Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wird in den Unterzeichnerstaaten durch eine unabhรคngige Monitoring-Stelle รผberwacht. In Deutschland macht das das Deutsche Institut fรผr Menschenrechte. Dr. Valentin Aichele leitet seit 2009 die Monitoring-Stelle, die regelmรครig die Fortschritte bei der Umsetzung prรผft. Die Plattform โNews4teacherโ hat ihn befragt. Im Interview machte er deutlich, dass aus seiner Sicht die Entwicklung der Inklusion gerade in Sachsen โklar konventionswidrigโ ist.
Grundsรคtzlich hat Aichele Verstรคndnis dafรผr, dass sich die Schulen durch die Inklusion รผberlastet fรผhlen. Das liege vor allem an den fehlenden Rahmenbedingungen und Erfahrungen. Viele Bundeslรคnder wรผrden immer noch auf Segregation statt auf Integration setzen: Im Bundesdurchschnitt haben wir heute mehr Exklusion als 2009, und diese Entwicklung ist klar konventionswidrig. Die sรคchsische Regierung aus CDU und SPD hatte sich fรผr die Beibehaltung der Fรถrderschulen ausgesprochen.
โEine grundsรคtzliche Abschaffung der Fรถrderschule in Sachsen schlieรen wir ausโ, heiรt es im Koalitionsvertrag. Nach dem Entwurf fรผr das neue Schulgesetz soll zwar die Fรถrderschulpflicht fallen, doch in Chemnitz ist gerade erst eine neue Fรถrderschule gebaut worden.
In Sachsen gehen deutlich mehr Kinder auf die Fรถrderschule (8,5 Prozent) als im Bundesdurchschnitt (6,6 Prozent).
Aus der Sicht von Aichele ist das der falsche Weg: โDie Energie und die Ressourcen mรผssen in die allgemeine Schule und den Aufbau eines inklusiven Systems flieรen. Was Sachsen macht, ist zweifelhaft und mit der UN-Konvention nicht vereinbar.โ Die Konvention spreche sehr klar von โeinem inklusiven Systemโ. Es gรคbe auch โweltweit gute Praxisโ, an der man sich ein Vorbild nehmen kรถnne. Dabei geht der Blick zumeist nach Kanada oder in die skandinavischen Lรคnder. Beispiele in Deutschland fรผr gelungene Inklusion werden jedes Jahr mit dem Jakob Muth-Preis ausgezeichnet. Aichele glaubt, dass am Ende die Beibehaltung der Fรถrderschulen teurer ist als die angemessene Ausstattung der Regelschulen.
Dagegen herrscht in Sachsen die Meinung vor, dass Inklusion zwar eine gute Sache sei, jedoch nahezu unmรถglich mit den bestehenden Ressourcen, wie auch beim 8. Schulpolitischen Forum in Dresden deutlich wurde. Zu dem hatten Lehrerverbรคnde und CDU-Landtagsfraktion Anfang Mรคrz eingeladen. Dort fragte sich etwa der Vorsitzende des Sรคchsischen Lehrerverbandes Jens Weichelt, warum โein Kind, bei dem schon in der Kita ein Fรถrderbedarf festgestellt wurde, erst mal in die Grundschule gehe und nicht gleich in die Fรถrderschule.โ Der Landeselternrat Sachsen sprach sich in seiner Stellungnahme zum Schulgesetzentwurf vom 7. Mรคrz dafรผr aus โFรถderschulen zu erhalten, zu รถffnen und mit Regelschulen aller Art zu verknรผpfen.โ
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Ist es Vorbereitung oder schon Bestandteil, der 300 Kulturveranstaltungen mit bewusst regionalen Akzenten zum Katholikentag Leipzig, dass Sie Herr Ernst-Ulrich Kneitschel, im Rhythmus von zwei Tagen nun kurze, wenig kulturelle, denn mehr Bildung betreffende Statements im gleichen Tenor verรถffentlichen?