In Dresden und Zwönitz protestierten an diesem Wochenende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen. Während die mutmaßlichen Schleuser im Fall eines toten Geflüchteten noch nicht gefasst wurden, entdeckten Beamte nahe der deutsch-polnischen Grenze erneut 23 Menschen in einem Transporter. Der G20-Gipfel in Rom zur Klimakrise verlief „schwierig“, während in Lützerath dank „Ende Gelände“ der Bagger stillstand. Außerdem: Die Coronalage in Sachsen verschärft sich und in Thekla brannten zwei Autos. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 30. und 31. Oktober 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Proteste in Dresden und Zwönitz
Während es in Leipzig an diesem Wochenende verhältnismäßig ruhig zuging, hat am Samstag, 30. Oktober, in Dresden die „Querdenken“-Bewegung protestiert. Laut MDR Sachsen beteiligten sich rund 1.000 Menschen an der Demonstration. Nach einer Kundgebung zogen die Coronamaßnahmen-Gegner durch die Innenstadt. Mit dabei erneut Anhänger rechter Akteure wie der „Freien Sachsen“. Wegen einer Sitzblockade musste der Zug umgeleitet werden. Insgesamt blieb die Lage aber friedlich.
Auch in Zwönitz wurde gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. Rund 100 Menschen beteiligten sich daran. Im Frühjahr war es bei unangemeldeten Corona-Demonstrationen mehrfach zu Gewalt gekommen. Mehrere Polizeibeamte wurden verletzt; unter den Teilnehmern bekannte Rechtsextreme. Diesmal hielten sich die Protestler jedoch an die Auflagen; der Tag verlief friedlich.
15:40, der komplette Zug im Überblick #dd3010 pic.twitter.com/HGgZ6NNOrg
— Eric Hofmann (@RPFDMOPO) October 30, 2021
Erneut geschleuste Menschen an Grenze entdeckt
Auf der Bundesstraße 115 nahe der deutsch-polnischen Grenze wurden an diesem Morgen 23 Menschen in einem Kleintransporter entdeckt. Die Bundespolizeidirektion Pirna teilte mit, dass unter den geflüchteten Menschen aus dem Irak auch Kinder seien. Der Fahrer des Autos und ein Begleiter flohen bei der Kontrolle, konnten aber schnell gefasst werden. Die mutmaßlichen Schleuser wurden festgenommen.
Bereits am Freitag fand die Polizei nahe der A4 bei Görlitz einen Transporter mit 22 Männern und Frauen aus dem Irak. Bei einem 32-Jährigen konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Wie die Polizeidirektion Pirna nun mitteilte, suche man weiterhin nach dem mutmaßlichen Schleuser und einem Komplizen.
Seit der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko die EU-Außengrenze geöffnet hat, steigt die Zahl der illegalen Grenzübertritte. Während im August und September insgesamt 750 illegal eingereiste Personen durch die Bundespolizei Pirna registriert worden sind, waren es im Oktober bereits über 1.200 Menschen.
Kritische Coronalage und schwieriger G20-Gipfel
Die Coronalage in Sachsen wird immer kritischer. Wie das Robert-Koch-Institut mitteilte, liegt die 7-Tage-Inzidenz an diesem Sonntag bei 276,8 und ist damit seit dem gestrigen Samstag um 10 angestiegen. Damit liegt die Infektionsrate im Freistaat deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 149. Nur Thüringen hat mit 303,3 noch eine höhere 7-Tage-Inzidenz.
Neben der Pandemie wurden auf dem G20-Gipfel in Rom an diesem Wochenende auch die Weltwirtschaft und die Klimakrise besprochen. Die Gespräche gestalteten sich laut Medienberichten schwierig. Ein konkretes Datum für das Erreichen der Null-Emissionen gibt es immer noch nicht, berichtet die Tagesschau. Nun geht es mit Vertreter/-innen aus rund 200 Staaten in Glasgow beim Klimagipfel weiter.
