LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 62Alles beginnt am 29. November 2018 mit dem Europaleague-Spiel der beiden RB-Clubs aus Salzburg und Leipzig in der österreichischen Mozartstadt. Beim Fanmarsch der Leipziger Anhänger und anschließend im Stadion ist blassroter Rauch im Gästeblock zu sehen. Das gute alte Thema Pyrotechnik hat RB Leipzig erreicht, die Worte nach dem Vorfall markig. RBL-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff machte seinen Club zum unnachgiebigen Verfolger von Pyrotechnik in den Fanreihen: „Wir werden alles für die Ermittlung der Täter tun und diese bestrafen – sie werden bei RB Leipzig keine Spiele mehr sehen“, ließ er verlauten.
Seither rollt die Jagd mit wachsendem Eifer beim Leipziger Erstligisten, nicht nur im eigenen Stadion. Am 9. Dezember 2018 fanden sich Fans von RB Leipzig beim Frauenspiel gegen die Damen vom Roten Stern Leipzig an der Teichstraße ein. Banner gegen Sexismus im Fußball wurden gezeigt und mal wieder ein wenig Pyrotechnik ausgepackt. Genug jedenfalls, um die Spürnasen von RB Leipzig nun auch außerhalb des eigenen Stadions aktiv werden zu lassen.
Seither gehen laut der Fanvereinigung „Red Aces“ Fanbeauftragte des Clubs mit Fotos der Beteiligten herum. RB Leipzig selbst streut mittlerweile, es seien Sicherheitskräfte, welche hier ermitteln würden. Von vereinseigener Strafverfolgung ist hingegen bei den Fans die Rede und fehlendem Datenschutz bei RB Leipzig. Ob sich die Verbote noch auf Erkenntnisse aus Salzburg beziehen oder direkt mit den Vorgängen an der Teichstraße in Verbindung stehen, ist offen.
Dort habe es „auf beiden Seiten des Platzes auch einen Einsatz von Pyrotechnik“ gegeben, so die „Red Aces“ in einer Erklärung vom 16. Dezember 2018. „Dies wurde vor dem Spiel mit allen Parteien abgesprochen und auch der Schiedsrichter zeigte sein Wohlwollen, auch im Spielberichtsbogen gibt es diesbezüglich keinen Kommentar. Für den gastgebenden Verein stellte dies ebenfalls kein Problem dar.“
Bereits zwei der lebenslangen Stadionverbote gegen RB-Fans sollen ausgesprochen worden sein, weshalb rund 120 Personen das Spiel RB Leipzig gehen Mainz 05 (4:1) am 16.12. mit dem Anpfiff als sichtbaren Protest verließen. Ihr weiterer Vorwurf gegen den eigenen Club: im Nachgang an die Partie vom 9. Dezember hätten Verantwortliche von RB Leipzig „etlichen Fans Aufnahmen der in ihren Augen ‚Verdächtigen‘ gezeigt, die diese auf dem Gelände des Sterns zeigen. Aktiv wurde nach Namen und Gruppenzugehörigkeiten gefragt, Aussagen dazu gab es aber nicht. Über diese Solidarität sind wir sehr dankbar.“
Dabei soll RB auch die sonst geltenden Regeln gebrochen haben. Mit dieser Art des Vorgehens ohne Anhörung der Betroffenen entziehe sich der Club „auch einer konstituierten Stadionverbotskommission, die genau für solche Fälle ins Leben gerufen wurde. Hierbei hinterlässt auch der Punkt Datenschutz einige offene Fragen bei uns. Vor allem hinsichtlich der Informationsübermittlung von personenbezogenen Daten und deren Weitergabe.“
Trotz Nachfragen zum Vorgang schweigt RB Leipzig derzeit gegenüber der Redaktion der LZ & L-IZ.de. Informell verbreitet der Club jedoch, nun doch mit den Betroffenen reden zu wollen. Derweil handeln die Verantwortlichen jedoch bereits weiter im Hintergrund.
Fehlende Lösungen und gestörter Dialog
Auch beim Leipziger Sportverein an der Teichstraße möchte man sich derzeit lieber nicht offen äußern. Doch man ist deutlich verärgert über das Vorgehen von RB Leipzig in einer Frage rings um den Einsatz von Pyrotechnik, die schon seit langem in ganz Deutschland hitzig und durchaus kontrovers debattiert wird. Einerseits gibt es immer wieder großen Jubel über gelungene Choreografien der Fans, andererseits wird die Brandgefahr der bis zu 1.000 Grad heißen Leuchtmittel hart bekämpft.
Dabei scheint auch der Dialog zwischen den Vereinen und den Fans gestört. In anderen Ländern darf Pyrotechnik zumindest in bestimmten Bereichen verwendet werden. In Dänemark testen Fans derzeit „kalte Pyrotechnik“. Diese soll weniger gefährlich als eine Tischkerze sein. Bei einem Treffen in Dänemark waren Vertreter des Deutschen Fußballbundes und mehrerer Clubs anwesend, Lösungen gab es jedoch noch keine.
Stattdessen wird nun gegen den Roten Stern Leipzig ermittelt
Am 17. Dezember 2018 meldete sich der Sächsische Fußballverband (SFV) auf Redaktionsnachfrage zurück. In seiner Antwort bestätigte Pressesprecher Alexander Rabe bezüglich des Pyroeinsatzes am 09.12.2018 an der Teichstraße: „RasenBallsport Leipzig hat uns über den Vorfall gestern in Kenntnis gesetzt.“ Nun werde also „ein Verfahren eingeleitet und Ermittlungen bezüglich des Vorfalls wurden angestoßen“, so Rabe weiter.
Zu den Argumenten der „Red Aces“, man habe den Einsatz mit dem gastgebenden RSL mündlich vorab abgestimmt, hält der SFV entgegen: „Das Abbrennen von Pyrotechnik ist auf allen Sportplätzen im Rahmen des SFV-Spielbetriebs verboten und auch nicht genehmigungswürdig. Hier steht der Schutz aller Personen an erster Stelle.“
Die wahrscheinlichen Konsequenzen der Null-Toleranz-Strategie von RBL lauten nun für den Roten Stern: eine Strafzahlung wohl nicht unter 1.000 Euro. Der promovierte Jurist Andreas Hüttl, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte erklärte am 18.12.2018 gegenüber dem Fußballportal rblive.de hingegen bereits, die Stadionordnung des RB Stadions regele nur den Gebrauch von Pyrotechnik im eigenen Stadion. Für das Vorgehen RB Leipzigs sehe Hüttl keine Rechtsgrundlage.
Nach Besuch beim Roten Stern Leipzig: „Red Aces“ von RB Leipzig-Verantwortlichen verfolgt
Nach Besuch beim Roten Stern Leipzig: „Red Aces“ von RB Leipzig-Verantwortlichen verfolgt
Ich glaub‘, mich streift das Glück … Die Weihnachts-LZ ist da
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