Jeder Mensch hat Träume, Träume von einem besseren Leben, von Zielen, die er erreichen möchte, von Selbstverwirklichung oder vielleicht Träume von Gleichheit und einer gerechteren Gesellschaft. Auch Träume entwickeln und verändern sich im Laufe der Zeit, so wie meine. Als Jugendlicher, der in Pakistan aufwuchs, träumte ich davon, mehr von der Welt zu sehen und vielleicht im Ausland zu studieren.
Trotz eines Stipendiums aus einer Universität in den USA entschied ich mich dafür, einen anderen Weg einzuschlagen: Deutsch zu lernen und in Deutschland zu studieren.
Obwohl das Abitur aus meinem Heimatland von den deutschen Behörden nicht anerkannt wurde und ich es an einem Studienkolleg in Deutschland wiederholen musste, war ich fest entschlossen, meinen Traum von einem Studium an einer deutschen Universität zu verwirklichen. Was ich schließlich auch erfolgreich tat und meinen Bachelor und Master in Politikwissenschaft abschloss.
Mit einem Job in Leipzig änderten sich meine Träume von persönlichem Erfolg zu dem Wunsch nach einer gerechteren Gesellschaft für Menschen wie mich, für Migranten und Migrantinnen sowie dem Wunsch nach mehr Sachpolitik und weniger Symbolpolitik.
Zwei konkrete Beispiele aus meiner Erfahrung in Leipzig kommen mir in den Sinn.
Nach Abschluss meines Studiums und nach unzähligen gescheiterten Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen hatte ich endlich einen Job in Leipzig gefunden und mich auf Wohnungssuche begeben. Zunächst wollte ich bei der LWB, dem Tochterunternehmen der Stadt Leipzig, eine Wohnung finden. Sicherlich wäre eine stadteigene Wohnungsgesellschaft offener gegenüber Migranten und Migrantinnen, die eine positive SCHUFA und einen festen Arbeitsplatz in der Stadt haben?
Doch leider wurde ich schwer enttäuscht. Ich durfte nicht nur keine Wohnungen besichtigen, mir wurde auch prompt gesagt, dass ich keine Chance habe, eine Wohnung bei der LWB zu bekommen, da mein Visum nur noch vier Monate gültig sei und ich als Ausländer eine Wohnung bei der LWB nur mit einer Visumsgültigkeit von mindestens einem Jahr bekommen könne.
Und um ein Visum beantragen zu können (Wartezeit bei der Ausländerbehörde 5 Monate oder mehr), brauchte ich eine sichere Einkommensquelle (die ich jetzt hatte) und eine Wohnung. Aber um mit der LWB eine Wohnung zu bekommen, brauchte ich eine Visumsverlängerung. Das ist ein Beispiel des Teufelskreises der deutschen Bürokratie – bürokratische Gymnastik, wie ich es nenne –, nur damit Ausländer ihre Grundbedürfnisse erreichen können.
So war ich gezwungen, mich bei privaten Vermietern umzusehen und fand eine kleine Wohnung in einem schönen Stadtteil namens Connewitz. Bei meinem ersten Termin unterschrieb ich den Mietvertrag – keine Fragen zu meinem Visum und kein Interesse an meinem Aufenthaltsstatus. Die Tatsache, dass ich einen Job hatte, war für sie „Beweis“ genug. Bis heute führt die LWB, die zu 100 % in städtischer Hand sitzt, eine solche Politik gegenüber Ausländern und Ausländerinnen. Private Vermieter, ob man sie mag oder nicht, kamen zu meiner Rettung.
Mein zweites Beispiel hat mit der migrantischen Teilhabe in Leipzig zu tun. Wenn Ausländer und Ausländerinnen nach Ablauf ihres „Arbeitssuchendenvisums“ keinen Arbeitsplatz finden, müssen sie das Land verlassen. Am Ende waren es die FDP unter Sven Morlok und die Piraten unter Thomas Köhler, die mich mit vier Monaten „Restlaufzeit“ meines Visums „retteten“ – nachdem ich sieben Jahre in Deutschland gelebt, gearbeitet und mein Studium abgeschlossen hatte – indem sie mir eine Referentenstelle im Stadtrat anboten, die ich zur Verlängerung meines Visums benötigte.
Ein anderer Freund von mir aus Indien, ein ausgebildeter Arzt, war aufgrund mangelnder Anerkennung seiner Unterlagen nicht so erfolgreich und musste frustriert in sein Heimatland zurückkehren.
Für ein Land, das mehr gut ausgebildete Arbeitskräfte anziehen will, sind zu viele Fachkräfte am Ende vom „deutschen Traum“ enttäuscht. Die Chancenkarte will dieses System verbessern und es bleibt abzuwarten, ob dies das derzeitige System tatsächlich verbessern wird.
So gibt es einige Parteien, die über Integration und Mitspracherecht reden, die FDP aber war es, die mir die Chance gab, in Leipzig kommunalpolitisch mitzuwirken und die Politik mitzugestalten.
Es gibt viele erfahrene und kompetente Menschen mit Migrationshintergrund, die eine wichtige Rolle in der Leipziger Kommunalpolitik spielen könnten, die es auch verdient haben, Spitzenkandidaten bei Wahlen und neue Vorbilder für die Stadt zu sein. Menschen mit Migrationshintergrund machen in Leipzig mittlerweile fast 20 % der Einwohner aus.
Es ist an der Zeit, dass Leipzig mehr mutige und offene Perspektiven für diese Menschen in der Kommunalpolitik schafft.
Zum Verfasser: Shehzad Shaikh (31) wurde in Pakistan geboren und träumte bereits als Jugendlicher davon, mehr von der Welt zu sehen. Trotz eines US-Stipendiums fiel die Wahl auf Deutschland. Hier studierte er Politikwissenschaft und arbeitet aktuell als Referent für die Freibeuter-Fraktion im Stadtrat Leipzigs. Außerdem fungiert er als Stellvertreter für seine Fraktion im Migrantenbeirat. Shehzad Shaikh trifft man häufig im Süden von Leipzig an, wo er wohnt und sich nach eigenem Bekunden sehr zu Hause fühlt.
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