Kaputtes Pflaster, schiefe Gehwegplatten, hohe Bordsteine, Verkehrsschilder und Lampenmasten im Weg – bei vielen Leipziger Fußwegen kann von Barrierefreiheit keine Rede sein. Und da ist noch nicht einmal von falsch parkenden Autos, unbeschilderten Baustellen und zugeparkten Kreuzungen die Rede, nur vom baulichen Zustand. Gut 2.000 Hinweise zu Schwachstellen im Fußverkehrsnetz sind zwischen dem 1. Juni und dem 10. Juli, größtenteils über ein Online-Portal bei der Stadt eingegangen.
In einer Kartenansicht konnten Leipzigerinnen und Leipziger ihre Anmerkungen im System hinterlegen und bereits erfolgte Meldungen anhand eines Smileys bewerten. Diese Möglichkeit wurde rund 14.600-mal genutzt. Überwiegend handelt es sich um Meldungen zu Schäden an Gehwegen und fehlenden Querungsmöglichkeiten – vom fehlenden Zebrastreifen an der Bushaltestelle in Kleinpösna bis hin zu gefährlichen Spurrillen auf dem Fuß- und Radweg Gorbitzer Straße, listet das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) auf.
Der Fußverkehrsverantwortliche der Stadt, Friedemann Goerl, freut sich über die rege Beteiligung: „Sichere, bequeme und verkehrssichere öffentliche Räume sind, wie man sieht, für die Leipzigerinnen und Leipziger von großer Bedeutung. Mit der Fußverkehrsstrategie haben wir den Beschluss gefasst, Leipzig zu einer besonders fußgängerfreundlichen Kommune mit Vorbildcharakter zu entwickeln. Dabei sollen uns nun auch die vielen kleinen und großen Hinweise der Bürgerschaft helfen, die ihren Wert bereits allein darin haben, dass sie ein breites Bild dessen zeichnen, was zum Erreichen dieses Ziels notwendig ist und angepackt werden muss.“
Wer alles mitgemacht hat
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren überwiegend – zu 68 Prozent – zwischen 31 und 50 Jahren alt, die Gruppe der Über-50-Jährigen machte 22 Prozent aus, etwa 10 Prozent der Hinweisgeber waren jünger als 30 Jahre.
Ein Großteil der Meldungen wurde online generiert, andere Hinweise kamen über Telefon, per E-Mail, Brief oder wurden bei Veranstaltungen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes herangetragen, etwa bei der Ökofete im Clara-Zetkin-Park oder beim Quartiersrat in Grünau.
Die Meldungen pro Einwohner nehmen in den randstädtischen Ortsteilen ab. So kamen beispielsweise die meisten Hinweise (166) von Menschen aus der Südvorstadt, die wenigsten aus Baalsdorf (1).
Daher sollen im weiteren Verlauf der Auswertung insbesondere die Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte noch einmal eingebunden werden, etwa bei der Priorisierung der Maßnahmen, empfiehlt das VTA.
Was passiert mit den Vorschlägen?
Die Ergebnisse sollen jetzt nach verschiedenen Kriterien gewichtet werden und in den Fußverkehrsentwicklungsplan mit einfließen, der bis Ende des Jahres fertiggestellt werden soll.
Ob und wann die Vorschläge tatsächlich realisiert werden können, hänge freilich von der fachlichen und politischen Bewertung, sowie von rechtlichen, finanziellen und personellen Rahmenbedingungen ab, schränkt das VTA ein.
Das Beteiligungsportal ist inzwischen für neue Meldungen geschlossen, doch die zahlreichen eingegangenen Hinweise und die Bewertungen anderer Nutzerinnen und Nutzer sind noch aufrufbar unter www.leipzig.de/fussverkehr und dort im Bereich „Fußverkehrsentwicklungsplan“.
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