Es sind solche PR-Stรถckchen, die hingehalten werden, damit andere drรผber springen und sich mรถglichst dabei falsch verhalten. 150 Euro als Spende ans โ€žCourage zeigenโ€œ โ€“ Festival ist so eines gewesen, mit welchem Legida in Vorbereitung auf den heutigen Montag einen PR-Versuch startete. Letztlich versuchte man so jedoch zu demonstrieren, wie tolerant man selbst und wie intolerant die โ€žLinksfaschistenโ€œ sind. Die Presse sprang รผbers Stรถckchen und berichtete รผber die Aktion, erstmals versandte Legida selbst eine Pressemitteilung dazu. Ob Legida jemals zahlen wollte, darf jedoch bezweifelt werden. Das zweite Stรถckchen ist Bachmann, der lang ersehnte Gastredner in Leipzig. Mr. Pegida soll heute aus dem Rรผcklauf auf zuletzt 500 Teilnehmer eine Wiederauferstehung von Legida machen.

+++ 23 Uhr: Das (fast) letzte Wort hat die Polizei +++

Ob die Polizei heute einen guten Job gemacht hat, bleibt zwar immer eine Frage der Perspektive. Aber eines kann man sagen: Wenn die โ€žDesperadosโ€œ (NoLegida-Begriff) beider Lager keine Mรถglichkeiten bekommen, aufeinander loszugehen, ist das schon mal die halbe Miete. Wenn es ansonsten friedlich bleibt und Polizeibeamte trotz erhรถhtem Einsatzstress besonnen handeln, der andere Teil. Die heute hinzugezogenen Einheiten aus Niedersachsen jedenfalls machten einen entspannteren Eindruck โ€“ auch wenn einige sich erst einmal mit kleinen Wegkarten orientieren mussten.

Hoch zu Pferde und doch kein reiner Frรผhlingsausritt. Im Vergleich zum vergangenen Montag ein deutlich ruhigerer Einsatz auch seitens der Pferdestaffel. Foto: L-IZ.de
Hoch zu Pferde und doch kein reiner Frรผhlingsausritt. Im Vergleich zum vergangenen Montag ein deutlich ruhigerer Einsatz auch seitens der Pferdestaffel. Foto: L-IZ.de

Wie aufs Stichwort kam es heute dennoch in genau der โ€žHool-Zoneโ€œ (NoLegida-Begriff bei der Warnung vorab) in der GroรŸen Fleischergasse fast zu einem Zusammenprall weit ab vom eigentlichen Demonstrationsgeschehen. Doch nach den Vorgรคngen eine Woche zuvor, welche bislang einseitig von den NoLegida gemeldet worden war, standen diesmal die Beamten parat. โ€žIn der groรŸen Fleischergasse kam es zum Aufeinandertreffen von 30 LEGIDA-Sympathisanten, die sich nicht dem Aufzug angeschlossen hatten und LEGIDA-Gegnern. Beide Lager mussten durch die Polizei getrennt werden.โ€œ heiรŸt es seitens der Polizeidirektion Leipzig (PD) nach dem Abschluss der Demonstrationen vom 27. April. Interessant, dass sebst diese Situation ohne Festnahmen oder รคhnlichem auskam.

Aus Sicht von NoLegida, welche ihre Eindrรผcke vom Tag aktuell auf Facebook schildern, lief die Situation dort so ab: โ€œIm Bereich GroรŸe Fleischergasse hielten sich wieder viele Nazis mehr oder weniger unbewacht auf. Es kam zu Pfeffersprayattacken der Nazis auf Gegenprotestierer, die sich danach zum Dank in einem Polizeikessel wiederfanden. Selbst nach 11 Legida-Mรคrschen hat die Polizei so gut wie kein Auge auf die gewaltbereiten Hools.โ€

So wurde der Bereich um einen einschlรคgig bekannten Leipziger Nachtclub zu einem weiteren Einsatzschwerpunkt mit verschiedenen Perspektiven im Nachgang.

Eine Polizei mit groรŸem Aufgebot und รœberblick im Einsatz - hier am Neuen Rathaus Leipzig. Foto: L-IZ.de
Eine Polizei mit groรŸem Aufgebot und รœberblick im Einsatz โ€“ hier am Neuen Rathaus Leipzig. Foto: L-IZ.de

Ebenfalls am Wendepunkt Richard-Wagner-Platz trennten die Beamten den Legida-Zug und die Gegendemonstranten. โ€žIm selben Bereich wurde eine Gruppe von geschรคtzt 300 Personen gehindert den Richard-Wagner-Platz zu erreichen, um ein Aufeinandertreffen mit dem LEGIDA-Aufzug zu vermeiden. Gleichzeitig kehrte der Aufzug LEGIDA auf eigenen Wunsch auf dem Gรถrdelerring, vor Erreichen des Richard-Wagner-Platzes um und bewegte sich zum Ausgangspunkt zurรผck.โ€œ

Den Schwund auf beiden Seiten der Auseinandersetzungen stellt die PD Leipzig ebenfalls fest. โ€žObwohl die Anmelder von LEGIDA mit mehr Zulauf als in den letzten Wochen gerechnet hatten, sind die Teilnehmerzahlen, zumindest optisch wahrnehmbar, gesunken. Auch zum Gegenprotest lieรŸen sich offenbar weit weniger Personen mobilisieren. Elf Veranstaltungen sollten zum GroรŸteil in Sicht- und Hรถrweite der Strecke stattfinden. Der Zulauf war jedoch gering. Mehrere Veranstaltungen wurden kurzfristig abgesagt.โ€œ so das heutige Zahlen-Fazit ohne Zahlen zum Einsatz.

