Mit Bitumen gefüllte Objekte trafen am späten Freitagabend ein Wohn- und Geschäftshaus in der Connewitzer Wolfgang-Heinze-Straße. Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Geflüchteten-Unterkunft in Bautzen hat Innenminister Schuster den Tatort besucht. Und: Im Ukraine-Krieg will Russland das Abkommen zur geregelten Ausfuhr von Getreide aus ukrainischen Häfen aussetzen – angeblich wegen terroristischer Angriffe. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 29. und 30. Oktober 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Bitumen-Angriff in Connewitz
Offenbar mehrere, bisher nicht bekannte Täter haben drei mit Bitumen gefüllte Gegenstände in Richtung eines Wohn- und Geschäftsgebäudes in der Connewitzer Wolfgang-Heinze-Straße geworfen. Tatzeit war der späte Freitagabend, etwa 23.30 Uhr.
Wie die Polizei meldet, traf nur eines der geschleuderten Objekte das Haus, während die anderen zwei davor abgestellte Fahrzeuge in Mitleidenschaft zogen. Außerdem wurden mehrere Fensterscheiben am Gebäude mittels eines Schlagwerkzeugs zerstört.
Laut LVZ wurden mehrere, vermummte Personen vor Ort wahrgenommen, eine Bereichsfahndung blieb jedoch erfolglos. Der Sachschaden liegt der Polizei nach im unteren fünfstelligen Bereich. Die Ermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion laufen, ein politisches Tatmotiv wird nicht ausgeschlossen.
Anschlag von Bautzen: Schuster besucht Tatort
Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Bautzen hat der sächsische Innenminister Armin Schuster (61, CDU) am Samstag persönlich den Tatort besucht und sich ein Bild der Lage gemacht: „Das hier ist keine spontane Tat. Ohne den Ermittlungen der Polizei vorgreifen zu wollen, aber das hier sieht aus wie eine gut geplante Tat, die das Ziel hatte, dieses Gebäude komplett in Schutt und Asche zu legen“, schätzte der Minister die Situation ein.
Aus der Nähe sehe er die Situation noch besorgniserregender als aus der Ferne. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, betonte er.
Sachsens #Innenminister Armin #Schuster (CDU) besucht derzeit das #Bautzen|er #Spreehotel. An der künftigen Asylunterkunft hatte es gestern Morgen einen Brandanschlag gegeben. pic.twitter.com/4htSOPYMBh
— Tim Ruben Weimer (@TimRubenWeimer) October 29, 2022
Am frühen Freitagmorgen hatten bisher unbekannte Täter laut LKA die Fensterscheiben des Bautzener Spreehotels eingeschmissen, nachdem sie wohl zuvor einen Punkt am Zaun aufgehebelt hatten, um auf das Grundstück zu gelangen. Kurz danach brach im Gebäude ein Feuer aus.
Vier Menschen, die sich zu dem Zeitpunkt im Haus befanden, konnten sich glücklicherweise retten, die herbeigeeilte Feuerwehr löschte den Brand schnell.
Das betroffene Hotel hatte bereits 2016/17 als Asylunterkunft gedient, schon damals unter massivem Widerstand. Im Dezember 2016 flogen Molotowcocktails in Richtung des Hauses. Nun hätten in dieser Woche Geflüchtete einziehen sollen, was sich jetzt zumindest deutlich verzögern dürfte.
Immerhin gilt die Spurenlage als gut, was die Hoffnung auf eine rasche Festnahme der Angreifer nährt. Als Reaktion auf den Anschlag wurde kurzfristig unter anderem eine verstärkte Bewachung durch Polizeistreifen angeordnet.
Doch der Sorge vor Nachahmern und weiteren Anschlägen ist so einfach nicht beizukommen.
Demo-Samstag in Leipzig
In Leipzig waren am Samstag gleich mehrere Kundgebungen angemeldet, viele mit einem Bezug zur aktuellen, politischen Situation im Iran. So trafen sich in der City unter anderem Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Demo unter dem Motto „For a free Iran“, um ihre Solidarität mit den Menschen vor Ort auszudrücken, die der gnadenlosen Gewalt und Brutalität des dortigen Regimes ausgeliefert sind.
Der Zulauf blieb jedoch eher überschaubar – was auch für die Sympathisanten der rechten „Bewegung Leipzig gilt“, die „für Frieden und eine freie Impfentscheidung“ ihren Aufzug durch die Stadt absolvierten.
