Eins hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auf jeden Fall zur Folge: eine Energiekrise in bislang ungeahntem Ausmaß, die enorme Preissteigerungen in der Energiebeschaffung am Energiemarkt nach sich zieht. Auch für die Stadtwerke Leipzig, die jetzt deftige Preiserhöhungen für das nächste Jahr ankündigen. Und zwar für alle Energiearten.
„Um die Versorgung auch weiterhin sicher und zuverlässig in Leipzig und Region gewährleisten zu können, müssen auch die Leipziger Stadtwerke die Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben und ihre Preise für Strom und Gas zum 1. Januar 2023 erhöhen“, sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke.
„Aber wichtig ist in diesem Zusammenhang: Wir Leipziger Stadtwerke werden die jetzt vom Bund beschlossenen Entlastungen vollständig und möglichst rasch an unsere Kunden weitergeben.“
Die möglichen Entlastungen
Der Bund zielt aktuell auf eine Entlastung der Gas- und Stromverbraucher bei gleichzeitigem Erhalt von Einsparanreizen ab. Dafür hat er in der vergangenen Woche unter anderem eine Bremse für Gas- und Fernwärmepreise, die ab 1. März 2023 gelten soll, auf den Weg gebracht.
Für private Haushalte und kleine sowie mittlere Unternehmen sollen die Verbraucher eine monatliche Entlastung im Rahmen einer Deckelung, die in Höhe von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs wirksam werden soll, erhalten. Zudem ist eine Übernahme der Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme im Dezember 2022 beschlossen worden.
„Sobald die beschlossenen Entlastungspakete detailliert geregelt, in Gesetzesform gebracht und somit umgesetzt werden können, werden wir diese für unsere Kunden zügig realisieren“, betont Dr. Maik Piehler, Geschäftsführer der Stadtwerke.
„Wir sind uns bewusst, dass die aktuelle Entwicklung für niemand einfach ist. Als verantwortungsvolles kommunales Unternehmen können wir die Belastungen durch vorausschauende Beschaffung für unsere Kunden teilweise abfedern und sind beratend für unsere Kunden da.“
Den Zählerstand zum Jahreswechsel können die Kunden der Leipziger Stadtwerke ganz bequem im Kundenportal hinterlegen.
Steigerungen bei Strom, Gas und Fernwärme
Die europaweiten Preissteigerungen bei der Beschaffung auf dem Energiemarkt beeinflussen auch die Leipziger Stadtwerke. Die Strompreise in der Grund- und Ersatzversorgung und in den bestpreis-Sonderverträgen steigen ab Januar 2023 um durchschnittlich 83 %.
Die Gaspreise steigen in den bestpreis-Sonderverträgen um durchschnittlich 198 %, in der Grund- und Ersatzversorgung um durchschnittlich nur 5 % durch die schon zum 01.10.2022 notwendig gewordene Preisanpassung.
Die Fernwärmepreise steigen um durchschnittlich 65 %.
Grundversorgung Strom und bestpreis-Sondervertrag
Für Stromkunden im Tarif L-Strom.basis (Grundversorgung) wird eine Änderung des Preises notwendig. Anlass für die Preisanpassung zum 1. Januar 2023 sind vor allem gestiegene Beschaffungskosten und Netzentgelte sowie die gestiegene Offshore-Netzumlage.
Die Umlage für abschaltbare Lasten wird nicht mehr erhoben. Dies und die gesunkene § 19 StromNEV-Umlage und KWKG-Umlage sowie sinkende Kosten für den Messstellenbetrieb wirken der Preiserhöhung leicht entgegen.
Der Brutto-Arbeitspreis für die Kilowattstunde (kWh) steigt 2023 von 24,94 ct/kWh auf 52,12 ct/kWh; der jährliche Brutto-Grundpreis steigt von 154,94 Euro auf 167,65 Euro. Für einen typischen Leipziger Jahresverbrauch mit 1.800 kWh bedeutet dies eine Steigerung der Kosten um rund 83 % bzw. rund 42 Euro brutto im Monat.
Bei einer kundenseitigen Energie-Einsparung von 15 % beträgt die Steigerung noch rund 30 Euro brutto im Monat.
Ähnlich ist auch die Entwicklung für Kunden in den bestpreis-Sonderverträgen.
Grundversorgung Gas und bestpreis-Sondervertrag
Auch für Gaskunden im Tarif L-Gas.basis (Grundversorgung) wird erneut eine Änderung des Preises notwendig. Bereits zum 1. Oktober 2022 sind die Preise aufgrund der Einführung der Gasspeicherumlage sowie einer Beschaffungskostensteigerung angepasst worden, stelle die Stadtwerke Leipzig fest.
