Der deutsche Einzelhandel hatte bereits seit Längerem mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Dies hatte viele verschiedene Gründe. Zum einen ist der demografische Wandel ein Grund für das Sterben von kleinen Einzelhandelsbetrieben. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt, was Geschäfte in kleineren Städten aussterben lässt. Auch die Verhaltensweisen der Menschen sind ein Grund für die schwierige Lage. Immer weniger Menschen wollen in einem Geschäft alles bekommen, statt in mehreren Läden hintereinander shoppen zu gehen.
Zum anderen ist natürlich auch die Konkurrenz aus dem Internet an dem Verschwinden vieler Läden in deutschen Innenstädten schuld. Riesige Versandhäuser verschicken in Höchstgeschwindigkeit ihre Waren durch die ganze Welt. Oft bieten die großen Onlinehändler ihre Waren sogar günstiger als der stationäre Handel an. Der Grund, weswegen sich gerade große Onlinehändler dies leisten können, ist die Skalierung der anfallenden Kosten. Das ist für kleinere Geschäfte leider so gut wie nicht möglich, weswegen sie dem Preisdruck nur in den seltensten Fällen standhalten können.
Wie ist die Lage im Einzelhandel?
Im Jahr 2020 hat ein Umbruch im Einzelhandel begonnen, der vermutlich weitreichende Folgen haben wird. Durch die Lockdownmaßnahmen der Bundesregierung und die damit verbundenen Schließungen von Einzelhandelsfilialen, mussten die Händler viel an Umsatz einbüßen. Nichtsdestotrotz hat die Einzelhandelswirtschaft ein Absatzplus erwirtschaften können. Doch wie ist dies möglich?
Ein Grund für den Zuwachs im Einzelhandel ist die Verfügbarkeit von Geld. Da durch die Maßnahmen und die Infektionsentwicklungen weniger Menschen verreisen wollten, hatten sie durch den wegfallenden Urlaub mehr Kaufkraft. Diese wurde zum einen in den Aktienmarkt investiert, was laut Wirtschaftsexperten für die steigenden Kurse ab der Jahresmitte 2020 geführt hat. Zum anderen ist das Geld auch in den Konsum geflossen. Jedoch wurden die Konsumausgaben wie erwartet nicht gleichmäßig verteilt.
Vor allem Onlinehändler haben von dem gesteigerten Konsum profitiert. Kleinere Läden ohne Onlineshop oder Lieferdienste hatten hier das Nachsehen. Am härtesten wurden laut Expertenmeinungen die kleineren Textilhändler getroffen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Branche im Textilbereich auch in den kommenden Jahren mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Hinzu wird es vermutlich auch dazu kommen, dass sich die Konsumenten an die Bequemlichkeiten des Onlinehandels gewöhnen, was wiederum zu einem weiteren Umsatztief führen kann.
Unternehmen und Einzelhändler müssen sich aus diesem Grund für die Zukunft bereithalten und an ihren Geschäftsmodellen arbeiten. Einzelhandel wird es vermutlich auch in den kommenden Jahren geben, jedoch wird sich wahrscheinlich die Landschaft in Gänze ändern.
Wo sind die versprochenen Hilfen?
Dass der Einzelhandel durch gewisse Maßnahmen einige Umsatzeinbußen verzeichnen musste, ist längst kein Geheimnis mehr. Das ist auch bei der Regierung angekommen, weswegen Wirtschaftshilfen und Notkredite auf den Weg gebracht wurden. Jedoch beklagen viele Einzelhändler und betroffene Unternehmen, dass von diesen Hilfen nichts oder zu wenig angekommen sei. Bei der Planung der Wirtschaftshilfen hat schlicht ein Konzept gefehlt, das konkret auf die Bedürfnisse des Einzelhandels abgestimmt war. Diesbezüglich fordern viele Händler ein nachvollziehbares Konzept, das auch die Branche aktiv unterstützt.
Wie wird sich der Einzelhandel verändern?
