In der Mรคrz-Ratsversammlung wurde ja bekanntlich intensiv รผber die Grรผndung einer Lรคrmschutzgemeinschaft mit allen Anliegerkommunen des Flughafens Leipzig/Halle diskutiert, eine Diskussion, die am Ende mit dem Kompromiss endete, dass Leipzigs Verwaltung die RechtmรครŸigkeit einer solchen Lรคrmschutzgemeinschaft erst einmal prรผft.

Am selben Tag wurde dann aber auch ein Antrag der Fraktion Bรผndnis 90/Die Grรผnen ins Verfahren verwiesen, der eine Wiederholung des Planfeststellungsverfahrens zur Flughafenerweiterung fordert.

Denn das erste Verfahren basierte, wie inzwischen bekannt ist, auf vรถllig falschen Lรคrmberechnungen. Es werden jetzt schon mindestens 6.000 Anwohner rund um den Flughafen mehr vom Fluglรคrm belastet, als es die aktuellen Berechnungen hergaben. Was zum Beispiel Messungen und Neuberechnungen im Raum Lรผtzschena-Stahmeln und Schkeuditz ergaben.

Es ist also davon auszugehen, dass mit der geplanten Erweiterung des Frachtflughafens noch deutlich mehr Menschen von nรคchtlichem Fluglรคrm betroffen sein werden, als in den Unterlagen zur Planfeststellung bislang prognostiziert wurde.

So ein grundlegender Fakt stellt normalerweise die ganzen Planungen infrage und ist auch nicht einfach dadurch heilbar, dass man die grรถรŸere Zahl mรถglicher Fluglรคrmbetroffener einfach in die Unterlagen schreibt.

Falsche Zahlen in den Unterlagen

Und so stellt die Grรผnen-Fraktion in ihrem Antrag auch entsprechend fest: โ€žIn der 63. Sitzung der Fluglรคrmkommission am 8. November 2023 informierte der Flughafen, dass in Teilen der Ortslage Lรผtzschena-Stahmeln โ€šeine รœberschreitung des im Planfeststellungsbeschluss festgelegten Kriteriums der Aufwachwahrscheinlichkeit festgestelltโ€˜ wurde.

Grund dafรผr sind geografische Besonderheiten. Betroffen sind ca. 2000 Haushalte, was etwa 6000 Personen entspricht.

Das bedeutet, dass die im Ordner 5 (Dokument โ€š94. Fortschreibung der Fluglรคrmprognose_Obermayerโ€˜) und in der Anlage 10 (Ausgewรคhlte Nachweispunkte) enthaltenen Lรคrmberechnungen in Teilen fรผr die Ortslagen Leipzig (LEI), also in den am dichtesten besiedelten Nachtlรคrmgebieten, falsch sind.

Von den besagten โ€šgeografischen Besonderheitenโ€˜ und den daraus resultierenden erhรถhten
Lรคrmwerten sind allerdings auch die angrenzenden Ortschaften wie Bรถhlitz-Ehrenberg, Burghausen und Rรผckmarsdorf betroffen.

Damit hin beruht auch die Stellungnahme der Stadt Leipzig zur 1. Tektur auf falschen Annahmen/Parametern. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die zugrundeliegende Bauplanung von erheblich geringeren Lรคrmbelastungen fรผr ihre Anwohner/-innen bzw. von einem wesentlich kleineren Nachtlรคrmgebiet ausgeht โ€“ und also der Stadt Leipzig und ihren Bรผrger/-innen fรคlschlicherweise erheblich weniger Belastungen verspricht.โ€œ

Eher ist von deutlich hรถheren Belastungen auszugehen. Doch der Flughafen hรคlt bislang โ€“ trotz massiver Einwendungen der Umliegerkommunen โ€“ an seinen Ausbauplรคnen fest.

Was kรถnnte helfen, fragten sich die Grรผnen? Und formulierten fรผr ihren Antrag den Beschlusspunkt: โ€žDer Oberbรผrgermeister wird beauftragt, sich bei der Landesdirektion Sachsen (LDS) fรผr eine Wiederholung des Planfeststellungsverfahrens โ€šAusbau des Verkehrsflughafens Leipzig/Halle, Start- und Landebahn Sรผd mit Vorfeldโ€˜ 15. Planรคnderung, 1. Tektur, einzusetzen.โ€œ

Was dann zumindest die Chance enthรคlt, dass die Grundbedingungen des geplanten Ausbaus noch einmal verifiziert werden mรผssen. Was die Gefahr nicht ausschlieรŸt, dass der Ausbau dann trotzdem genehmigt wird.

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