Zwar ist bis zur Landtagswahl 2019 am 1. September noch ein Stรผckchen hin, doch erste Konstellationen sind in den letzten Wochen bereits deutlich geworden. Zudem haben bereits einige Parteien ihre Direktkandidaten nominiert, andere lรคngst ihre maรgeblichen Interessenten durchsickern lassen. Auch die CDU hat โumbauenโ mรผssen und Robert Clemen (CDU) ist praktisch aus dem Sรผden Richtung Zentrum geflรผchtet. Nun versucht er es 2019 lieber gleich im Wahlkreis 31 (Leipzig Zentrum und Reudnitz- Thonberg). Und im Wahlkreis 30 geht es mit deutlicher Frauenpower an den Start.
Im Leipziger Zentrum wird sich ein regelrechter Promiwahlkampf entspinnen, die Stadtrรคtinnen Franziska Riekewald (Linke) und Katharina Krefft (Grรผne) sowie Dirk Panter (SPD, Fraktionschef im Landtag) sind alle seit Jahren bekannte PolitikerInnen. Und kein Wahlkreis war bei der letzten Landtagswahl 2014 ausgeglichener als dieser. 7.151 Stimmen schaffte Christine Clauร (CDU), dicht gefolgt von der heutigen Kulturbรผrgermeisterin Skadi Jennicke (6.685) und Katharina Krefft mit dem grรผnen Spitzenergebnis in Leipzig von 5.322 Stimmen.
Sogar Panter erreichte fรผr die SPD noch 4.973 Erststimmen, also steht es zu erwarten, dass es so oder so Spitz auf Knopf zugehen wird. Dabei haben wohl je nach Stimmung und Freude am Wahlkampf CDU, Linke, Grรผne und SPD alle eine Chance hier ein Direktmandat zu holen. Bedeutsam dรผrfte bei der nahen Verteilung der Stimmen wohl der Bundestrend in der Zeit im kommenden Jahr werden, neben dem AfD-Effekt vor allem fรผr den CDU-Kandidaten Clemen durchaus entscheidend.
Apropos Bundestrend: die neue Analysewebseite fรผr Wahlkreise bei Wahlen, wahlkreisprognose.de, sagte fรผr diesen und den Wahlkreis 30 am 11. November in einer mit soziodempgraphischen Daten unterlegten Prognose zwei grรผne Wahlsiege bei den Erststimmen voraus. Durchaus ernstzunehmend, wenn auch mit einem Abstrich, kennen die Macher doch die KandidatInnen nicht und setzen Daten wie Zuzug, Zusammensetzung der Bevรถlkerung mit eben jenen Bundestrends in Beziehung. Und der ist seit Neuestem strikt Grรผn, bis zu 20 Prozent sehen die Demoskopen die Partei derzeit auf Bundesebene.
Im Wahlkreis 30 bahnt sich der pointierteste Wahlkampf an
Mit Stadtrat Michael Weickert hat die CDU einen vergleichweise jungen Kandidaten in den ehemaligen Wahlkreis von Sebastian Gemkow entsandt. Der wiederum schnitt 2014 im ua. Plagwitz, Schleuรig und Lindenau umfassenden, eher links-grรผn tickenden Wahlkreis extrem schlecht ab. 6.716 Stimmen reichten knapp vor Volker Kรผlow (Linke) mit 6.403 Erststimmen fรผr den Platz im Landtag und das Amt als Justizminister.
Was Gemkow wohl bewog, fรผr die Wahl 2019 gleich ganz auszuweichen und seinen Wahlkreis in Nordsachen zu suchen. Er und Noch-Polizeiprรคsident Bernd Merbitz treten lieber da an, wo die CDU 2014 noch Erststimmenergebnisse von 45 Prozent holten und trotz AfD-Drucks die Mandate wohl halten werden.
Aufgrund des knappen Ergebnisses denkt nach L-IZ-Informationen Volker Kรผlow erneut รผber eine Kandidatur nach, die ihm Marco Bรถhme (MdL, Linke) gern am 19. Januar 2019 beim Nominierungsparteitag streitig machen mรถchte.