Nach Polizeiangaben gab es bei den Kundgebungen keine größeren Zwischenfälle. Allerdings sind auch für den morgigen Feiertag mehrere, einschlägige Veranstaltungen angemeldet – das lange Demo-Wochenende geht also noch weiter.
Terroristische Attacken als Vorwand: Russland kündigt Getreideabkommen
Russland hat die UN am Samstag offiziell darüber informiert, das im Sommer geschlossene Abkommen zur sicheren Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer nicht fortsetzen zu wollen. Moskau begründet den Schritt mit einem Beschuss seiner Schwarzmeerflotte und gibt hierfür der Ukraine die Schuld, die mithilfe britischer Spezialisten agiert habe.
Sowohl Kiew als auch Großbritannien weisen den Vorwurf empört zurück. Beweise für die Anschuldigungen legte Russlands Präsident Wladimir Putin (70) offenbar nicht vor.
Der „Getreide-Deal“ galt als großer Prestige-Erfolg des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan (68), unter dessen Beteiligung mit Hilfe der UN erst im Juli eine Vereinbarung in Istanbul unterzeichnet worden war. Diese sollte eine sichere Getreide-Ausfuhr von drei Häfen aus ermöglichen.
By suspending its participation in the grain deal on a false pretext of explosions 220 kilometers away from the grain corridor, Russia blocks 2 million tons of grain on 176 vessels already at sea — enough to feed over 7 million people. Russia has planned this well in advance 1/2
— Dmytro Kuleba (@DmytroKuleba) October 30, 2022
Russland und die Ukraine zählen zu den größten Getreide-Exporteuren auf dem Globus. Doch nach Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 lagen die Lieferungen brach, was die Preise auf internationalen Märkten explodieren ließ.
Nachdem es zunächst so ausgesehen hatte, als hätte sich zumindest diese Lage die letzten Monate etwas entspannt, könnte die Entscheidung nun erneut Millionen Menschen vor allem im Nahen Osten und Afrika in ihrer Ernährungssicherheit bedrohen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij (44) warf Russland eine bewusste Verschärfung der Nahrungsmittelkrise vor: „Warum kann eine Handvoll Personen irgendwo im Kreml entscheiden, ob es Essen auf den Tischen der Menschen in Ägypten oder in Bangladesch geben wird?“, fragte er mit hilfloser Wut in einer Videobotschaft.
Reformationsfest, Sport, Kinderzimmer-Dealer und viel mehr
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
David Gray liefert seine Haltungsnote
Außerdem gibt es einen Hockey-Bericht unseres Sportreporters Jan Kaefer,
eine besondere Kirche in Beucha wird durch Gastautor Holger Zürch vorgestellt
und Ralf Julke präsentiert einen Stadtführer zu Bautzen – der gerade nach erwähntem Anschlag zeigt, dass geistige und reale Brandstifter nicht die Mehrheit repräsentieren und es vor Ort so viel zu entdecken gibt.
Außerdem in unserem Wochenend-Angebot:
eine Umfrage zur wirtschaftlichen Konjunktur in Sachsen,
und eine weitere Buchbesprechung von Ralf Julke zum arabisch-islamischen Rationalitätsdiskurs.
Massenpanik in Seoul, Terror in Mogadischu
Was sonst noch wichtig war:
In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul kam es bei einer Halloween-Party zu einer Massenpanik mit nach aktuellem Stand mehr als 150 Todesopfern.
Erschreckende Nachrichten auch aus Somalia – in Mogadischu – hier starben mehr als 100 Menschen durch einen schweren Terroranschlag, der durch die islamistisch-fanatische Al-Shaabab-Miliz für sich reklamiert wurde.
Reformationstag, Halloween und weitere Demos in Leipzig
Was morgen wichtig wird: Mit dem Reformationstag kommt Sachsen in den Genuss eines zusätzlichen, arbeitsfreien Tages zum Wochenende. Auch wenn das, zugegeben, längst nicht alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betrifft, denkt man nur an Feuerwehr, Rettungskräfte, Polizei, Pflegepersonal und viele mehr.
Historische Hintergründe zur Reformation und der Kirchenspaltung hat der MDR hier aufgelistet und räumt mit so manchem Mythos auf – wie dem angeblichen Thesenanschlag von Martin Luther (1483-1546).
Zugleich ist morgen Halloween angesagt – und in Leipzig stehen erneute mehrere Kundgebungen auf dem Programm, unter anderem durch Die Linke, Die Gruppe „Leipzig steht auf“ und das Aktionsbündnis „Leipzig nimmt Platz.“
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