Die Lage an der รถstlichen Grenze der Ukraine spitzt sich immer weiter zu. Nachdem heute der Befehl aus Moskau gekommen war, russische Truppen ins Nachbarland zu entsenden, stoppte die EU das Genehmigungsverfahren fรผr die Gas-Pipeline Nord Stream 2. Auรerdem: Die sรคchsische Landesregierung beschloss weitreichende Lockerungen in den kommenden Wochen, die Stadt Leipzig fรถrdert Alternativveranstaltungen rund um die abgesagte Leipziger Buchmesse und in Dรถbeln wurde eine 63-jรคhrige Frau tot aufgefunden. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 22. Februar 2022, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
Alle Welt schaut auf Russland und die Ukraine
Quasi im Minutentakt gingen am heutigen Dienstag neue Meldungen ein bezรผglich der Lage an der ostukrainischen Grenze. Heute Mittag verkรผndete Russland den Einmarsch in das Nachbarland. Einen Tag zuvor hatte Putin die ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk als โVolksrepublikenโ anerkannt. Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete dieses Vorgehen als โschwerwiegende[n] Bruch des Vรถlkerrechtsโ und versicherte der Ukraine die deutsche Solidaritรคt. Man mรผsse jetzt die dramatisch verรคnderte Lage neu bewerten, so Scholz.
Der Westen reagierte auf Russlands Vordringen postwendend mit Sanktionen. So wurde unter anderem die Zertifizierung der Gas-Pipeline Nord Stream 2 gestoppt. Die zustรคndige Abteilung des Bundeswirtschaftsministeriums werde eine neue Bewertung der Sicherheit unserer Versorgung โunter Berรผcksichtigung dessen vornehmen, was sich in den vergangenen Tagen verรคndert hatโ, bekrรคftigte der Kanzler das Vorgehen.
Noch am Dienstagmittag legte die EU-Kommission einen Vorschlag fรผr weitreichende Handelseinschrรคnkungen, etwa dem Verbot des Handels mit russischen Staatsanleihen, vor. Mit den Sanktionen werde laut Scholz ein klares Signal an Moskau gesendet, โdass solche Handlungen nicht ohne Konsequenz bleiben werden.โ Alle diplomatischen Verhandlungen zielten nun darauf, โeine weitere Eskalation und damit eine Katastrophe zu verhindern.โ
Seit mehreren Wochen stationierte Russland immer mehr Militรคr an der รถstlichen Grenze zur Ukraine. Der Grund fรผr die Militรคrprรคsenz: Die Furcht vor einem NATO-Beitritt des Nachbarlandes. Der Forderung Russlands nach einem Versprechen, die Ukraine nicht in das Militรคrbรผndnis aufzunehmen, gingen die NATO-Mitglieder nicht nach.
Vor dem russischen Generalkonsulat fand dazu heute Abend um 18:30 Uhr eine von den Jusos Leipzig ins Leben gerufene Kundgebung unter dem Motto โHรคnde weg von der Ukraine! Hands Off Ukraine! ะ ัะบะธ ะณะตัั ะฒัะด ะฃะบัะฐัะฝะธ! ะ ัะบะธ ะฟัะพัั ะพั ะฃะบัะฐะธะฝั!โ statt. โMit dieser Invasion verletzt Russland das Vรถlkerrecht, greift in die Souverรคnitรคt der Ukraine ein und riskiert einen neuen groรen Krieg in Europa. [โฆ] Russland muss mit harten Sanktionen zurรผck an den Verhandlungstisch gezwungen werden. Fรผr russische Groรmacht-Fantasien ist im Europa des 21. Jahrhunderts kein Platz!โ, hieร es in der Ankรผndigung.
Kundgebung vor dem russischen Generalkonsulat
Video LZ
Sachsen beschlieรt weitreichende Lockerungen
Der Weg ist frei fรผr Lockerungen in Sachsen ab dem 4. Mรคrz in verschiedenen Bereichen in Sachsen. Die Verkรผndungen fรคnden unter Vorbehalt statt, wie Sachsens Sozialministerin Petra Kรถpping (SPD) mehrmals betonte, da noch abzuwarten sei, wie die Regelungen vonseiten der Bundesregierung ausfallen wรผrden und ob gegebenenfalls nachgeregelt werden mรผsse.