In dem vorherigen Abschnitt haben wir bereits verdeutlicht, dass sich der Einzelhandel verändern wird. Das wird nachhaltig geschehen. Schließlich ist die gesamte Branche von dem Kaufverhalten seiner Kunden abhängig. Wenn der Trend des Onlineshoppings weiter anhält, wird sich auch der B2C-Markt deutlich verändern. Allerdings ist nicht nur das Konsumentenverhalten aus reiner Bequemlichkeit Schuld an den Veränderungen. Auch die Produktentwicklungen der Hersteller haben einen massiven Einfluss auf das Verhalten der Konsumenten.
So hat es sich in den vergangenen fünf Jahren durchgesetzt, dass man Computersoftware und auch Videospiele nicht mehr auf einer haptischen Disc kauft. Downloads und Lizenzen aus dem Internet haben sich längst durchgesetzt. Das wiederum führt selbstverständlich zu einem Ausbleiben der Verkäufe von Datenträgern. Aber auch die Art und Weise wie die Konsumenten Filme schauen hat sich maßgeblich verändert. Nachdem ein Film im Kino war, ist er auf DVD erschienen. Mittlerweile hat die Filmindustrie aber den digitalen Streaming- und Downloadvertrieb für sich entdeckt. Der Handel mit DVDs wird sich demzufolge auch in den kommenden Jahren weiter zurückentwickeln.
Das Gleiche ist auch für Bücher abzusehen. Zwar hat sich der Verkauf von E-Books in dem doch sehr konservativ geprägten Deutschland noch nicht so stark wie in den USA durchgesetzt, jedoch ist auch hier anzunehmen, dass der Buchverkauf langsam aber sicher rein digital wird. Diesen Entwicklungen vorangeht vor allem das US-amerikanische Unternehmen Amazon. Amazon handelt mit haptischen Produkten und ist auch als einer der Marktführer für den Handel mit E-Books und Filmdownloads bekannt.
Um die Entwicklungen in der Industrie vorauszusehen, ist es daher sinnvoll, den Blick über den großen Teich zu werfen. Viele Angewohnheiten, die aus den USA stammen, haben sich auch einige Jahre später in Europa etabliert. Diese Tatsache ist sehr interessant, zumal diese Form der Marktbeobachtung einige Vorteile mit sich bringt. Jedoch sollte man beim Beobachten des Marktes nicht nur die USA, sondern auch Asien im Blick haben. China beispielsweise hat einen immer größeren Wirtschaftsaufschwung zu verzeichnen, was auch eine entsprechende Kaufkraft der chinesischen Bevölkerung zur Folge hat. Das Konsumverhalten der Chinesen zu beobachten ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Berechnung des zukünftigen Marktpotenzials.
Vorbereitungen auf das, was kommen kann
Einzelhändler, die sich für die Zukunft rüsten möchten, müssen ein paar wichtige Dinge beachten und umsetzen. Zum einen geht es um ein langfristiges Konzept, das auch ohne einen geöffneten Laden den Umsatz absichern kann. Zum anderen sollten gerade kleinere Geschäfte sich eine eigene Marke aufbauen, die das Geschäft selbst zu einem Unikat macht. Die Konsumenten müssen erkennen, dass das Einzelhandelsgeschäft, das sie vor sich haben, ein Unikat ist und deswegen unterstützt werden muss. Das bedeutet, dass Einzelhändler ihren Kunden ein Erlebnis bieten sollten, das andere Einzelhändler nicht bieten. Hierfür gibt es einige Möglichkeiten. Die Verbundenheit zu einer Region stellt zum Beispiel einen wichtigen Markenwert dar.
Viele Menschen werden gerne in einem Laden einkaufen gehen, der stellvertretend für die Region steht. Die Kunden werden beim Einkaufen ein gutes Gefühl haben, da sie ihre eigene Region unterstützen. Aber nicht nur die Kunden aus der eigenen Region können hier einen Benefit finden. Auch Touristen aus dem In- und Ausland werden dieses Konzept unterstützen. Schließlich wollen Touristen ein vollkommenes Erlebnis in der Region, in die sie reisen. Sie wollen ein lokales Geschäft unterstützen, das Waren hat, die es nicht überall auf der Welt gibt. Dabei ist es völlig unerheblich, ob Sie einen Fleischerladen mit regionalen Spezialitäten oder einen Souvenirshop führen. Der Laden sollte ein Unikat sein. Im besten Falle sind auch die angebotenen Produkte auf ihre eigene Art Unikate. Das unterstützt die Kommunikation von der regionalen Marke noch ein wenig weiter.
