Aue-Bad Schlema feierte den „Tag der Sachsen“. Etwa 150.000 Menschen waren am Wochenende beim größten Volks- und Heimatfest des Freistaates dabei. Am Rande der Veranstaltung gab es auch einen Buttersäure-Anschlag auf einen AfD-Stand. In Leipzig-Connewitz hingegen gingen die Menschen auf die Straße, um ein Überleben der freien Kultur anzumahnen.
Außerdem starteten 354 junge Menschen eine Ausbildung bei der sächsischen Polizei, und auch im Sport war einiges los. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 2./3. September 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
„Tag der Sachsen“ in Aue-Bad Schlema
Nach drei Jahren unfreiwilliger Pause kehrte am Wochenende der „Tag der Sachsen“ zurück. Die 29. Ausgabe des größten Volks- und Heimatfestes im Freistaat fand in Aue-Bad Schlema statt und stand unter dem Motto „Herzlich willkommen im Schacht!“. Von Freitag bis Sonntag zog es um die 150.000 Menschen auf die 15 Festmeilen mit ihren sechs Bühnen. Für die Gastgeber-Stadt war das zudem ein schöner Rahmen für das eigene 850-jährige Stadtjubiläum.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte das Fest am Freitag eröffnet. Das gemeinsame Singen des Steigerliedes, das seit einem halben Jahr zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland zählt, sorgte am Samstagabend für einen emotionalen Höhepunkt. „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt!“, ertönte es dabei aus den 21.000 Kehlen der Besucherinnen und Besucher.
Am heutigen Abschlusstag fand zudem der große Festumzug statt, an dem sich über 70 Vereine beteiligten. Dabei wurden auf der 2,7 Kilometer langen Feststrecke zahlreiche Bilder dargestellt, beispielsweise auch die Historie von Aue-Bad Schlema. Der Freistaat Sachsen hatte den diesjährigen „Tag der Sachsen“ mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.
Für mediale Aufregung hatte eine Buttersäure-Attacke auf den Info-Stand der AfD-Bundestagsfraktion am Freitagabend gesorgt. Dabei soll sich gegen 18 Uhr am Stand ein beißender Gestank ausgebreitet haben. Es sei aber niemand verletzt worden, berichtete die LVZ. Nun ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung, möchte aber auch einen politischen Hintergrund nicht ausschließen.
Kundgebung in Connewitz: „Kultur muss leben“
Am heutigen Sonntagnachmittag blieb die Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz für den Straßenverkehr gesperrt. Stattdessen tummelten sich etwa 400 Menschen rund um die Bühnen am UT Connewitz und am Herderpark und lauschten den dortigen Redebeiträge und vor allem auch der Musik.
Unter dem Motto „Kultur muss leben“ wollten Vertreterinnen und Vertreter der freien Szene mit dieser Veranstaltung daran erinnern, „dass die Bewahrung und Förderung der Vielfalt von Kultur und damit auch der Zugang zu ästhetischer und politischer Bildung für die Entwicklung von freien, selbstbestimmten Menschen und für die Ausbildung einer kritischen sowie demokratischen Öffentlichkeit unabdingbar sind“.
Ausbildungsstart bei der Polizei Sachsen
Mit Monatsbeginn haben 354 Bewerberinnen und Bewerber eine Ausbildung bei der Polizei Sachsen begonnen. Das teilte die Hochschule der Sächsischen Polizei mit. Die 116 Frauen und 238 Männer absolvieren in den kommenden 30 Monaten ihre Ausbildung zur Polizeimeisterin beziehungsweise zum Polizeimeister. Sie erhalten dafür sofortigen Beamtenstatus auf Widerruf sowie eine monatliche Ausbildungsvergütung in Höhe von rund 1.300 Euro.
In der Sportfördergruppe, die sechs Neuzugänge zu vermelden hat, ist die Ausbildungszeit auf viereinhalb Jahre gestreckt, um Belangen des Spitzensports, insbesondere der Trainings- und Wettkampfphasen, bestmöglich Rechnung tragen zu können.
Für 201 der Polizeimeisteranwärterinnen und -anwärter begann die Ausbildung an der Polizeifachschule in Schneeberg, 97 nahmen ihren Dienst in Chemnitz auf und 56 starteten in Leipzig. Auf die zur Verfügung stehenden Plätze hatten sich rund 3.000 Interessierte beworben.
Sport vom Wochenende
Handball: Nach der Auftaktniederlage am Montag gegen die Füchse Berlin haben die Bundesliga-Handballer des SC DHfK auch am Samstag bei der MT Melsungen denkbar knapp verloren. Nach einer Pausenführung von 15:14 mussten sich die Leipziger am Ende dennoch mit 27:28 geschlagen geben. „Ich bin letztendlich enttäuscht, dass wir keinen Punkt mitnehmen“, sagte Trainer Rúnar Sigtryggsson. „Wir haben gekämpft, doch hatten viel zu viele Ballverluste im Angriff. Wir haben im ganzen Spiel einfach zu viele Gelegenheiten liegen lassen.“
Einen großen Handball-Feiertag erlebten am Sonntag die Zweitliga-Frauen des HC Leipzig. In der ersten Runde des DHB-Pokals hatten sie den Erstligisten HSG Blomberg-Lippe zu Gast in der Brüderhalle. Allerdings wurde das Team aus NRW seiner Favoritenrolle vollauf gerecht und ließ den Leipzigerinnen vor 317 Zuschauern beim 21:39 (13:19) keine Chance.