Anlass der Preisänderung zum 1. Januar 2023 sind insbesondere weiter gestiegene Kosten für die Energiebeschaffung und gestiegene Kosten für die Entgelte des Netzbetreibers. Der zum 1. Januar.2023 gültige Wert für die Gasspeicherumlage steht derzeit aus und soll noch im Preis wirksam werden – in der Preisveröffentlichung und Kundenmitteilung wird der finale Wert für 2023 enthalten sein.
Der Brutto-Arbeitspreis für die Kilowattstunde (kWh) – hier noch ohne Berücksichtigung einer Änderung der Gasspeicherumlage – steigt 2023 von 18,68 ct/kWh auf 19,62 ct/kWh, der jährliche Brutto-Grundpreis steigt von 121,85 Euro auf 125,96 Euro.
Für einen durchschnittlichen Kunden mit einem Jahresverbrauch von 11.000 kWh bedeutet dies eine Steigerung der Kosten um rund 5 % bzw. 8,96 Euro brutto im Monat. Bei einer kundenseitigen Energie-Einsparung von 15 % ergibt sich eine Kostensenkung von rund 18 Euro brutto im Monat. In den Brutto-Angaben für Gas ist der geminderte Mehrwertsteuersatz in Höhe von 7 % enthalten.
Nach Auslaufen der Preisstabilität zum 31. Dezember 2022 wird auch für Gaskunden im Tarif L-Gas.bestpreis eine Änderung des Preises notwendig. Anlass der Preisänderung zum 1. Januar 2023 sind vor allem die deutliche Erhöhung der Beschaffungskosten, der Netzentgelte sowie der Bilanzierungsumlage.
Der zum 1. Januar 2023 gültige Wert für die Gasspeicherumlage wird im Preis als Prognose berücksichtigt – wenn dieser geringer ausfällt, soll der Preis entsprechend nach unten korrigiert werden. Der Brutto-Arbeitspreis für die Kilowattstunde (kWh) inkl. einer Prognose der Gasspeicherumlage steigt 2023 auf 19,02 ct/kWh, der jährliche Brutto-Grundpreis steigt auf 125,96 Euro.
Für einen durchschnittlichen Kunden mit einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh, der 2019 oder 2020 einen L-Gas.bestpreis-Vertrag abgeschlossen hat, bedeutet dies eine Steigerung der Kosten um rund 198 % bzw. 165,00 Euro brutto im Monat. Bei einer kundenseitigen Energie-Einsparung von 15 % beträgt die Steigerung rund 129 Euro brutto im Monat. In den Brutto-Angaben für Gas ist der geminderte Mehrwertsteuersatz in Höhe von 7 % enthalten.
Änderung in der Versorgung mit Fernwärme
Die gestiegenen Kosten am Energiemarkt beeinflussen auch die Fernwärme der Leipziger Stadtwerke. Weil die Primärenergiepreise Öl (+95 %), Gas (+292 %) und CO₂-Preis (+91 %) gestiegen sind, steigt der Bruttomischpreis für das Fernwärme-Produkt Leipziger wärme.komfort um durchschnittlich 50,4 Prozent, teilen die Stadtwerke mit.
Für einen Mieter in einem durchschnittlichen Mehrfamilienhaus mit einem Verbrauch von 7.000 kWh bedeutet die Veränderung beim Produkt Leipziger wärme.komfort eine Steigerung der Kosten um rund 37 Euro brutto im Monat. Bei einer kundenseitigen Energie-Einsparung von 15 %, wie von der EU gefordert, beträgt die Steigerung rund 25 Euro brutto im Monat.
In den Brutto-Angaben für Wärme ist der geminderte Mehrwertsteuersatz in Höhe von 7 % enthalten. Auch hier steht die Gasspeicherumlage zum 1. Januar 2023 noch aus und wird im Preis berücksichtigt.
Über die konkrete Entwicklung ihrer Preise werden die Kunden der Leipziger Stadtwerke in diesen Tagen ausführlich per Brief informiert, so die SWL.
Beratungsangebote der Leipziger Stadtwerke
Auf der Website www.l.de/stadtwerke/versorgungssicherheit gibt es einen Überblick über aktuelle Fragen und Antworten zur Preisanpassung, Energiespartipps und Hilfsangebote, wie z. B. dem Umwelt.plus-Bonusprogramm, das für Energiesparmaßnahmen der Kunden Zuschüsse und Förderungen bereithält.
Ist Beratung durch den Kundenservice gewünscht, empfiehlt es sich, einen persönlichen Termin im Energie- und Umweltzentrum (EuZ) zu buchen, da die Hotlines und E-Mail-Services aktuell oft stark nachgefragt werden. Geöffnet ist das EuZ montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr. Die Terminbuchung erreicht man am besten über: www.l.de/euz.
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