Es wird heißer in Leipzig. Die Hitzesommer 2018 bis 2020 waren nur ein Vorgeschmack von dem, was die Klimaerhitzung für eine Großstadt wie Leipzig bringen wird. Eine Großstadt, die sich durch ihre falsche Bauweise im Sommer sowieso schon um über 5 Grad stärker aufheizt als das Umland. Deshalb braucht Leipzig jetzt „coole Straßen“, fordern die Grünen.
„Der Klimawandel mit zunehmenden Hitzesommern sowie die im Rahmen der Mobilitätsstrategie verankerte Stärkung von Fuß- und Radverkehr verlangen ein grundlegendes Umdenken in der Gestaltung von Straßen und Plätzen“, stellt die Grünen-Fraktion im Stadtrat in ihrem dazugehörenden Antrag fest.
„Straßen und Plätze mit einem erhöhten Anteil an Baumpflanzungen, hellerem Asphalt und Schatten- oder Wasserelementen können spürbar Aufhitzung verringern und zur Abkühlung beitragen. Zugleich erhöhen sie die Aufenthaltsqualität im Quartier und ermöglichen Begegnungsorte. Das Beispiel der Coolen Straßen in Wien zeigt beispielhaft, wie eine solche Um- oder Neugestaltung von Straßen gelingen kann.“
Die Stadtratsdiskussion um die Shakespearestraße hat zuletzt ziemlich offenkundig gemacht, dass Leipzigs Verkehrsplaner nicht wirklich daran denken, dass Straßen in Leipzig sich ändern müssen und eine ganz andere Aufenthaltsqualität brauchen als die bisher immer nur aufs Automobil hin geplanten Straßen, in denen Bäume fehlen, sich das Pflaster aufheizt und die Straßenränder komplett zugeparkt sind. Da sucht dann auch niemand draußen nach Schatten, wenn sich drinnen die Wohnung aufheizt.
„Bereits in der letzten Wahlperiode wurde das Thema ‚Grüne Seitenstraßen‘ diskutiert, ohne dass eine Veränderung der planerischen Herangehensweise erkennbar ist“, kritisieren die Grünen.
„Am Beispiel Shakespearestraße wurde deutlich, dass eine grundsätzliche Veränderung in der Herangehensweise bei der Planung von Quartiersstraßen notwendig ist, um den veränderten Herausforderungen gerecht zu werden. Mit der Entwicklung eines Planungsmodells für klimawandelangepasste und verkehrsberuhigte Straßen im Sinne ‚Cooler Straßen‘ mit breiteren Fußwegquerschnitten und reduzierten Parkflächenanteilen wird eine Grundlage für zukunftsfähige Straßenplanungen geschaffen, die Orientierung bietet, aufwendige Einzelplanungen vermeidet und dennoch Anpassungen an die Gegebenheiten vor Ort ermöglicht. Auch Shared Space-Ansätze können damit kostengünstig in Wohnquartieren kombiniert werden.“
Was aber auch Folgen hat, denn dafür braucht es Leute, die das alles planen.
„Dafür sind nicht mehr Planungskapazitäten notwendig, weil nicht aufwendiger, sondern anders geplant werden soll und das Modell als eine Variante in die allgemeinen Planungsgrundsätze Eingang finden soll“, stellt die Grünen-Fraktion fest.
„Auf dieser Grundlage soll das Planungsmodell in zehn im Rahmen einer Bürgerbeteiligung ausgewählte Straßen und Plätze in zehn Stadtbezirken oder Ortschaften bis 2025 umgesetzt werden. Die dafür erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen sind bereitzustellen.“
Im vierten Quartal 2022 soll der OBM die zehn Pilotstraßen benennen und entsprechend überarbeitete Planungsgrundsätze vorlegen. Zeit wird es, denn wenn die Stadt erst einmal unter Hitzeglocken brütet, ist es zu spät zum Stöhnen: „Ach hätten wir doch …“
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Das wäre doch eine gute Gelegenheit die geplante Südsehne mindestens zwischen Weißer Elster und S-Bahnhof MDR entsprechend zu planen. Straßenbahn, Rad- und Fußwege sowie Fahrspuren für Autos sind herausfordernd. Bin auf die Planung gespannt!