Online gehen
Dass Einzelhändler ihre Waren auch online anbieten sollten, hat mehrere Gründe. Der erste Grund ist natürlich der offensichtlichste: bei weiteren Maßnahmen, die den klassischen Verkauf einschränken, ist der Onlinehandel ein wichtiger Schritt, um weiterhin Umsatz machen zu können. Ein weiterer Grund ist die Stärkung der eigenen Marke. Vielleicht gibt es einige Läden, die einzigartige Produkte anbieten, die das Markenimage des Verkäufers weiter voranbringen.
Das kann den Vorteil haben, dass auch potenzielle Kunden auf das Geschäft aufmerksam werden, die den Laden besuchen vor Ort möchten. Gerade wenn diese Strategie verfolgt werden soll, reicht es nicht nur einen Onlineshop anzubieten. Es sollte auch ein Ziel sein, eine Webseite anzubieten, die für potenzielle Kunden weitere Vorteile bietet. Diese Vorteile können zum Beispiel Informationen zu Öffnungszeiten oder Veranstaltungen in der Gegend sein.
Die Einrichtung eines Onlineshops oder gar einer ganzen Webseite ist allerdings nicht für jeden Händler direkt erstrebenswert. Schließlich muss die Seite aufgesetzt werden und stetig am Laufen gehalten werden. Die eingekauften Webdesigner und die Kosten für Server sind in diesem Zusammenhang nicht unerheblich. Das ist vor allem dann gefährlich, wenn die finanziellen Mittel nicht gegeben sind.
Eine Verschuldung aufgrund einer neuen Webseite kann ebenfalls zu Verlusten und existenzbedrohenden zuständen führen. Aus diesem Grund ist es manchmal keine schlechte Idee, wenn man sich als Händler an bereits bestehende Strukturen hält. Das Anlegen eines Verkäuferkontos auf den etablierten Onlineplattformen ist in der Regel komplett kostenlos. Hier hat man außerdem die Möglichkeit, von den Besucherzahlen auf den entsprechenden Seiten zu profitieren.
Bei allen Tätigkeiten im Onlinebereich ist natürlich die richtige Zahlungsabwicklung wichtig. Menschen sind es gewohnt, ihre vorgezogenen Zahlungsmethoden zu verwenden. Einige Zahlen am liebsten mit Kreditkarte, wiederum andere zahlen gerne per Bankeinzug, E-Wallet oder gar PayPal. Händler müssen dies immer im Hinterkopf behalten. Schließlich sollten gerade die Zahlungsmethoden, die von einem Großteil der Kunden genutzt werden, auch in dem eigenen Onlineshop angeboten werden. Die Einrichtung der Zahlungsmethoden hängt hierbei oft von der Modernität der eigenen Bank ab. Damit auch ein modernes Bankkonto im Backoffice vorhanden ist, kann man beispielsweise ganz einfach ein Geschäftskonto online eröffnen.
Kooperationen mit anderen Händlern
Nur gemeinsam ist man stark. Als Einzelhändler sollte man sich nicht als Einzelkämpfer wahrnehmen. Im Gegenteil: Kooperationen mit anderen Einzelhändlern können viele Vorteile mit sich bringen. Bei der aktuellen Situation sitzen die Einzelhändler im Großen und Ganzen im selben Boot. Die Umsätze in den Geschäften brechen weg und guter Rat ist oftmals teuer. Warum sollte man sich also nicht mit den Einzelhändlern in der Region zusammenschließen?
Dieser Zusammenschluss kann auf verschiedenen Wegen passieren. Gerade was Empfehlungsmarketing angeht, sind andere Einzelhändler immer wieder eine gute Anlaufstelle. So kann beispielsweise der Sportartikelhändler einen regionalen Getränkeshop an seine Kunden weiterempfehlen. Vielleicht ist für das gesamte Konzept auch die Nutzung eines Gutscheinsystems recht interessant. So kann ein Händler beispielsweise Rabatt für einen Kunden anbieten, der bereits zuvor bei einem anderen Laden eingekauft hat. Diese Maßnahmen können zusätzliche Kaufanreize für viele Kunden bieten.
