Weihnachten rückt näher – und die COVID-19-Pandemie macht keine Pause. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht zumindest einen vorsichtigen Grund für „Licht am Ende des Tunnels“, doch bei der künftigen Pandemie-Entwicklung ist es etwas ganz anderes, was Fachleuten Sorgen bereitet. Währenddessen ist in Leipzigs linker Szene eine Diskussion aufgekommen, nachdem bei dem gestrigen Aufzug im Leipziger Osten auf der Hermann-Liebmann-Straße unter anderem eine Moschee attackiert worden war. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 14. Dezember 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
„Delta flacht ab, aber Omikron lauert“
Mit zweiwöchiger Verzögerung trafen sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (46, CDU) und sein bayerischer Amtskollege Markus Söder (54, CSU) virtuell zu einer gemeinsamen Sitzung. Im Mittelpunkt der Zuammenkunft stand – was sonst – der weitere Kampf gegen die Pandemie.
Auch wenn die Kliniken noch immer im Notbetrieb seien, gingen die Zahlen zumindest langsam zurück und man könne „Licht am Ende des Tunnels“ sehen, zeigte sich Sachsens Regierungschef überzeugt. Auch Söder äußerte sich ähnlich. Beide Landesväter warnten gleichwohl unisono vor der Omikron-Variante des Virus: „Delta flacht ab, aber Omikron lauert“, warnte Söder.
Corona macht weiter Sorgen – wohl kein entspannter Start gen 2022
Und das nicht grundlos. Für viele Expertinnen und Experten ist der aktuelle Rückwärtstrend bei den Infektionszahlen trügerisch. Denn die vor kurzem identifizierte Virus-Variante namens Omikron wird uns laut Prognose von Fachleuten wie Christian Drosten bereits ab Januar ernsthafte Probleme bereiten und ein energisches Gegensteuern fordern. Ein entspannter Start Richtung 2022 zeichnet sich so gesehen eher nicht ab.
#Corona #Leipzig
▫️7-Tage-Inzidenz: 553,0 (-15,0 zum Vortag)
▫️positiv: 47.849 (+139)
▫️Todesfälle: 592 (+0)Patienten
▫️Leipzig Krankenhäuser: 230 (+0)
Sachsen:
▫️Normalstation: 1.989 (+83)
▫️Intensiv: 587 (+9)
▫️Inzidenz Hospitalisierung: 8,92 (-1,24)https://t.co/cSWQjflU0c pic.twitter.com/BRyNHGgmUj— Stadt Leipzig (@StadtLeipzig) December 14, 2021
Der neu gegründete Expertenrat der Bundesregierung tagte zum ersten Mal und kündigte an, noch vor dem Weihnachtsfest in zehn Tagen eine Stellungnahme zu Omikron abgeben zu wollen.
Besondere Sorge dabei bereitet die derzeitige Datenlage, die nahelegt, dass die Mutation nicht nur ansteckender sei, sondern auch besser als all ihre Vorgänger einen Immunschutz (durch überstandene Infektion oder Impfung) zumindest teilweise aushebeln könnte.
Immerhin: Es deutet manches darauf hin, dass doppelte Impfungen mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer weiterhin einen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen auch bei Omikron bieten. Erst recht gilt dies nach der dritten Impfung, dem sogenannten Booster.
Allerdings kam am Dienstag auch die unerfreuliche Botschaft, dass laut neuem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) viel zu wenig Impfdosen für eine ordentliche Booster-Kampagne bestellt worden sind. Dabei soll gerade diese Voraussetzung ein, dass künftig auch beim Modell 2G+ die Testpflicht wegfällt. Die Folgeprobleme könnten sich bis weit ins Jahr 2022 hineinziehen.
Randale und 12 ID-Feststellungen der Polizei
Blicken wir auf den gestrigen Abend in Leipzig zurück, den die LZ per Liveticker begleitet hat: Den 13.12., dessen Zahlenkombination nach dem Alphabet das Akronym ACAB und damit den in politisch radikalen Kreisen beliebten Spruch „All Cops are Bastards“ (frei: „Alle Polizisten sind Schweine“ oder „Scheißkerle”) ergibt.
Aus einem linken Aufzug von über 100 Personen war es entlang der Eisenbahnstraße im Leipziger Osten zu Randale gekommen, unter anderem wurden Böller und Bengalos gezündet, Mülltonnen umgeworfen und Autoscheiben eingeschmissen. Insgesamt zwölf Personen zwischen 14 und 31 Jahren wurden nach Angaben der Polizei einer Kontrolle durch herbeigeeilte Einsatzkräfte unterzogen.
DITIB-Moschee im Osten attackiert
Ein Nachgeschmack aber bleibt: Denn auch eine Moschee an der Hermann-Liebmann-Straße wurde angegriffen, mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch. Mittlerweile ist klar: Das betroffene, muslimische Gotteshaus gehört offenbar zum deutschen Moscheen-Verband DITIB, der wiederum der türkischen Religionsbehörde untersteht und damit als verlängerter Arm des autoritären Regimes von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan (67) gilt.
Wegen seines brutalen Vorgehens gegen Kurdinnen und Kurden innerhalb wie außerhalb des türkischen Staatsgebiets gilt Erdogan vielen Linken als erklärter Feind. Dass dies keine Rechtfertigung für einen Angriff darstellen kann – und nach Beobachtungen der LZ bereits gestern bei Teilen der linken Demonstranten für Unverständnis sorgte – bestätigten heute auch politische Reaktionen.
Anschläge auf #Moscheen in Deutschland, gar in #Sachsen? Geht gar nicht! Es braucht den Gesprächsfaden auch zur vom türkischen Staat finanzierten DITIB, Unterstützung von Reformbestrebungen und Zugang zu Moscheegänger*innen. #le1312
— Jule Nagel (@luna_le) December 14, 2021
„Geht gar nicht“, twitterte die Abgeordnete des Sächsischen Landtags Juliane Nagel (43). Auch ihre Abgeordneten-Kollegin und Parteifreundin Kerstin Köditz (54) ging auf Distanz. Nutzerinnen und Nutzer in sozialen Netzwerken äußerten sich vielfach kritisch über die gewaltsame Aktion, ebenso die SPD. Im linken Milieu dürfte es nun wieder zu Diskussionen kommen.
Fehlende Radschnellwege, teurer Corona-Protest, Romeo und Julia
Worüber die LZ heute berichtet hat: In Sachsen hapert es immer noch in Sachen Radschnellwege – kein guter Weg für die Verkehrswende. Die Stadt Leipzig will den Pleißemühlgraben bis zum Zoo freilegen, das Rittergut Großzschocher braucht eine Perspektive und Corona-Proteste kosten das Land mächtig viel Geld, wie jetzt durch eine Große Anfrage bestätigt ist. Und wer noch Lesestoff sucht: Wie wäre es mit Jan Lindners Adaption eines berühmten Shakespeare-Dramas?
AfD gegen Impfpflicht, Ukraine-Krise weiterhin außenpolitisches Topthema
Was heute sonst noch wichtig war: Die AfD will gegen eine teilweise Impfpflicht den gerichtlichen Weg beschreiten. Deutschlands neue Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die morgen ihren 41. Geburtstag begeht, dürfte auch dann kaum Gelegenheit zum Feiern haben, denn die dringlichen Probleme dulden keinen Aufschub. In einem Telefonat mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow (71) warnte sie vor einer russischen Grenzverletzung der Ukraine.
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