Die wohl umstrittenste WM aller Zeiten wurde am Sonntag mit dem Spiel Katar gegen Ecuador eröffnet. Außerdem zeigt sich Sachsens Energieminister frustriert über die Weltklimakonferenz, in Leipzig wurde Solidarität mit den Kurd/-innen nach türkischen Bombardements gezeigt und die Weihnachtsmärkte stehen in den Startlöchern. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 19./20. November 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Gastland Katar verliert zum WM-Start in Doha
Seit heute rollt der Ball in Katar: Die Fußballweltmeisterschaft der Herren hat am Sonntag im kleinen Emirat am Persischen Golf begonnen. Das Eröffnungsspiel in der Hauptstadt Doha verlor die katarische Mannschaft mit 0:2 gegen Ecuador. Viel Stimmung kam nicht auf, zum Abpfiff waren die Ränge fast leer und in der zweiten Halbzeit waren bereits viele freie Plätze auf den Rängen zu beobachten.
Vier Wochen lang läuft das Turnier nun, die Spiele werden in Deutschland auf ARD, ZDF und Magenta live übertragen. Am vierten Advent (18. Dezember) um 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit findet das Finale statt.
Im Vorfeld wurde öffentlich ausführlich über die Menschenrechtsverletzungen in Katar, über Korruption bei der FIFA und über die Klimaschädlichkeit des Events debattiert – so intensiv wie bisher vor keiner WM. Viele deutsche Städte veranstalten während dieser WM kein Public Viewing – vorrangig wohl aus wirtschaftlichen Gründen, da die WM-Euphorie hierzulande im Vergleich zu manch früheren Turnieren deutlich zurückgegangen ist und sich nur wenige für ein kollektives Fußballgucken unter freiem Himmel bei Minusgraden begeistern können.
Auch in Leipzig gibt es zur diesjährigen WM kein Public Viewing, wie auch schon in den vergangenen Jahren. Und viele private Betreiber/-innen haben einer Live-Spielübertragung ebenfalls eine Absage erteilt, so zum Beispiel der Musikpavillon.
Die zahlreichen Hintergrundberichte, die bisher zur WM im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden, hat Übermedien in einem empfehlenswerten Kommentar unter die Lupe genommen. Darin wird auch die Herangehensweise der Öffentlich-Rechtlichen kritisiert, die 48 der 64 WM-Spiele live zeigen und der FIFA dafür 214 Millionen Euro zahlen – finanziert vorrangig aus Beitragsgeldern der Bürger/-innen.
Nach drei Jahren Pause: Leipziger Weihnachtsmarkt öffnet wieder
Ein weiterer Grund, weshalb es während dieser WM kein Public Viewing in Leipzig gibt, dürfte die Tatsache sein, dass auf Plätzen, wo solche Events bei früheren Turnieren stattfanden – wie etwa auf dem Augustusplatz – derzeit die Weihnachtsmarktbuden stehen. Am kommenden Dienstag, dem 22. November, startet der Leipziger Weihnachtsmarkt – das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie.
2020 war der Weihnachtsmarkt aufgrund der Pandemie-Lage von vornherein abgesagt worden. Im vergangenen Jahr war er zuerst geplant, dann Schritt für Schritt, unter anderem mit einem Alkoholverbot, eingeschränkt und kurz vor knapp dann schließlich zum großen Ärger der Händler/-innen doch abgesagt worden. Nun ist es wieder so weit. Bei einem Gang durch die Innenstadt konnte man am Wochenende beobachten, wie die Zapffässer installiert und die Buden zurechtgemacht wurden. Am Rande des Augustusplatzes steht bereits wieder das Riesenrad, auch das Finnische Weihnachtsdorf und das Südtiroler Dorf sind wieder dabei.
Spott über den Dresdner Weihnachtsbaum
In Sachsens Landeshauptstadt Dresden lacht man derweil über den Weihnachtsbaum, den die Stadt für den traditionsreichen Striezelmarkt anliefern lassen hat: recht spärlich sieht er aus, oder eher sie, denn es handelt sich um eine Fichte. Online gab es bereits viel Spott für die Weihnachtsbaumwahl der Stadtverwaltung. „Das ist eine Protestform, die auf den Zustand des Waldes aufmerksam machen soll“, kommentierte ein Twitter-Nutzer. Und ein anderer: „Das ist der Baum vom Vorjahr recycelt.“ Der Striezelmarkt startet am Mittwoch.
