Man kann es bislang als Marketing"gag" in Zeiten bevorstehender Landtagswahlen verstehen oder eben als das, was es ist: Analog zu den beiden letzten Versuchen der rechtsextremen Splitterpartei „Die Rechte“ möglichst viel Aufregung und Reaktionen in Leipzig zu provozieren. Für den 12. Februar 2019 soll die AfD-Abspaltung um André Poggenburg ab 14 Uhr eine Demonstration in der Nähe des „Linxxnet“ in Leipzig Connewitz planen. Dass es dazu wirklich kommt, ist durchaus zweifelhaft.

Auf den einschlägigen Facebook-Seiten der aufgebrochenen Ex-AfD-Patrioten findet sich zum Freitagabend nichts. Nicht zu einer bevorstehenden Demonstration, keine Mobilisierung, kein Sterbenswort zum hehren Ziel, gegen den „Linksextremismus“ in Leipzig protestieren zu wollen. Stattdessen um Erfolgsmeldungen bemühte Statements zur eigenen Neugründung im Januar 2019, Videos von Debattenabenden in der sächsischen Provinz, Poggenburg als Sportschütze und blaue Kornblumen.

Ganz so, als ob man geruhsam ins Wochenende gegangen ist und bis Dienstag, den 12. Februar, noch unendlich Zeit wäre, die eigenen Anhänger über das Vorhaben zu informieren. Ganze 30 Teilnehmer soll die Partei angeblich nach Informationen der Stadtverwaltung Leipzig angemeldet haben. Das wäre noch unterhalb der Beteiligung des „Rechte“-Aufmarsches, welchem sich am 18. März 2017 in der „Frontstadt Leipzig“ gerade einmal noch 300 Rechtsextreme anschlossen.

Danach sagte man weitere Demonstrationen ab, das Ziel war verfehlt. Denn auch der tausende Menschen umfassende Gegenprotest blieb an diesem Tag friedlich, die gewollten Bilder der Gewalt blieben aus.

Mobilisierung in Leipzig

Die Auskunft der Stadt Leipzig, es läge eine Anmeldung vor, genügt bereits, um die immer wache Zivilgesellschaft in Leipzig in Bewegung zu setzen. Das Bündnis „Leipzig nimmt Platz“ schreibt heute auf der eigenen Facebookseite: „Haltet euch mal den Nachmittag des kommenden Dienstag frei. Denn egal wo, alte und neue Nazis in Leipzig auftauchen, wir werden widersprechen und ihnen den Platz nehmen! Im Moment wollen sie in Connewitz vor dem linXXnet ihren Hass versprühn. Da gibt es eine herzliche Einladung zu einer Diskussion zu Strategien gegen Rechte ab 12 Uhr im #linxxnet. Vielleicht verschlägt es die Nazi-Splittergruppe aber noch in einen anderen Teil der Stadt. Wir werden euch auf dem Laufenden halten und ihr haltet euch bereit zum #platznehmen.“

Vielleicht kommen sie aber auch gar nicht. „Die Stadt hat bereits bestätigt, dass eine Anmeldung der AdP vorliegt und zwar im linksalternativen Stadtteil Connewitz.“, teilt das Abgeordnetenbüro von Juliane Nagel und Begegnungsraum „linXXnet“ mit. Und der Szenejournalist Frank Stollberg vermutet in Richtung André Poggenburg, dieser wolle sich wohl „einen Satz heiße Öhrchen abholen“.

Juliane Nagel selbst meldete sich via Twitter.

Auch in der Verwaltung ist man bereits dabei, erste Maßnahmen einzuleiten. Laut Informationen, die der L-IZ.de vorliegen, ist eine Verlegung des Demonstrationsortes als Auflage an die AdP in Vorbereitung. Ob dies ein legitimes Ansinnen gegenüber dem Anmelder ist, werden dann ab Montag Gerichte zu klären haben, welche die AdP nach Erhalt des Bescheides anrufen müsste.

Wenn die AdP das überhaupt vorhat und sich nicht bereits mit dem medialen Echo aufgrund einer Demonstrationsanmeldung begnügt. Der ähnlich wie bei der AfD eher aus älteren Männern bestehende Anhang hat vielleicht gar keine Lust, sich im alternativen Connewitz oder anderen Ortes in Leipzig in den erwartbar heftigen Gegenprotest zu stellen. Die Verlegungsabsicht könnte als „Beweis“ für die AfD-Absplitterung genügen, dass man in Leipzig wenig und in Connewitz schon gar keine Lust auf Patrioten im Aufbruch hat. Zumindest medial zu verwerten, auch wenn man dann die Demonstration ins Wasser fallen lässt.

Man darf also gespannt sein, ob im Laufe des Wochenendes noch eine Bestätigung zum Vorhaben seitens der neugegründeten Rechtsaußenpartei erfolgt.

Rechts raus: Poggenburg und seine „Ost-AfD“ + Updates

Rechts raus: Poggenburg und seine „Ost-AfD“ + Updates

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar