Der Chemiekonzern Dow benötigt für sein Werk in Böhlen eine neue amtliche Genehmigung. Sie ist laut einem Statement, mit dem der US-Konzern auf Fragen der LIZ reagierte, „Voraussetzung für den weiteren Betrieb der Produktionsanlagen“. Auch nachgelagerte Produktionsbereiche in Schkopau und Leuna hingen davon ab.

Konkret geht es um die mit Schadstoffen belastete Brühe, die bei der Herstellung petrochemischer Produkte wie Ethylen und Propylen in Böhlen anfällt. Dow leitet diese industriellen Abwässer nach mehrstufiger Reinigung in einen Bach, der in die Pleiße mündet. Wie der Konzern mitteilt strömen durchschnittlich 400 Kubikmeter pro Stunde in diesen Zulauf. Eine Menge, die dem Volumen von rund 2.500 herkömmlichen Badewannen entspricht.

Die Erlaubnis fürs Einleiten läuft mit diesem Jahr aus. Das Genehmigungsverfahren für eine Fortsetzung dieser Entsorgungspraxis wurde längst in Gang gesetzt. Bei einem sogenannten Erörterungstermin am Donnerstag (12.12.) in der zuständigen Genehmigungsbehörde, der Landesdirektion Sachsen, kommen nun die Kritiker zu Wort.

Zu ihnen zählt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der bei der Landesdirektion eine Einwendung gegen die Pläne von Dow eingereicht hat. Der BUND fordert nichts weniger, als die Genehmigung fürs Einleiten der Abwässer zu versagen. Andernfalls drohe dem Gewässersystem im Leipziger Süden eine steigende Belastung mit Schwermetallen, wie David Greve, Geschäftsführer beim BUND-Landesverband Sachsen, auf LIZ-Nachfrage berichtet.

Der Bach, in den die geklärten Abwässer des Dow-Werkes in Böhlen fließen, trägt bereits den wenig charmanten Namen „Faule Pfütze“. Betroffen ist laut BUND aber nicht nur dieser Zulauf zur Pleiße. Auch der Fluss werde belastet. „Die Pleiße befindet sich bereits in einem schlechten Zustand“, sagt Greve.

„Eine erhebliche Beeinträchtigung“ von Schutzgebieten wie dem Leipziger Auensystem sei auch nicht auszuschließen. „Es gilt das Verbesserungsgebot“, führt David Greve unter Berufung auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie weiter aus. „Was hier droht, ist eine Verschlechterung.“

Dow hingegen verweist in seinem Statement darauf, „dass alle Einleitwerte der wasserrechtlichen Erlaubnis eingehalten wurden und werden“. Ein Versagen der Genehmigung hätte „einschneidende Folgen für rund 6.500 hochwertige Industriearbeitsplätze in Mitteldeutschland“, warnt der US-Konzern. Alternative Wege zur Entsorgung der industriellen Abwässer seien sowohl technisch, betriebswirtschaftlich als auch ökologisch „kaum darstellbar“.

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