🆘#Dresden: wir haben wieder eine Baum-Situation. #Neumarkt #Weihnachtsmarkt #Schandfichte 2.0 pic.twitter.com/jncEgfkQJM
— Andreas Szabó ~ @reDDakteur (@reDDakteur) November 19, 2022
In Leipzig steht in diesem Jahr eine Tanne aus dem Vogtland, die ein wenig üppiger als das Dresdner Modell daherkommt. Der Leipziger Baum ist 22 Meter hoch und 50 Jahre alt.
Doch nicht nur in der Innenstadt kann man in den kommenden Wochen überteuerten Glühwein trinken, stöbern und gebrannte Mandeln naschen, sondern auch an anderen Orten der Stadt, beispielsweise in den Pittlerwerken in Wahren oder am Felsenkeller.
Der städtisch organisierte Weihnachtsmarkt in der Leipziger Innenstadt läuft vom 22. November bis zum 23. Dezember. Geöffnet ist er Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 21 Uhr und Freitag und Samstag von 10 bis 22 Uhr. Am Eröffnungstag dürfen die Stände ab 10 Uhr öffnen, spätestens ab 14 Uhr starten dann alle Stände mit dem Verkauf.
Auf l-iz.de wird Ende der kommenden Woche ein ausführlicher Überblicksartikel mit Informationen zu den verschiedenen Weihnachtsmärkten erscheinen.
Nach türkischen Bomben auf Rojava: Solidaritätsdemo in Leipzig und Gedenken an Opfer transfeindlicher Gewalt
Mehreren Medienberichten zufolge hat die türkische Armee in der Nacht zum Sonntag mehrere kurdisch-verwaltete Gebiete bombardiert, beispielsweise Rojava und Südkurdistan. Die türkische Regierung reagiert damit auf den Bombenanschlag in Istanbul vergangene Woche, bei dem sechs Menschen getötet wurden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan macht den syrisch-kurdischen Ableger der PKK und die USA für den Anschlag verantwortlich, welche jegliche Beteiligung an dem Attentat bestreiten.
Aus Solidarität mit den Kurd/-innen gingen heute als Reaktion auf die Anschläge deutschlandweit Menschen auf die Straße, so auch in Leipzig. Sie protestierten gegen die militärische Aggression der Türkei in kurdischen Gebieten und gegen die türkische Regierung.
„Nach über sieben Monaten der Angriffe auf die freien Berge Kurdistans und massiven Einsätzen von verbotenen Waffen wie Giftgasen geht die Türkei nun einen weiteren Schritt, greift die Bevölkerungen von Kurdistan massiv an“, heißt es im Leipziger Aufruf. „Die Türkei muss jetzt gestoppt werden, um ein humanitäres Desaster zu verhindern!“
150 bis 200 Personen versammelten sich Sonntagnachmittag am Willy-Brandt-Platz, sie trugen Plakate mit der Aufschrift „Offensive gegen Aufrüstung – Klassenkampf statt Burgfrieden“ und „Rise up for Rojava“, schwenkten Rojava-Flaggen und die Fahne der kurdischen Miliz YPG. Nach längerer Verhandlung mit dem Ordnungsamt durfte die kurzfristig initiierte Demonstration schließlich ein Stück um den Ring und durch die Stadt gelaufen.
Außerdem wurde bei einer weiteren Kundgebung in Leipzig unter dem Motto „Trans* Day of Remembrance/Revenge“ am Sonntag der Opfer transfeindlicher Gewalt gedacht. Etwa 150 Teilnehmer/-innen waren auf dem kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz vor Ort.
Erst Ende August 2022 hatte der tödliche Angriff auf den jungen trans* Mann Malte C. in Münster für Trauer und Bestürzung gesorgt.
Nach Angriff auf Journalisten: Behörde verklagt Bad Lobensteins Bürgermeister
Die Rechtsaufsichtsbehörde des Saale-Orla-Kreises hat gegen den umstrittenen Bürgermeister von Bad Lobenstein (Thüringen) Klage eingereicht. Darüber berichtete zuerst der MDR. Bisher hatte die Behörde gegen den parteilosen Bürgermeister Thomas Weigelt ermittelt, diese Ermittlungen sind nun abgeschlossen.
Seit Ende August ist Thomas Weigelt vom Dienst suspendiert, da ihm mehrere schwere Dienstpflichtverletzungen vorgeworfen werden. Unter anderem ging Weigelt am 20. August beim Bad Lobensteiner Marktfest auf einen Journalisten der Ostthüringer Zeitung (OTZ) los, der ihn zuvor gefilmt hatte.
