โ€žEiffelturmtagโ€œ โ€“ unter diesem Motto wurde am Samstagnachmittag auf dem Leipziger Markt an die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens vor sechs Jahren erinnert und dessen Beachtung angemahnt, um die Erderwรคrmung im Zaum zu halten. In mehreren Stรคdten Deutschlands gab es teils aggressiven Protest sogenannter Querdenker gegen die Corona-SchutzmaรŸnahmen und im thรผringischen Greiz kam es dabei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Unterdessen startet die Ampel-Koalition ohne Schonfrist in die Weltpolitik. AuรŸenministerin Baerbock reiste zum G7-Gipfel nach Liverpool, der รผber eine Linie im Umgang mit Russland, China und Iran beriet. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 11. und 12. Dezember 2021, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.

Abkommen von Paris: Erfolg der Diplomatie โ€“ aber auch fรผr das Klima?

Ein brennender Eiffelturm โ€“ zum Glรผck nicht wรถrtlich, aber sinnbildlich: Mit diesem drastischen Symbol wurde am Samstagnachmittag auf dem Leipziger Markt an die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erinnert.

Anlass: Vor genau sechs Jahren, am 12. Dezember 2015, hatten sich 196 Staaten sowie die EU in Paris verstรคndigt, den globalen Temperaturanstieg gegenรผber dem vorindustriellen Zeitalter durch gezielte MaรŸnahmen deutlich unter 2 Grad, mรถglichst sogar unterhalb von 1,5 Grad zu halten. Auf diese Weise sollten die befรผrchteten Folgen des weltweiten Temperaturanstiegs wie Wetterextreme und der Anstieg des Meeresspiegels zumindest kontrollierbar bleiben.

Obwohl das Abkommen fast aller Staaten der Erde als diplomatischer Erfolg gilt: Nach Meinung von Kritikern reichen die bisherigen MaรŸnahmen der Politik bei weitem nicht aus, das Ziel von 1,5 Grad zu erreichen โ€“ auch wenn der Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung in Berlin ein paar Fortschritte verspricht.

โ€žStell dir vor, es ist Geburtstag, aber niemandem ist nach Feiernโ€œ

Zur Aktion am Samstag wurde durch Parents for Future Germany aufgerufen, die Kundgebungen in mehr als 20 Stรคdten Deutschlands initiiert hatten. Wegen der COVID-19-Pandemie konnte die Versammlung in Leipzig nur ortsgebunden und mit hรถchstens 10 Personen stattfinden.

Wie geplant, wurden unter anderem 100-Tage-Forderungen an Bundestagsabgeordnete รผbergeben โ€“ fรผr Leipzig sind dies Jens Lehmann (53, CDU), Paula Piechotta (35, Grรผne), Holger Mann (42, SPD).

Sรถren Pellmann (44, Linke) sowie Franziska Mascheck (42, SPD, Abgeordnete Leipziger Land) hatten den Forderungskatalog vorab erhalten, Nadja Sthamer (31, SPD) musste wegen Quarantรคne von einer Teilnahme absehen.

โ€žStell dir vor, es ist Geburtstag, aber niemandem ist nach Feiern zumute. Sechs Jahre nach Unterzeichnung des Pariser Abkommens ist festzuhalten, dass die vergangenen Regierungen sich zu keinem Zeitpunkt ernsthaft darum bemรผht haben, ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichenโ€œ, sagt Bettina van Suntum vom Orga-Team der Parents for Future Germany.

Impressionen und Stimmen vom โ€žEiffelturmtagโ€œ

Video: LZ

Querdenker-Demos in Deutschland und ร–sterreich โ€“ Eskalation in Greiz

Die Proteste gegen die staatlichen Corona-SchutzmaรŸnahmen reiรŸen nicht ab โ€“ sie werden, im Gegenteil, offenbar immer radikaler. Nach Angaben der Polizei wurden 14 ihrer Beamtinnen und Beamten bei einer Demonstration sogenannter Querdenker am Samstagabend in Greiz (Sรผdostthรผringen) verletzt, zwei waren demzufolge vorรผbergehend nicht dienstfรคhig.

Bis zu 1.000 der selbst ernannten Rebellen sollen demnach im Greizer Stadtgebiet entgegen der aktuellen Corona-Auflagen unterwegs gewesen sein. Zur Eskalation kam es laut Polizei, als kleine Gruppen einen Aufzug starten wollten und ein Aufgebot an Einsatzkrรคften dies unterbinden wollte. Beobachter vor Ort sprachen von einer รคuรŸerst aggressiven Stimmung, auf Videosequenzen sind brutale Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmenden und Polizei zu sehen.

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Einige der Protestierenden hรคtten daraufhin Eier, Flaschen und Bรถller auf die Ordnungshรผter geworfen und die Kette zu durchbrechen versucht. Die Polizei griff durch und leitete 44 Strafverfahren sowie 47 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten ein.