Ein Kunde, der von einem Einzelhändler ein Geschäft empfohlen bekommt, in dem es Zubehör für das eben gekaufte Produkt zu kaufen gibt, wird diesen Rat mit großer Wahrscheinlichkeit folgen. Marketingexperten wissen, dass das Prinzip des Upsellings auch zwischen verschiedenen Geschäften möglich ist. Natürlich funktioniert diese Form das Empfehlungsmarketing nur, wenn auch alle Beteiligten an einem Strang ziehen und sich tatsächlich gegenseitig empfehlen. Gerade Touristen fragen Einzelhändler nicht selten nach persönlichen Empfehlungen. Auch dieser Moment ist eine passende Gelegenheit, um Einzelhandelskollegen weiterzuempfehlen.
Die Kooperation kann aber auch über das bloße Empfehlen oder das Nutzen von Rabattaktionen hinausgehen. Gemeinsam organisierte Veranstaltungen wie Straßen- und Verkaufsfeste sind eine gute Gelegenheit, um die Bekanntheit voranzutreiben und eine weitergehende Verkaufsförderung zu begünstigen. Gerade wenn man mit anderen Einzelhändlern die Straße in der Fußgängerzone teilt, bietet sich der Verkauf unter freiem Himmel an.
Vorbeilaufende Kunden werden durch dieses kleine Fest eher auf die angebotenen Waren aufmerksam und bleiben wahrscheinlicher stehen. Aber auch andere Veranstaltungen wie beispielsweise Kabarettabende oder Buchlesungen können je nach Branche ein gutes Projekt für eine Kooperation werden. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt, solange der Dialog mit den Kooperationspartnern offen gestaltet wird.
Der Einzelhandel verändert sich schon seit einigen Jahren. Viele Verkäufe werden digital getätigt, was die haptischen Verkäufe in Ladengeschäften sinken lässt. Der wegfallende Umsatz führt in den Innenstädten dazu, dass immer mehr Geschäfte schließen müssen. Innenstädte haben mit dem Aussterben zu kämpfen, da Gewerbeimmobilien durch das Wegfallen der Geschäfte immer weiter verwaisen.
Die Entscheidungen aus dem Jahr 2020, die sich auch in das Jahr 2021 weiter hereinziehen werden, waren für die wirtschaftliche Lage in den Innenstädten nicht förderlich. Einzelhändler hatten immer mehr mit Umsatzeinbußen zu kämpfen und der Onlinehandel florierte. Die von der Politik in Auftrag gegebenen Hilfen sind selten bei den Betroffenen angekommen.
Diese Entwicklungen sollten dafür sorgen, dass in der Einzelhandelsbranche ein Umdenken stattfindet. Konsumenten werden auch weiterhin ihre Einkäufe tätigen. Das ist gewiss. Jedoch muss beachtet werden, dass sich das Einkaufverhalten der Menschen etwas ändern wird. Onlineeinkäufe gehen schnell und sind auch bequem vom Sofa durchführbar. Diesen Trend müssen Unternehmer im Einzelhandel begreifen und sich darauf vorbereiten. Die Vorbereitung funktioniert am besten mit einer bestimmten digitalen Affinität. So ist es beispielsweise sinnvoll, einen eigenen Onlineshop oder eine eigene Webseite in Betracht zu ziehen.
Wer sich diesen Schritt bisher noch nicht leisten kann, sollte die bereits bestehenden Plattformen nutzen, um seine Produkte auch in Zeiten des Umsatzausfalls anzubieten. Als weitere naheliegende Verkaufsförderungsmaßnahme sind auch Kooperationen mit anderen Einzelhändlern eine gute Möglichkeit. Kunden werden durch Kooperationen eher auf andere Geschäfte aufmerksam. Alles in allem muss man als Einzelhändler mit der Zeit gehen und seine Angebote entsprechend anpassen. Nur mit einer langfristigen Strategie kann man auch in der Zukunft planen.
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