Ende Gelände blockiert RWE-Braunkohletagebau
„Klimakrise ist jetzt. RWE verfeuert trotzdem weiter Braunkohle und kann den Hals nicht vollkriegen. Dabei darf keine Tonne Kohle mehr abgebaggert werden, wenn wir die 1,5 Grad-Grenze nicht reißen wollen“, sagt Ende-Gelände-Sprecherin Emilia Lange angesichts der Aktion vom heutigen 31. Oktober 2021.
Aktivist/-innen des Bündnisses Ende Gelände und von „Lützerath lebt“ haben am Sonntagnachmittag mit etwa 600 Menschen den Braunkohletagebau Garzweiler II gestört. Eine große Gruppe erreichte die Grubenkante. Dadurch wurde einer der Kohlebagger gestoppt.
Trotz der aktuellen Debatten, womöglich bereits 2030 ganz aus dem Kohlestrom auszusteigen, will der Energiekonzern RWE den Tagebau massiv ausweiten. „Dafür sollen noch bewohnte Dörfer abgerissen und landwirtschaftliche Kulturflächen abgebaggert werden. Mit der Aktion wollen die Aktivist/-innen die Ausweitung verhindern und die Zerstörung des direkt am Tagebau gelegenen Dorfs Lützerath stoppen.“, schreibt das Bündnis heute unter anderem.
„Wir werden nicht zulassen, dass dreckige Energiekonzerne die Grundlagen für eine klimagerechte Welt zerstören. Deshalb lassen wir heute die Kohlebagger von RWE stillstehen.“, so Sprecherin Lange.
Brandserie geht weiter
Nachdem bereits unter der Woche Autos in Schleußig und Stötteritz gebrannt haben, wurden nun auch in der Nacht zu Sonntag in Thekla zwei Autos angezündet. Dort hat aus zunächst unbekannter Ursache ein am Straßenrand abgestellter Pkw Feuer gefangen.
Die Flammen griffen auf ein davorstehendes Auto über. Brandstiftung kann nicht ausgeschlossen werden. Die Ermittlungen laufen.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Über eine wissenschaftliche Untersuchung in der Soko LinX des Landeskriminalamtes Sachsen (LKA Sachsen), in der es aber an Wissenschaftlichkeit mangelt. Außerdem wurde der Südtiroler Pestizidprozess gegen Karl Bär erneut vertagt, weil der letzte Kläger einfach nicht vor Gericht erschien.
Ralf Julke ging außerdem einer typischen AfD-Anfrage zu Hartz IV-beziehenden Menschen mit Migrationshintergrund auf den Grund und stellte drei Bücher vor: „Griff nach den Sternen“, die Kurzgeschichten in „Stäube“ von Clemens Meyer und ein Büchlein über 15 heimischen Baumarten.
Daniel Thalheim unterhielt sich derweil mit dem Kurator Jan Nicolaisen über die Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Malerschule“ im MdbK.
Was außerdem wichtig war: Am Sonntag, 31. Oktober, feiern die evangelischen Kirchgemeinden Reformationsfest, um an den Reformator Martin Luther zu erinnern. In diesem Jahr stehen die Feierlichkeiten natürlich unter besonderen Corona-Vorzeichen und -bestimmungen.
Am Samstag fand nach einer coronabedingten Pause der Leipziger Opernball statt. Rund 2.000 Gäste wohnten der 26. Auflage der traditionsreichen Veranstaltung bei.
Auch wenn seit Jahren in der EU über die Abschaffung der Zeitumstellung diskutiert wird und obwohl die Zeitumstellung laut Umfragen Menschen psychisch belastet, wurde die Uhr in der Nacht von Samstag zu Sonntag erneut zurückgestellt. Damit endet die Sommerzeit 2021.
Was morgen passieren wird: Morgen laden der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) medizinische Expert/-innen, Wissenschaftler/-innen und Vertreterinnen und Vertreter gesellschaftlicher Gruppen zu einem Treffen zur Corona-Situation in die Sächsische Staatskanzlei ein.
Ab 15 Uhr wird die Debatte live auf verschiedenen Kanälen übertragen.
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