ist die KI bei der Diagnose von Krankheiten. Denn die spezifische und genaue Diagnose ist in einigen Fachgebieten der Medizin für menschliche Experten nicht immer leicht – selbst, wenn diese ausgebildete Ärzte sind und bereits viele Jahre Erfahrung gesammelt haben. Mit der Hilfe maschinellen Lernens als Teilbereich der KI können Algorithmen bestimmte Krankheitsmuster ganz automatisch erkennen. Während jeder noch so erfahrene Arzt im Laufe seiner Karriere meist nur maximal einige hundert Patientenfälle gesehen hat, sind Computer in der Lage, mit tausenden von Daten versorgt zu werden. Auf Basis dieser Daten kann die KI trainiert und stets verbessert werden, um die Diagnosequalität zu perfektionieren.
Auch etwa im Rahmen der Corona-Pandemie konnte die KI in der Medizin ganz verschiedene wertvolle Erkenntnisse liefern. So wurde die KI dabei beispielsweise eingesetzt, um mittels einer Vielzahl von Computertomographie-Aufnahmen des Virus Unterschiede zu anderen Viren festzustellen. Dafür lernte das KI-System bestimmte optische Details aus den Bildern, mit deren Hilfe sich die Corona-Erkrankung zu einer Lungenentzündung als Folge eines grippalen Infekts abgrenzen ließ. Auch bei der Identifizierung von Risikogruppen konnte die KI weltweit helfen. Dabei konnte nicht nur bestimmt werden, wie hoch das Risiko ist, am Virus zu erkranken, sondern auch, wie hoch das Risiko ist, dass die Erkrankung im Falle eines Ausbruchs schwer verlaufen wird.
Im Bereich der Mobilität
Auch die Automobilindustrie und die Mobilitätsbranche profitieren von KI bereits enorm, weshalb sie die Technologie auch weiter vorantreiben und unterstützen werden. Sei es Tesla, Daimler oder auch VW – alle wollen sie die Potenziale der KI ausschöpfen. Doch warum ist KI hier so wertvoll?
Gerade beim autonomen Fahren, also der Idee, dass Fahrzeuge ganz ohne menschliches Zutun von A nach B kommen, ist es wichtig, die Fahrsituation optimal einzuschätzen. Nur so können Unfälle minimiert oder gar beinahe vollständig verhindert werden. Für das Erkennen der momentanen Fahrsituationen und dem Einordnen in die Umstände, bedarf es eines Lernprozesses. So wie Fahrschüler auch viele Stunden Übung brauchen, um eine Sicherheit zu erlangen und in bestimmten Straßensituationen richtig zu reagieren, muss etwa auch ein automatisch fahrendes Auto erst lernen, sich richtig zu verhalten.
Anbieter digitaler Kartendienste bieten schon heute in Beta-Versionen Perzeptionstechnologie an, die gerade Autofahrern in Fahrzeugen mit wenig Sicherheitstechnologie helfen kann. Die KI erkennt dann beispielsweise andere Fahrzeugteilnehmer oder auch potenzielle Gefahren, wie Schlaglöcher oder andere „Hindernisse“ auf und in der Straße. Der Computer warnt den Fahrer dann, damit dieser sein Fahrverhalten den Gegebenheiten anpassen kann.
Auch Fahrzeuge, die mit etlichen Sensoren und Assistenzsystemen ausgestattet sind, werden zur Probe bereits gebaut. In wenigen Jahren wird es eventuell tatsächlich möglich sein, bei einer Minimierung von Unfällen sich selbstbewegende Autos und mitunter sogar Schiffe oder gar Flugzeuge zu haben.
In der Industrie
Mit Hilfe von KI lassen sich auch industrielle Prozessabläufe (in der „Industrie 4.0“) vereinfachen und effizienter gestalten. Gerade die sogenannte Predictive Maintenance – auf Deutsch: Vorausschauende Wartung – ist hier eines der wichtigsten Stichwörter.
Gemeint ist damit das Sammeln und blitzschnelle Analysieren unzähliger Daten, mit deren Hilfe sich Defekte an Maschinen und Anlagen vorausberechnen lassen. Stahlhersteller und -verarbeiter, wie etwa die Thyssenkrupp AG oder auch Siemens und Gamesa, die gemeinsam Windkraftanlagen herstellen, nutzen die KI in diesem Bereich schon ausgiebig.
So sind die deutsche und die spanische Firma mit Hilfe einer KI-Lösung von Fujitsu in der Lage, Daten aus verschiedensten Windkraftanlagen zu sammeln und aufzubereiten, um sie als Service für die Maintenance und Produktanpassung verwenden zu können. Alleine durch die Reduzierung der Inspektionszeiten für die Turbinenblätter um 75 Prozent von sechs Stunden auf 90 Minuten können somit enorme Kosten eingespart werden.
Beim Energiesparen
Der Einsatz der KI etwa an Windkraftanlagen zeigt, dass die Technologie, auch wenn es darum geht, eine grünere Zukunft zu gestalten, bereits wichtige Dienste erfüllt. Während sie in der Industrie natürlich noch viele andere Aufgaben übernimmt, kommt sie auch hinsichtlich des Energiesparens noch weitgreifender zum Einsatz.