So soll in der Gastronomie sowie der Beherbergung fortan die 3G-Regelung gelten. Lange Zeit konnte dies nur unter 2G-Plus-Regelungen stattfinden. Bars sollen ab sofort รถffnen kรถnnen. Ab sofort gilt der Entfall der G-Regelungen im Einkauf.
Fast schon ein Meilenstein ist die รffnungsperspektive fรผr Sachsens Clubs und Livespielstรคtten: โDas ist erfreulich, weil es der bisher am lรคngsten geschlossene Bereich warโ, so Kรถpping. Dort wird die Regelung 2G-Plus gelten, da in den Bereichen Masken und Abstรคnde entfallen. Groรveranstaltungen ab 1.000 Personen werden unter 2G-Bedingungen stattfinden kรถnnen.
Auch im schulischen Bereich kรถnne โmehr Normalitรคtโ erlaubt werden, so Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Generell soll ab dem 7. Mรคrz, nach dem Ende der Winterferien, wieder die Schulbesuchspflicht gelten. Man wolle in Schulen und auch in Kitas zum Normalbetrieb zurรผckfinden. โDie Fokussierung auf klar getrennte Klassen und Gruppen findet dann nicht mehr stattโ, so Piwarz.
Auch die Maskenpflicht im Unterricht am Platz wird abgeschafft sowie von dreimaliger Testung in der Woche auf zweimalige Testung reduziert. Sollte ein positiver Fall in einer Klasse festgestellt werden, werde die gesamte Klasse an fรผnf aufeinanderfolgenden Tagen tรคglich getestet, erklรคrt Piwarz das neue System. โWir sind allerdings ein Stรผck weit darauf angewiesen, zu wissen, was der Bund entscheiden wird.โ Die Verordnung gilt deshalb vorerst bis zum 19. Mรคrz.
Renรฉ Loch liefert hier eine Zusammenfassung der neuen Regelungen.
Stรคdtische Fรถrdermittel fรผr Buchmesse-Alternativen
Die Stadt Leipzig gab heute bekannt, Veranstaltungs-Formate, die nach der Absage der Leipzig Buchmesse 2022 in den letzten Wochen innerhalb kรผrzester Zeit als Alternativen aus dem Boden gestampft wurden, zu unterstรผtzen. Denn mit dem bereits dritten Aus fรผr die beliebteste Messe in Leipzig wurde auch das Lese-Festival โLeipzig liestโ abgesagt, das jedes Jahr tausende Besucher/-innen zu Lesungen, Konzerten, Diskussionen und Themen-Abenden anlockt.
Schnell erfolgte Ersatz: So bietet beispielsweise das โBuchmesse PopUpโ in der Werk 2 โKulturfabrik vom 18. Bis 20. Mรคrz Autor/-innen von rund 50 Verlagen Bรผhne und Prรคsentationsflรคche.
Auch die Leipziger Zeitung und ein Freundeskreis aus Medien-Unternehmen, Autor/-innen und Presseagenturen wollen sich nicht einfach von der Buchmessen-Absage abspeisen lassen und laden zum Festival โweiter:lesen22โ in der Moritzbastei und im Felsenkeller ein. Auf insgesamt vier Bรผhnen werden am 19. Und 20. Mรคrz unter anderem rund 40 Autor/-innen zu Wort kommen, deren Auftritte und somit die Prรคsenz im Frรผhjahr durch die Buchmesse-Absage weggebrochen sind. Mehr Infos gibt es hier.
Besonders erfreulich ist auch, dass das diesjรคhrige Gastland Portugal dennoch eine eigene Umgebung fรผr Lesungen und Konzerte gefunden hat. In der Schaubรผhne unter โLeipzig liest โฆ auch 2022โ werden unterdessen Autor/-innen und Gรคste aus dem diesjรคhrigen Gastland Portugal gehรถrt. Und im โHaus des Buchesโ finden wie geplant die Veranstaltungen, die fรผr โLeipzig liestโฆโ geplant waren, statt.
Fรผr die Veranstaltungen stellt die Stadt nun 20.000 Euro zur Verfรผgung. โIch beobachte mit Freude, dass viele Lesungen trotz Absage der Leipziger Buchmesse stattfinden sollen und dass auch alternative Lรถsungen entstehen. Wir wollen Lesungen, die im Rahmen von โLeipzig liestโ geplant waren, bei denen aber Finanzierungslรผcken auftreten, kurzfristig unterstรผtzenโ, erklรคrte Leipzigs Kulturbรผrgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.