Fußball: Jubel bei der BSG Chemie Leipzig. Durch einen 25-Meter-Hammer von Neuzugang Marcel Hilßner in der 15. Minute, gewannen die Leutzscher am Samstag im Alfred-Kunze-Sportpark ihr Regionalligaspiel gegen den Chemnitzer FC mit 1:0. Hilßner hatte nach langer Verletzungspause erstmals bei den Grün-Weißen in der Startelf gestanden.
Lokalrivale 1. FC Lok hingegen fuhr am Sonntag ganz ohne Punkte wieder nach Hause. Beim SV Babelsberg 03 kassierten die Probstheidaer eine überraschend hohe 1:4-Niederlage. Bereits in den ersten 17 Spielminuten war das Team von Trainer Almedin Civa mit 0:3 in Rückstand geraten. In der Regionalliga-Tabelle ist Lok nun auf den 9. Platz abgerutscht.
In der Fußball-Bundesliga hat Rasenballsport Leipzig am Sonntagabend beim bisher verlustpunktfreien 1. FC Union Berlin mit 3:0 (0:0) gewinnen können und zieht damit in der Tabelle an den Köpenickern vorbei. Neuzugang Simons hatte RB mit einem Schuss in den Winkel in Führung gebracht (51.). Als in der 64. Minute der Berliner Volland nach einem Foul vom Platz geflogen war, machte in der Schlussphase Sesko, ebenfalls neu im Team, mit einem Doppelpack in der 85. und 87. Minute den Sack zu.
Judo: Die „Powerfrauen“ des Judoclubs Leipzig (JCL) haben den Einzug in das Meisterschaftsfinale der Bundesliga knapp verpasst. Bei den Süd-Playoffs in der heimischen Brüderhalle gelang ihnen am Samstag in den drei Kämpfen nur ein Sieg (11:3 gegen Altenfurt). Backnang (4:10) und Wiesbaden (5:9), denen sich die Leipzigerinnen geschlagen geben mussten, sowie Speyer und Bottrop aus der Nordstaffel, ermitteln nun am 16. September den Deutschen Meister.
Kalenderblatt zum 2./3. September
Am 2. September 1916 wurde am Deutschen Platz in Leipzig das Gebäude der Deutschen Bücherei eingeweiht. Mitten im ersten Weltkrieg war der Bau von 1914 bis 1916 errichtet worden. Vier Jahre vor der feierlichen Eröffnung hatte die Stadt Leipzig gemeinsam mit dem Königreich Sachen und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vertraglich die Gründung der Bücherei vereinbart. Inzwischen hat die heutige Deutsche Nationalbibliothek einen Gesamtbestand von weit über 46 Millionen Publikationen angesammelt.
Am 3. September 2018 hat die Band Kraftklub unter dem Motto „Wir sind mehr“ ein kostenloses Open-Air-Konzert in Chemnitz initiiert. Es war die Antwort auf die fremdenfeindlichen Ausschreitungen, die wenige Tage zuvor die Stadt erschüttert hatten. Weitere namhafte Bands und Interpreten wie beispielsweise Die Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, Marteria oder Nura beteiligten sich an dieser Aktion und zogen insgesamt geschätzt um die 65.000 Menschen an.
Worüber die LZ am Wochenende unter anderem außerdem berichtet hat: über die Wiedereröffnung der Apollonia-von-Wiedebach-Schule,
über Einwendungen gegen den Flughafenausbau und auch das klare „Nein!“ vom BUND Sachsen,
über wilde Ablagerungen an Leipziger Kleingartenanlagen
und über zu wenige neue Wohnungen in Leipzig.
Außerdem ging Jürgen Tallig in einem zweiteiligen Gastbeitrag der Frage nach: Vollbremsung oder Klimacrash?
Was am Wochenende außerdem wichtig war: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Samstag beim Joggen hingestürzt. Dabei habe er Prellungen im Gesicht erlitten, berichtet unter anderem das ZDF. Aufgrund der Blessuren sagte Scholz alle heutigen Sonntagstermine ab. Ab Montag soll es für ihn dann aber wie geplant weitergehen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält an seinem Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fest. Diese Entscheidung wurde auf einer Pressekonferenz am Sonntag verkündet. Aiwanger war vor allem durch den Vorwurf in die Kritik geraten, in den 1980er Jahren ein antisemitisches Flugblatt verfasst und verbreitet zu haben. Die Opposition forderte daraufhin seine Entlassung, Aiwanger selbst spricht von einer „Schmutzkampagne“ gegen ihn.
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