Ein Schülerprojekt an der Neuen Nikolaischule beschäftigte sich mit den Biographien von Anna Amalia und Isidor Zistler. Begleitet vom Erich-Zeigner-Haus e. V. und Ihrer Lehrkraft recherchierten die Schüler. Eigentlich sollte die Gedenktafel zu Ehren der beiden schon am 8. Mai, dem Tag der Befreiung enthüllt werden, Corona-Beschränkungen sorgten für die Verschiebung.
Im Poetenweg 12 a, wo die Zistlers eine Zeit lang lebten und jüdische Mitbürger vor dem Terror des NS-Regimes versteckten, fanden sich so am Samstagnachmittag etliche Interessierte ein. Schon vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung enthüllte ein Windstoß die Edelstahlplakette, bevor wenig später offiziell das Stofftuch fiel und den Blick auf den Text freigab: „Hier wohnten die ,Stillen Helden‘ Anna Amalia und Isidor Helmut Zistler. Das Ehepaar leistete Widerstand gegen die NS-Diktatur, indem es Verfolgte finanziell unterstützte und jüdischen Mitmenschen Unterschlupf gewährte.“
An die „Stillen Helden“ erinnert der Erich-Zeigner-Haus e. V., da sie nicht im Mittelpunkt der Geschichtsschreibung stünden, so Henry Lewkowitz, Geschäftsführer des Erich-Zeigner-Haus e. V. „Wir haben ja schon mehrere Lebensgeschichten von Helfern aufgearbeitet, da wir zeigen möchten, dass es positive Beispiele von Zivilcourage gab.“ Lehrer Ingolf Thiele ergänzte: „Vielleicht können solche Biographien ja auch als Beispiel dienen, heute rechtsextremen Strömungen und Rassismus mit Zivilcourage entgegenzutreten.“
Musikalische Begleitung und zwei Gedichte, von den Beteiligten Schülern vorgetragen, rahmten die Enthüllung ein. „Vergiss mich bitte nicht“ von Werner Janssen und Brechts „Der Nachbar“, in dem es um das Denunziantentum der NS-Zeit und Zweifel der Meldenden geht, die zu spät kommen, nachdem der Nachbar schon abgeholt wurde.
Ebenso verlasen beteiligte Abiturienten die beiden Kurzbiographien (siehe PDF). Abschließend spielte ein Schüler, der nicht am Projekt mitwirkte, das Titel- und Schlussthema aus „Schindlers Liste“ auf der Geige. Ein würdiges Gedenken in passendem Rahmen also.
Schülerin Anna sagte zum Projekt: „Wir konnten als Quellen auch Briefe des Ehepaares nutzen, die haben wir über das Zeigner-Haus bekommen.“ Ein Mitschüler fand, dass auf diese Art die Geschichte nahbarer wurde als durch die hohen Zahlen, die den Völkermord sonst verdeutlichten. „Außerdem ist es einfach gut zu sehen, dass es solche Menschen in der Stadt gab“, fügte Lara hinzu.
Der Verein bittet um Spenden, um weitere Gedenktafeln anbringen zu können. Die Bankverbindung ist der Broschüre zu entnehmen.
Broschüre „Stille Helden“ – Das Ehepaar Zistler (PDF)
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