Auf einem Video ist zu sehen, wie Bürgermeister Weigelt sichtlich angespannt auf die Kamera zuläuft und die Linse mit seiner Hand verdeckt. Einige Sekunden später liegt die Kamera am Boden, jemand entschuldigt sich. Im Hintergrund ist die Blaskapelle und das bunte Treiben auf dem Stadtfest zu hören. Laut Aussage eines OTZ-Kollegen wurde der Journalist verletzt und seine Kameraausstattung zerstört.
Zudem werden dem Bad Lobensteiner Bürgermeister die Diffamierung von Verfassungsorganen und die finanzielle Schädigung der Stadt Bad Lobenstein vorgeworfen, wie der MDR berichtete.
Seit der Dienstsuspendierung Weigelts leitet Klaus Möller (Die Linke), der erste Beigeordnete des Bürgermeisters, die Geschäfte im Rathaus. Diese Woche wählte der Stadtrat Andre Burkhardt (Fraktion CDU/FDP) zum zweiten Beigeordneten, um Möller bei der kommissarischen Ausübung des Bürgermeisteramtes zu unterstützen.
Es kommt in Deutschland äußert selten vor, dass Stadtoberhäupter vom Dienst suspendiert werden.
Neues Bach-Forschungsprojekt
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: über das Projekt Lebendige Luppe am Zschampert
über einen Buchband über den Leipziger Stadtteil Schleußig vom Verlag Pro Leipzig
über ein neues Bach-Forschungsprojekt
über die Premiere von „A Matter of Food“ in den Cammerspielen
über eine geplante Evelyn-Richter-Ausstellung im MdBK
Sachsens Klimaschutzminister frustriert über Ausgang der Weltklimakonferenz
Was am Wochenende außerdem wichtig war: Am Samstag ist die UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh zu Ende gegangen. Zwei Wochen lang hatten rund 34.000 Menschen aus knapp 200 Ländern über Wege aus der Klimakrise beraten, unter anderem über das „Wie“ und „Wann“ des Ausstiegs aus fossiler Energie und über einen globalen Unterstützungsfonds für ärmere Länder bei Klimaschäden. Auf letzteren einigten sich die teilnehmenden Staaten nun nach fast 30 Jahren, in denen Entwicklungsländer einen solchen Hilfstopf immer wieder gefordert hatten.
Wie konkret dieser Hilfsfonds aussehen soll, steht allerdings noch nicht fest. Weder über die Höhe der Summen noch darüber, wer genau in den Fonds einzahlen soll, haben sich die Teilnehmenden der Klimakonferenz geeinigt. Insgesamt sind die deutschen Regierungsvertreter/-innen und NGOs eher ernüchtert über die Ergebnisse des Klimagipfels. Laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) ist die Klimakonferenz „hinter dem Notwendigen“ zurückgeblieben.
Und Sachsens Klimaschutzminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen) äußert sich frustriert über die Tatsache, dass es in Ägypten nicht gelungen ist, sich auf einen unverzüglichen Ausstieg aus Kohle und Gas zu einigen. „Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssen die Emissionen drastisch runter. Eine Einigung darauf hat die UN-Klimakonferenz verfehlt“, lässt sich Günther am Wochenende zitieren. „Das ist frustrierend und kein gutes Ergebnis für den Klimaschutz.“
Sachsen müsse aus der UN-Klimakonferenz die Konsequenz ziehen, dass „weiter alle Bremsen für den Ausbau der erneuerbaren Energien gelöst werden müssen“, so Günther. Zentral seien für den Freistaat dabei eine bezahlbare, sichere Energieversorgung und eine zukunftsfähige, CO₂-freie Wirtschaft.
Die nächste Weltklimakonferenz findet in einem Jahr in Dubai statt.
Freistaat veranstaltet Themenwoche zu „Wegen aus der Energiekrise“
Was (ab) morgen wichtig wird: Ab Montag veranstaltet das sächsische Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft eine Themenwoche mit dem Titel „Wege aus der Energiekrise“. Dafür hat der Freistaat eigens Radioformate produzieren lassen, beispielsweise ein Porträt einer Handwerksbäckerei aus Rodewisch mitten in der Energiekrise und Interviews mit der Energieagentur SAENA und der Verbraucherzentrale. Die Beiträge werden verteilt über die Woche auf verschiedenen Radiosendern laufen und sind später auch auf der Website des Ministeriums abrufbar.
Sachsens Klimaschutzminister Günther wird im Rahmen der Themenwoche am Montag, 21. November, außerdem den Leipziger Auwald im Bereich Möckernscher Winkel medienwirksam besichtigen. Dort werden seit Sommer 2022 Deiche geschlitzt, Ufer renaturiert, Waldsäume gepflanzt und ein Eisvogelhabitat eingerichtet.
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