Insbesondere seit den Ausschreitungen in der Leipziger Sรผdvorstadt im Dezember 2015 und dem Angriff rechtsradikaler Hooligans auf Connewitz zu Beginn des Jahres hat die Gewaltdebatte im Stadtrat wieder an Fahrt aufgenommen. Bereits im Januar stand eine Aktuelle Stunde zu diesem Thema auf der Tagesordnung. Nun hat der Stadtrat mit groรŸer Mehrheit beschlossen, die โ€žUrsachen urbaner Gewalt in Leipzigโ€œ erforschen zu lassen.

Zunรคchst wollte die CDU explizit eine Strategie gegen โ€žlinksextremistisch motivierte Gewaltโ€œ fordern. Auf Anregung der Stadtverwaltung, die mit dem Begriff โ€žLinksextremismusโ€œ verschiedene Probleme hatte, wurde daraus jedoch ein Forschungsvorhaben zu den โ€žUrsachen urbaner Gewalt in Leipzigโ€œ. Mit Ausnahme der vier AfD-Politiker, die mit dieser Schwerpunktverlagerung nicht einverstanden waren, stimmte der Stadtrat dem Antrag geschlossen zu.

CDU-Stadtrat Achim Haas hatte zu Beginn der Debatte eine โ€žNeuausrichtung von Prรคventions- und InterventionsmaรŸnahmenโ€œ gefordert.

Sein SPD-Kollege Axel Dyck nahm Bezug auf seinen eigenen Redebeitrag im Rahmen der Aktuellen Stunde im Januar. Damals hรคtte er nach eigenem Bekunden die โ€žGewalt aus dem rechten Spektrum in den Hintergrund treten lassenโ€œ. Dabei sei hier eine schleichende Akzeptanz im Bรผrgertum zu beobachten. โ€žVon der linken Gewalt geht keine Gefahr fรผr unser Staats- und Gemeinwesen aus. Diese vermeintlich revolutionรคren Umtriebe finden keinen Widerhall in der breiten Gesellschaft.โ€œ

Christian Kriegel (AfD). Foto: L-IZ.de
Christian Kriegel (AfD). Foto: L-IZ.de

Linke-Stadtrat Sรถren Pellmann betonte, dass es innerhalb des Kriminalprรคventiven Rates der Stadt bereits eine Arbeitsgemeinschaft fรผr โ€žExtremismusprรคventionโ€œ gebe. โ€žDarin wird das Thema Gewalt seit Jahren diskutiert.โ€œ

Mit einem eigenen Antrag war die AfD an den Start gegangen. Sie forderte einen Runden Tisch โ€žGewaltfreies Leipzigโ€œ. Darin sollten laut Antrag alle โ€žmaรŸgeblichen, unterschiedlichen politischen Akteureโ€œ sowie Stadtverwaltung, Polizei und Stadtrat vereinigt werden. Der Kriminalprรคventive Rat habe sich laut Stadtrat Christian Kriegel als wirkungslos erwiesen. Sein Fraktionskollege Tobias Keller ergรคnzte mit Verweis auf den Verfassungsschutz, dass es kein zusรคtzliches Forschungsprojekt benรถtige.

Auch der parteilose Stadtrat Enrico Bรถhm beteiligte sich an der Debatte. Er forderte unter anderem zu รผberprรผfen, wie sich die L-IZ finanziert. Auf der Besuchertribรผne verfolgte mit Stephane S. ein regelmรครŸiger, bekannter Legida-Besucher das Geschehen. Als er sich รผber das Abstimmungsergebnis lautstark ereiferte, wurde er des Saales verwiesen. Immerhin erhielt seine Intervention ein bisschen Beifall โ€“ von Alexander Kurth, dem sรคchsischen Vorsitzenden der Partei โ€žDie Rechteโ€œ.

Stadtrat Enrico Bรถhm. Foto: L-IZ.de
Stadtrat Enrico Bรถhm. Foto: L-IZ.de

Der Audiomitschnitt der Debatte am 22.06.2016 im Stadtrat

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Stephane S. randaliert auf der Tribรผne im Stadtrat

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