Erneut rufen Rechte für kommenden Montag zu einer Demonstration über den Leipziger Ring auf. Anders als in den Vorwochen soll es diesmal einen großen Gegenprotest geben. Ab dem frühen Nachmittag ist rund um den Leuschnerplatz mit viel Betrieb zu rechnen. Außerdem: Die linksradikale Gruppe „Rote Wende“ hinterlässt Zettel und Sprühkreide an einem Grünen-Büro und die Linkspartei wählt Adam Bednarsky erneut zum Vorsitzenden. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 1./2. Oktober 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Der kommende Montag wirft bereits seinen Schatten voraus. Es ist nicht nur der Tag der Deutschen Einheit, der in diesem Jahr im thüringischen Erfurt offiziell gefeiert wird, sondern in mehreren Städten auch ein Tag mit angespannter Demo-Situation.

In Gera beispielsweise plant „Freies Thüringen“ eine Kundgebung, in Plauen wollen die „Freien Sachsen“ an die dortigen Großdemonstrationen der vergangenen Wochen anknüpfen. Diese waren zwar nicht von den „Freien Sachsen“ organisiert, zeigten teilweise aber eine ebenso rechtsradikale Rhetorik. Für Plauen sind unter anderem die „Freie Sachsen“-Promis Martin Kohlmann und Andreas Hofmann angekündigt – letzterer besser bekannt als „DJ Happy Vibes“.

Für uns relevant ist natürlich vor allem das Geschehen in Leipzig. Hier waren an den vergangenen Montagen abends stets mehr als 1.000 Menschen auf der Straße. Wie viele davon überzeugte Rechtsradikale sind und wie viele gar nicht so genau wissen, wer dort eigentlich den Ton angibt, ist momentan Spekulation.

Die Rechten geben den Ton an

Klar ist aber, dass Wortführer wie Lucien W. von der „Freien Jugend“ nationalistische Töne anstimmen. „Für die Heimat, für das Land, Leipzig leistet Widerstand“ war aus hunderten Mündern zu hören. Zuletzt beteiligten sich auch Leipziger AfD-Politiker und Personen aus dem Umfeld des Leipziger Neonazis Alexander Kurth an den Demonstrationen. Diesen Montag wurden zudem mehrere Gegendemonstrant/-innen teils schwer verletzt.

Vor allem letzteres dürfte ein Grund dafür sein, dass die rechten Montagsdemonstrant/-innen diesmal mit deutlich mehr Widerspruch rechnen müssen. Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ und andere antifaschistische Gruppen rufen für 14:30 Uhr zu einer Demonstration auf dem Ring auf. Start ist der Wilhelm-Leuschner-Platz. Bereits eine Stunde vorher soll in Connewitz eine sogenannte Zubringerdemo starten.

Ursprünglich sollte sich das Demogeschehen wie gewohnt am Abend abspielen. Die Organisatoren der rechten Montagsdemo reagierten jedoch auf den angekündigten Protest und verlegten ihre Demo auf 15 Uhr.

Bednarsky erhält 73 Prozent

Zu einem „heißen Herbst“ rufen bekanntlich nicht nur die „Freie Sachsen“ und andere Rechte auf, sondern auch die Linkspartei. In Leipzig hat diese am Samstag ihren Vorstand neu gewählt. Adam Bednarsky bleibt Vorsitzender in Leipzig – er erhielt 73,3 Prozent der Stimmen. Stellvertreter/-innen sind Cornelia Falken und Johannes Schmidt.

In seiner Bewerbungsrede gab Bednarsky das Ziel an, die Linkspartei bei der Kommunalwahl in zwei Jahren erneut zur stärksten Kraft im Stadtrat zu machen. In den kommenden Wochen seien zahlreiche „öffentlichkeitswirksame Aktionen und Veranstaltungen“ geplant. Als Teil des Bündnisses „Jetzt reicht‘s“ möchte man zudem am 15. Oktober bei einer Großdemonstration in Leipzig auf der Straße sein.

Neuigkeiten ganz anderer Art gab es an diesem Wochenende bei den Grünen. Deren Büro in der Hohen Straße wurde heute mit Zetteln und Sprühkreide beschädigt. „Wer die Grünen wählt, wählt Krieg, Krise, Klimaheuchelei, Armut“ war darauf zu lesen; zudem gab es den Vorwurf des „Klassenverrats“ und kommunistische Symbole.

Im Anschluss bekannte sich die linksradikale Gruppe „Rote Wende“ zu der Aktion. Sie kritisieren die massiven Investitionen in die Rüstungsindustrie, Geschäfte mit Diktaturen und die Verlängerung der Atomkraft. Dass die Grünen so handeln, sei „die einzig logische Konsequenz innerhalb eines kapitalistischen Systems“, das man ebenso bekämpfen wolle.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: über eine Strafanzeige gegen den ehemaligen Lok-Stadionsprecher Mirko Linke, der auf WhatsApp eine antisemitische Grafik geteilt hat, über die Einschätzungen des Soziologen Paul Zschocke zu den rechten Montagsdemos in Sachsen und über den Leipziger Handballer Lucas Krzikalla, der sich als homosexuell geoutet hat.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Bei Ausschreitungen und Massenpanik in einem Fußballstadion in Indonesien sind fast 200 Menschen ums Leben gekommen, in Deutschland solidarisierten sich mehr als 10.000 Menschen mit den feministischen Kämpfen im Iran und in Thüringen fordert Verdi, die Geschäfte wegen der Energiekrise bereits um 19 Uhr zu schließen.

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