Nachdem sich am vergangenen Donnerstag bereits der neu gegründete NachtRat vorgestellt hat, ist nun auch Leipzigs erster Fachbeauftragter für Nachtkultur gefunden: Nils Fischer wird künftig die Schnittstelle sein zwischen den Akteur/-innen der Leipziger Nachtkultur, den Ordnungsbehörden, der Stadtverwaltung und der Politik. Der gebürtige Braunschweiger setzte sich im Auswahlverfahren gegen 118 weitere Bewerber/-innen durch.
Die neu geschaffene Stelle leistet einen Beitrag zur Etablierung der sogenannten „Botschaft der Nacht“, dem seit nunmehr einer Woche bestehenden Leipziger NachtRat. In dem Rat arbeiten Vertreter/-innen des Amtes für Wirtschaftsförderung und des Kulturamtes der Stadt Leipzig, des Kreatives Leipzig e. V., der Initiative Leipzig + Kultur, des vak (Initiative Leipziger Veranstaltungskollektive), der Initiative Awareness, der Drug Scouts, des Dezentrale e. V. sowie der Polizeidirektion Leipzig zusammen.
Ziel ist es, das Zusammenspiel zwischen der Clubszene und deren Besucher/-innen auf der einen Seite und den Behörden auf der anderen Seite zu verbessern und so gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. Anliegen und Beschwerden können künftig an Fischer herangetragen werden, der diese wiederum an die Stadt vermittelt. Ein ähnliches Prinzip wird bereits seit 2012 in Amsterdam, Niederlande, angewandt. „Das dortige Konzept funktioniert und es gibt seitdem weniger körperliche Auseinandersetzungen und weniger Lärmbelästigung“, erklärt Leipzigs Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal.
„Die Szene benötigt Unterstützung“
Abgesehen von weniger Party-Eskalation und Anwohner/-innenärger agiert der Nachtbürgermeister aber auch in einem anderen wichtigen Feld: Er betraut mit der Standortsuche für Clubs sowie deren Erhalt und Weiterentwicklung. Gerade in den letzten Jahren war die hiesige Clubszene betroffen von Verdrängung.
Wir erinnern uns: Das So&So auf dem Gelände des ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhof musste bereits 2018 seine Pforten schließen, um Platz zu machen für ein neu entstehendes Viertel. Ebenso ergeht es dem TV-Club und der Distillery, die ihre bisherigen Standorte bis 2022 verlassen müssen. Beide Clubs planen inzwischen ihren Umzug in das neue Kulturzentrum, das auf dem Gelände des Gleisdreiecks in der Arno-Nitzsche-Straße Formen annehmen soll.
Künftig soll der Nachtbürgermeister die Belange beider Seiten koordinieren und der Clubszene den Rücken stärken. „Mit dem Fachbeauftragten für Nachtkultur setzt die Stadt Leipzig wichtige Zeichen. Zum einen wird deutlich, welch hohen Stellenwert die Club- und Nachtkultur in unserer Stadt genießt“, betont Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.
„Die Szene benötigt gerade in den pandemischen Zeiten Unterstützung. Es sei aber daran erinnert, dass es schon vor Corona viele Herausforderungen im Kontext des Nachtlebens gab, die Akteur/-innen und Stadt gemeinsam diskutierten und Lösungen entwickelten. Die Clubkultur in Leipzig ist integraler Bestandteil des Kulturlebens. Auf diesen Weg hat sich auch der Bundestag gemacht, in dem er die Clubs als Kulturstätten einstuft.“
Leipzigs erster Fachbeauftragter für Nachtkultur ist gefunden: Die Auswahlkommission hat sich für Nils Fischer entschieden, der sich unter 119 Bewerberinnen und Bewerbern durchsetzen konnte. https://t.co/HXNekW3zlH
— Stadt Leipzig (@StadtLeipzig) September 29, 2021
Am Freitag, dem 1. Oktober, wird Leipzigs erster Nachtbürgermeister seine Arbeit aufnehmen. „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den kulturellen Akteurinnen und Akteuren, um die Nachtkultur als einen überregional ausstrahlenden Baustein der Leipziger Kulturlandschaft zu gestalten und gemeinsam die vor uns liegenden Herausforderungen anzugehen“, so Fischer.
Wie es geht, konnte er bereits als Mitarbeiter im Fachbereich Kultur in Halle(Saale) lernen, wo er seit 2019 arbeitete. Schon dort war der 30-Jährige zuständig für die Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und der Freien Kunst- und Kulturszene.
Er wolle aktiv daran arbeiten, das Konzept „Koordinierungsstelle Nachtleben Leipzig“ fortzuentwickeln und weitere Lösungen zu finden. Das Konzept entstand auf Initiative der Clubszene in Reaktion auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie und der räumlichen Verdrängung.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Es gibt 3 Kommentare
Liebes LiveKommbinat Leipzig,
vielen Dank für den Hinweis, ihr habt natürlich Recht. Wir werden das schnellstmöglich ergänzen.
Liebe Grüße
Liebe Birthe Kleemann,
Danke für den Artikel. Wir wollen als LiveKommbinat Leipzig gerne darauf hinweisen, dass die Arbeit im Rat und überhaupt das Vorhandensein des Rats maßgeblich durch das LiveKommbinat Leipzig mitgestaltet wurde. Das fehlt bisher in diesem Beitrag leider komplett.
Viele Grüße
Wie auch immer die Wahl zustandekam…
…ich wünsche Nils Fischer viel Erfolg bei seiner Arbeit und möge er sich als ebenso positive Überraschung erweisen wie schon der Fußverkehrsbeauftragte Friedemann Goerl. 🙂