Denn mittels künstlicher Intelligenz lässt sich nicht nur analysieren, wann an Maschinen zur nachhaltigen Energiegewinnung Fehlfunktionen auftreten können. Die KI ist auch in der Lage die Energieeinsparung beim Verbrauch zu minimieren. Energiehändler, Netzbetreiber, aber auch Lieferanten profitieren hierfür etwa von bestimmten Software-Lösungen. Diese arbeiten mit KI, um vollkommen neue Effizienzniveaus erreichen zu können – und das auch noch in Echtzeit. Auch hier lernt die KI durch die Analyse von Big Data immer dazu, um etwa Energieverbräuche stets optimaler vorauszusagen und zusammenhängende Pläne und Prozesse zu optimieren. Das führt nicht nur zu massiven Zeiteinsparungen, sondern auch zur Reduzierung von Kosten und bestenfalls zu mehr Umweltschutz.
Im E-Commerce
Unzählige Onlinehändler arbeiten ebenfalls schon mit KI-Systemen, um durch mehr Effizienz mehr Umsatz erzielen und mehr Kunden schneller glücklich machen zu können.
Die künstliche Intelligenz, die beispielsweise Amazon als vermeintlich größter Onlinehändler der Welt nutzt, ist in der Lage, zuverlässige Vorhersagen über das Verhalten der Kunden zu bestimmten Zeitpunkten zu machen. Diese Erkenntnisse werden über das bisherige Einkaufsverhalten der Kunden und den Vergleich mit anderen Käufern gewonnen. Anhand bestimmter Kaufs- und Verhaltensmuster können dem Kunden dann zu bestimmten Zeitpunkten spezifisch Produkte vorgeschlagen werden, die dieser mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit in seinen digitalen Warenkorb legen wird.
Zalando wiederum, einer der größten deutschen Online-Versandhändler, nutzt KI beispielsweise, um Kleidungsstücke auf hochgeladenen Fotos zu erkennen. Anhand dieser Abbildungen werden Vergleiche mit dem Angebot des Händlers gemacht, um den Kunden auf dieser Grundlage ähnliche Waren vorschlagen zu können.
Gerne genutzt wird die KI bei verschiedenen Onlinehändlern auch, um die Akquise neuer Kunden zu erleichtern. Dafür werden die Daten konvertierter Neukunden systematisch analysiert. Anhand des Datenmusters lässt sich immer aktuell schlussfolgern, welche weiteren potenziellen Zielgruppen es gibt. Durch die Analyse der Zielgruppen wiederum lassen sich auch Rückschlüsse auf den eigenen Shop erzielen und mitunter Maßnahmen ergreifen, um Korrekturen, bzw. Änderungen in bestimmten Bereichen vorzunehmen.
Bei Sprachassistenten
Zu einem der großen Trends der letzten Jahre im Bereich der KI gehören auch jene Systeme, die in digitalen Sprachassistenten eingebaut wurden, die in Wohnungen alltäglich in Gebrauch sind. Seien es Apples Siri, Microsofts Cortana oder Amazons Alexa – sie alle können, wie menschliche Helfer, beim Namen angesprochen werden und erfüllen dann verschiedene Dienste.
Die Sprachassistenten übernehmen dabei keine Aufgaben, die sich nicht vorher auch manuell hätten bewältigen lassen. Sie können etwa die Arbeit im Home Office aber erleichtern oder das Wohnen einfach komfortabler und dadurch auch gemütlicher machen.
So kann ein Sprachassistenzsystem etwa nach bestimmten Begriffen im Netz suchen und die Erklärung dazu den Nutzern laut vorlesen. Auch schreiben die KIs diktierte Nachrichten an Freunde oder Bekannte – oft schon vollkommen fehlerfrei –, spielen Musik auf Wunsch ab und erzählen einem bei Bedarf auch einmal einen Witz.
Je häufiger mit den digitalen Helfern gesprochen wird, desto besser wird natürlich auch deren Verständnis und desto geringer werden die Fehler, die sie machen. Jedes Wort, das aufgeschnappt wird, laden die Systeme in die Cloud, wo es dann als Trainingsmaterial gilt. Hier werden auch Muster erkannt: Welche Sätze tauchen beispielsweise oft in Kombination mit anderen auf? Oder: Wie baut der Nutzer eine Argumentation auf? Oder: Für welche Themen interessiert sich der Nutzer und was könnte ihn daher noch interessieren? Je länger KIs in Sprachassistenten im Einsatz sind, desto präziser werden sie und desto größer auch ihr Nutzen für die Kunden.
Im Kundenservice
Wo wir schon bei Kunden sind, kommen wir doch zum letzten Einsatzgebiet der KI, das wir hier vorstellen möchten: Dem Kundenservice. Künstliche Intelligenz hilft Unternehmen nämlich auch schon seit einigen Jahren dabei, ihren Kundenservice stets zu verbessern.
Dafür kommen zum Beispiel sogenannte Chatbots zum Einsatz, die KI und angelernte Algorithmen nutzen, um aktuell relevante Daten zu verarbeiten. Die Chatbots können dann zum Beispiel bei Fragen von Kunden etwa im Bereich der Reiseplanung oder auch bei Produktanfragen helfen. Sie lernen hier nach und nach immer mehr darüber, welche Fragen üblicherweise bei Nutzern auftreten. Auf Basis der Fragen lassen sich immer präzisere Antworten generieren. Außerdem hilft das Feedback der Kunden dazu, ob der Kontakt mit einem Chatbot hilfreich war oder nicht, dazu, die Systeme weiter zu optimieren und Entscheidungen zukünftig auf eine bestimmte Weise zu treffen.
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