Von Sabine Friedel: Schade. Wenn man das liest, dann scheint Hopfen und Malz wirklich verloren zu sein. Aber war es tatsächlich so schwarz-weiß? Im März berichten Medien über die geplante Stundentafelkürzung in den Fächern Sport, Musik und Kunst. Das Kultusministerium sieht vor, die dritte Sportstunde in allen Schularten und Klassenstufen zu streichen. Damit fallen in der Grundschule pro Schuljahr eine Stunde weg, also insgesamt vier; an der Oberschule pro Schuljahr eine Stunde, also insgesamt sechs. Und am Gymnasium in den Klassen sieben bis zehn nochmal eine Stunde, also insgesamt ebenfalls vier. In Summe 4+6+4 insgesamt 13 Stunden.
Von den Landtagsfraktionen gibt es Kritik, von Eltern- und Schülerrat – und natürlich vom Sportlehrerverband. Binnen kürzester Zeit kommen die knapp 30.000 Unterschriften für die Petition zusammen, ein tolles Signal. Im April wird die Petition im Landtag übergeben. Im Mai und Juni finden Gespräche zwischen den Fraktionen und dem Sportlehrerverband statt. Auch das Kultusministerium meldet sich. Solange die Gespräche laufen, wird die Petition nicht abgeschlossen.
Ende Juni korrigiert das Kultusministerium seine Pläne. Es bleibt bei der Stundentafelkürzung – aber anders als im März geplant werden alle Fächergruppen einbezogen. Auch diese Kürzung geht am Sport nicht spurlos vorüber: In der Grundschule wird eine Stunde in Klassenstufe vier gestrichen. In der Oberschule je eine Stunde in den Klassenstufen sieben bis zehn (also insgesamt vier) und im Gymnasium – um den Gleichlauf mit der Oberschule zu erreichen – eine Stunde in der Klassenstufe sieben. Macht 1+4+1 insgesamt 6 Sportstunden in allen Schularten. Vorher 14, nachher 6.
Die überarbeiteten Pläne werden im Juni vorgestellt. Nach den Sommerferien nimmt der Petitionsausschuss seine Arbeit an der Petition wieder auf. Ein Bericht wird geschrieben, kommt im Herbst auf die Ausschusstagesordnung und wird dann zwei Monate später an das Plenum übergeben. Das beschließt Ende Januar.
Soweit die Geschehnisse
Dass der formale Umgang des Petitionsausschusses mit dieser Petition viele Fragezeichen entstehen lässt, ist mir klar. Es wäre klüger, bei solchen Themen, die viele bewegen, anders zu agieren: Die Petenten einzuladen. Eine Anhörung durchzuführen. Mit Zwischennachrichten zu arbeiten. Den abschließenden Bericht ausführlich zu gestalten. Hier ist der Ausschuss leider ein Gefangener seiner Regularien und kann aus diesem Beispiel viel über die Verbesserung seiner Arbeit lernen.
Aber ist “Eure Stimme für den Schulsport in Sachsen” wirklich “nichts wert”? Ich denke, der Verband hat eigentlich allen Grund, stolz auf diesen Erfolg zu sein. Innerhalb kürzester Zeit konnte er zehntausende Menschen mobilisieren. Und hat es geschafft, einen großen Unterschied zu bewirken. Ja, es werden nicht null Sportstunden gekürzt. Aber es werden auch nicht 14 Sportstunden gekürzt. Mehr als die Hälfte des Stundenkontingents konnte gerettet werden. Mehr als die Hälfte des Stundenkontingents haben die Unterstützerinnen und Unterstützer erfolgreich verteidigen können.
Zählt das nichts? Wer so argumentiert, der trägt aus meiner Sicht nicht nur zu Verdruss und Resignation bei. Er macht sich selbst auch kleiner, als er ist und misst den 30.000 Unterstützerinnen und Unterstützern keine Stimme bei. Kein Erfolg, weil es nicht 100prozentig so geworden ist, wie wir es wollten? Hm.
Ich war im Sportunterricht eher eine Niete. Aber ich hatte eine tolle Sportlehrerin, Frau Fischer. Wenn ich mal wieder wie ein Kartoffelsack an der Kletterstange hin und unter den Blicken meiner 25 Mitschüler mit mega Aufwand tatsächlich zwei Meter nach oben geschafft hatte, dann hat sie das anerkannt. “Gut Sabine, noch lange nicht oben, aber weiter oben als vorher. Gut!”
Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie nicht gesagt hat, meine zwei Meter seien nichts wert.
Sachsens Sportlehrer sind über den Umgang mit ihrer Petition im Landtag richtig sauer
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