Auch in weiteren Orten trafen sich Menschen bundesweit zu Protesten gegen die Corona-Politik, so in Bad Liebenstein, Sondershausen, Reutlingen, Stuttgart, Berlin und Hamburg. In Bremen und Hamm konnten Aufzรผge verhindert werden. Wรคhrend es etwa in Stuttgart am Rand zu Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten kam, blieb die Lage nach Angaben der Polizei andernorts ruhig, so in Hamburg.

Auf dem Heldenplatz der รถsterreichischen Hauptstadt Wien und einem Protestmarsch kamen etwa 44.000 Teilnehmer zusammen.

Empรถrung in der Politik

Besonders die Eskalation in Greiz sorgt in der Politik fรผr Empรถrung. Die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser (51, SPD) rief die gemรครŸigten Kritiker der Corona-MaรŸnahmen auf, sich von Rechtsextremen abzugrenzen, die Proteste fรผr ihren eigenen Zweck kapern und Anschluss an das bรผrgerliche Milieu suchen wรผrden.

Auch ihr Parteifreund und Ressortkollege von Thรผringen, Georg Maier (54), warnt wiederholt vor einer Spirale der Gewalt โ€“ dies hatte er schon mit Blick auf die zunehmende Bedrohungslage von Politikerinnen und Politikern getan. Zuletzt war durch journalistische Recherchen eine Telegram-Gruppe aufgeflogen, die Mordfantasien gegen den sรคchsischen Ministerprรคsidenten Michael Kretschmer (46, CDU) thematisierte. Inzwischen ermitteln hier die Sicherheitsbehรถrden.

Annalena Baerbock und der โ€žAbschied von Bullerbรผโ€œ

Eine Schonzeit gibt es nicht โ€“ dafรผr sind auch die Baustellen der Weltpolitik viel zu viele. Kurz nach dem nicht nur leichten Antrittsbesuch beim polnischen Nachbarn ging es fรผr Deutschlands neue AuรŸenministerin Annalena Baerbock (40, Grรผne) weiter zum G7-Gipfel in die Beatles-Stadt Liverpool.

Angesagt war die erste Tuchfรผhlung mit den neuen Kolleginnen und Kollegen der USA, GroรŸbritanniens, Frankreichs, Italiens, Kanadas und Japans โ€“ und die Suche nach einer Linie im Umgang mit so schwierigen Playern der globalen Politik wie dem Iran, China und Russland.

Die ersten Signale zeigen, dass die G7-Gruppe trotz oder gerade wegen der angespannten Situation mit russischen Truppen nahe der Grenze zur Ukraine weiterhin Angebote zur Kooperation und Entspannung Richtung Moskau senden will. Eine รœberschreitung der Grenze habe jedoch ernste Konsequenzen. China wird als โ€žPartner und Systemrivaleโ€œ bezeichnet, wรคhrend der Iran wegen der stockenden Atomgesprรคche Vertrauen verspielt habe.

Fรผr ein wirkliches Urteil ist es noch viel zu frรผh โ€“ doch angesichts von lodernder Kriegsgefahr und autoritรคrer Bedrohungen auf der Weltbรผhne steht wohl bereits jetzt fest, dass die Grรผnen mit ihrer neuen Chefdiplomatin an der Spitze gerade beginnen, in die komplexe Welt internationaler Realpolitik einzutauchen โ€“ was ein Kommentator leicht ironisch als โ€žAbschied von Bullerbรผโ€œ bezeichnet. Man darf auf die Zukunft gespannt sein.

StraรŸenbeleuchtung, Satire und Impfungen

Worรผber die LZ am Wochenende berichtet hat: รœber die Zukunft des Elsterbeckens, wie die StraรŸenbeleuchtung nach Leipzig kam, die Geschichte einer Kirche in Dresden und die subtilen Gedanken eines Kรผnstlers รผber das Leben.

AuรŸerdem am Samstag: Eine Satire zum ernsten Thema Klimaschutz, die Stadtratsdebatte zum Gebรผhrenerlass in stรคdtischen Unterkรผnften fรผr Obdachlose, Probleme am Stรถrmthaler Kanal, Impfangebote im Leipziger Opernhaus ab Montag und das Leben des Kabarettisten Rainald Grebe in Buchform.

Nichts wirklich Neues im Fall Ofarim, neue Corona-Regeln und subtropische Luft

Was sonst noch wichtig war: Bei der Deutschen Bahn ist seit Sonntag ein Fahrplanwechsel in Kraft โ€“ und auch so gibt es ein paar Neuerungen. Im Fall des jรผdischen Musikers Gil Ofarim, der Anfang Oktober in einem Leipziger Hotel nach eigener Aussage antisemitisch beleidigt wurde, sind laut Staatsanwaltschaft in diesem Jahr keine Ermittlungsergebnisse mehr zu erwarten. Dies berichtet der MDR.

Was morgen wichtig wird: Im Freistaat Sachsen treten neue Corona-Regeln in Kraft, die bis 9. Januar 2022 befristet sind.

Und: Schon ab Montag soll extrem warme Luft Deutschland erreichen. In Zeiten des Klimawandels kรถnnte so etwas oft passieren โ€“ unabhรคngig davon, ob es sich im Einzelfall um Folgen des Klimawandels oder ein Wetterphรคnomen handelt.

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