Das Rennen in Leipzig Plagwitz, Lindenau und Leutzsch ist jedoch vor allem offen, weil mit Claudia Maicher (Grรผne, MdL) die mit 4.379 Erststimmen zweitstรคrkste Grรผne Politikerin bei gutem Bundestrend erneut antreten wird. Und sich eine SPD-Kandidatin ins Bild schiebt, deren Vorgeschichte interessanter als bei vielen anderen Kandidaten ist.
Denn was so richtig Pfeffer in diesen Wahlgang bringen dรผrfte, ist die SPD-Kandidatin Irena Rudolph-Kokot. Mit ihr schickt die SPD eine klar links und gewerkschaftlich orientierte โStraรenkรคmpferinโ ins Rennen. Das weibliche Gesicht und Initiatorin von โLeipzig nimmt Platzโ stellt so etwas wie den linken Flรผgel in der SPD dar, hat in den letzten Jahren klar Kante gegen Legida und die AfD gezeigt. Und dabei unzรคhlige Auswรคrtsfahrten wie nach Chemnitz, Ostritz und viele andere Orte beim Protest gegen rechtsextreme Umtriebe in Sachsen angefรผhrt.
Zudem gilt die Leipzigerin als Vertreterin der Jusos in Sachsen, dรผrfte also starke Unterstรผtzung von der Parteijugend der Sozialdemokraten erhalten.
Man darf demnach im Wahlkreis 30 gespannt sein, wer Michael Weickert den Erststimmenplatz von Gemkow wegnehmen wird. Maicher und Rudolph-Kokot jedenfalls werden dem Lehramtsstudenten in Zeiten des X-Faktors AfD fรผr die CDU einiges entgegenzustellen haben.
Die Leipziger Wahlkreise zur Sachsenwahl am 1. September 2019
Wahlkreis 32 (Eutritzsch, Gohlis-Mitte, Gohlis-Nord, Gohlis-Sรผd, Lindenthal, Mรถckern und Wahren)
Kandidatenzeit (1): Starke Demokraten in Leipzig gesucht
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Es gibt 2 Kommentare
โโฆZudem gilt die Leipzigerin als Vertreterin der Jusos in Sachsenโฆโ
Mit Verlaub, aber Frau Kokot dรผrfte doch schon lange die 40 รผberschritten haben. Aber Krenz war ja auch noch mit 50 FDJ-Vorsitzender.
Damals gab es den Begriff โkulturelle Aneignungโ noch nicht. Nicht, dass mich das stรถren wรผrde, wenn sich jemand schwarz anmalt oder Cowboy und Indianer spielt, aber Migranten und auch viele Linke, haben diesen Begriff in den letzten Jahren populรคr gemacht. Scheinbar noch nicht in der Leipziger SPD.
Denn z.B. findet es Frau Brรคndle-Amolo (Prรคsidentin der SP-MigrantInnen Zรผrich), es abstossend, wenn Weisse afrikanische Frisuren tragen oder afrikanische Musik spielen. ยซTragen wir Schwarzen einen Afrolook oder Dreadlocks, dann gilt die Frisur als ungepflegt. Sobald aber Kim Kardashian Cornrows trรคgt, ist es ein Riesentrendยป, sagt die Kรผnstlerin und interkulturelle Mediatorin. Weisse trรผgen die Frisur vรถllig naiv, ohne zu wissen, was รผberhaupt dahinterstecke: ยซDie Cornrows stellten Landkarten dar und dienten Sklaven als Fluchtweg aus den Plantagen.ยป
Aber mรถglicherweise haben wir es ja hier mit dem Fluchtweg der SPD zu tun.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Wenn das stimmt, mรผsste das Programm der SPD ein politisch-poetischer Hochgenuss sein, um den Eindruck auszugleichen, den das Finger-Portrait bei mir hinterlรคsst.
Mein Verdacht ist, dass das Team von Irena Rudolph-Kokot nichts reiรen kann oder will. Oder zeigt sie gar nicht mir den Finger? Wem dann? Den Gegenkandidaten? โ Wieviele von denen lesen die LIZ oder die Leipziger Zeitung? Sorry, SPD, ich verstehe Dich wieder mal nicht.