Nach der Absage der Leipziger Buchmesse stellt die Stadt Leipzig ein kurzfristiges Sonderprogramm zur Fรถrderung von Veranstaltungen bereit, die ursprรผnglich fรผr #Leipzigliest geplant waren. Antragsfrist: 28. Februar 2022
Alle Infos und Antragsformularโฌ๏ธhttps://t.co/mXwxxtq9wUโ Stadt Leipzig (@StadtLeipzig) February 22, 2022
63-Jรคhrige tot in Dรถbelner Einfamilienhaus
In einer gemeinsamen Pressemitteilung informierten die Polizeidirektion Chemnitz und die Staatsanwaltschaft Chemnitz heute รผber einen am gestrigen Montag stattgefundenen Einsatz in Dรถbeln. In einem Einfamilienhaus im Ortsteil Groรsteinbach wurden eine leblose Frau (63) und ein schwer verletzter Mann (63) aufgefunden. Der Mann wurde vor Ort medizinisch versorgt und anschlieรend in ein Krankenhaus gebracht.
Die Polizei sprach auรerdem die vorlรคufige Festnahme gegen den 63-Jรคhrigen aus. Nach derzeitigen Erkenntnissen ist er mutmaรlich verantwortlich fรผr die tรถdlichen Verletzungen der Frau. Die Klรคrung der Todesursache der Verstorbenen wurde noch am heutigen Tage in Gang gesetzt, es laufen Ermittlungen wegen des Verdachts eines Tรถtungsdelikts.
Verkehr in Leipzig, Auwald-Prozess und Rรผckgang der Corona-Protest-Teilnehmer/-innen
Worรผber die LZ heute berichtet hat: Heute drehte sich auf der LZ nicht alles, aber ein Groรteil, um den Leipziger Verkehr. Einerseits ging es um die Bรผrgerumfrage 2020, in der der Verkehr in der Stadt auf Platz Zwei der grรถรten Probleme in Leipzig landete.
Im Zuge dessen ist das Investitionspaket von 111 Millionen Euro zu begrรผรen, das die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) fรผr das Jahr 2022 geschnรผrt haben.
Die Stadt โbuttertโ derweil rund 52 Millionen Euro in den Neubau und die Instandhaltung von Brรผcken, Straรen und Gehwegen.
Was heute auรerdem wichtig war: In ihrer heutigen Meldung bezรผglich des Protestgeschehens vom gestrigen Montag vermeldete die Polizeidirektion Leipzig einen deutlichen Rรผckgang der Teilnehmer/-innenzahl. Im Vergleich zur Vorwoche waren mit einer Anzahl von 4.800 rund 30 Prozent weniger Menschen im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Corona-Maรnahmen auf den Straรen gewesen als noch vor einer Woche. Insgesamt seien infolge der gestrigen Demonstrationen mehr als ein Dutzend Strafanzeigen gestellt worden, laut Polizei โรผberwiegend wegen Verstรถรen gegen das Versammlungsgesetz.โ
Ein besonderer Fall ereignete sich in Borna. Dort seien zur Spitze der Versammlung 300 Personen unterwegs gewesen. Ein 65-jรคhriger Mann gab รผber Megaphone Anweisungen zur Marschstrecke und forderte die Teilnehmenden zudem dazu auf, gegen die Polizist/-innen vorzugehen. Gegen ihn wurde Anzeige wegen des Verstoรes gegen das Versammlungsgesetz erstattet.
Auรerdem soll eine Leipziger Firma von den โMaskendealsโ der CDU profitiert haben und in Verbindung stehen mit dem skandalumwitterten Spendendinner von Deutschlands ehemaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU).
Derweil wurde heute bis in die Abendstunden am Leipziger Landgericht der โAuwald-Prozessโ fortgesetzt. Ein Urteil wird in den nรคchsten Tagen erwartet. Unser Redakteur Lucas Bรถhme begleitet den Prozess von Beginn an, hier kann der aktuelle Stand nachgelesen werden.
Was morgen passieren wird: Ab morgen kรถnnen sรคchsische Kunst- und Kultureinrichtungen in freier Trรคgerschaft Fรถrdermittel im Rahmen der โCorona-Hรคrtefรคlle Kulturโ vom Freistaat beantragen. Insgesamt 2,4 Millionen Euro stehen fรผr die Unterstรผtzung der Einrichtungen, die unter der Pandemie Einbuรen eingefahren haben, zur Verfรผgung. Antragsstopp ist der 21. November 2022. Hier gehtโs zum Antrag und mehr Informationen.
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