Immer prรคsent (hier an der neuen Propsteikirche), aber irgendwie freundlicher - die Einsatzbeamten am 27. April 2015. Foto: L-IZ.de
Immer prรคsent (hier an der neuen Propsteikirche), aber irgendwie freundlicher โ€“ die Einsatzbeamten am 27. April 2015. Foto: L-IZ.de

Die kleineren Bemรผhungen Sitzblockaden seitens der Legida-Gegner umzusetzen, quittierte die Polizei heute offenbar mit weit defensiveren und vorausschauenden MaรŸnahmen als noch in der Woche zuvor. โ€žTrotz Absperrung versuchten immer wieder Personengruppen auf die Aufzugsstrecke zu gelangen, um diese zu blockieren. Dies wurde durch die Polizei verhindert.โ€œ so die knappe Einschรคtzung dieser Vorgรคnge am heutigen 27. April.

Dazu noch mal NoLegida, welche aktuell einen weiteren Vorfall bereits auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz aus ihrer Sicht auf der Facebookseite des Bรผndnisses monieren: โ€œDie Polizei hatte zwar die Deeskalation ausgerufen, trotzdem kam es am Ende am Leuschner-Platz zu einer krass รผbergriffigen Szene, als ein Mensch mit seinem Handy รผber die Menge filmte und daraufhin zu Boden gerissen wurde. Vorwurf: er soll Polizisten fotografiert haben. Danach wurde er meterweit geschleift, auf dem Boden gewรผrgt, getreten, und schlussendlich mit dem Kopf gegen eine stehende Tram gestoรŸen. Inzwischen ist er wieder frei und soweit in Ordnung.โ€

Insgesamt habe man einen friedlicheren Verlauf als am vergangen Montag festgestellt. โ€žDass es zu keinen grรถรŸeren Gewalttaten kam, ist jedoch dem groรŸen Polizeiaufgebot zu verdanken.โ€œ Da ist sie wieder, die Frage der Perspektive. Dass es heute insgesamt zu keiner Wiederholung des vergangenen Montags kam, bleibt dennoch und positiv zu konstatieren.

Die Pressemitteilung der PD Leipzig zum Einsatz am 27.04.15

Zur auch fรผr nicht angemeldete User รถffentlich einsehbaren Facebookseite von NoLegida

+++ 21:56 Uhr: Noch ein paar Foto-Impressionen vom 27. April +++

+++ 21:20 Uhr: Das Licht ist aus, wir gehn nach Haus +++

Einfach mal ein paar Impressionen vom heutigen Ende einer montรคglichen Beschรคftigungstherapie in Leipzig. Wรคhrend Lutz Bachmann ins Tal der Ahnungslosen zurรผckkehrt, wird aufgerรคumt und ein einsamer Macher von โ€œLegida-Das Originalโ€ tanzt gemeinsam mit zwei Freunden auf der Karl-Liebknecht-StraรŸe auf der Hรถhe der Polizeizentrale DimitroffstraรŸe mit der Fahne der Apfelfront. Gut, dass Thomas โ€œKunoโ€ KumbernuรŸ (Die Partei โ€œDie Parteiโ€) nochmals auf die gestandene Satirefraktion in Leipzig hinweist. Denn ohne Humor, wรคre alles nichts. Vielleicht auch eine Art, sich mal bei der ebenfalls anwesenden Polizei zu bedanken โ€“ denn heute blieb alles so weit friedlich auch von Seiten der Ordnungshรผter.

Eine Verabschiedung von Thomas "Kuno" KumbernuรŸ fรผr Legida am 27. April. Foto: L-IZ.de
Eine Verabschiedung von Thomas โ€œKunoโ€ KumbernuรŸ fรผr Legida am 27. April. Foto: L-IZ.de

Hier gehts zur Apfelfront im Netz.

+++ 20:42 Uhr: Lutz liest lieber ab +++

Da ja alles, was er sage, dem Verfassungsschutz gemeldet wรผrde, liest der Pegida-Grรผnder lieber ab. Spannend wird es, wenn Bachmann Arnold Vaatz (CDU-Bundestagsmitglied / Ex-Bรผrgerrechtler in der DDR) zitiert und ihn in Haftung nimmt. โ€œWenn Frau Merkel sagt, der Islam gehรถre zu Deutschland, dann ist dies der Beweis, dass es eine Islamisierung gibt.โ€ so Bachmanns Vaatz-Zitat. Recht habe er, anschlieรŸend folgen die รผblichen Beispiele, wie Kopftuchverbot fรผr Muslimas etc., so kรถnne es nicht sein, dass Muslimas mit Kopftuch unterrichteten. โ€œKeine Kreuze in den Schulen, keine Kopftรผcherโ€ versucht Bachmann die Gerechtigkeit รก la Pegida zu formulieren.

TTIP, CETA und TiSA kritisiert Bachmann, dass diese Handelsvereinbarungen dem Volk einfach vor die Nase gesetzt wรผrden. Auch dies wieder nicht ganz richtig, denn der Prozess lรคuft, die Proteste (weitab von Legida) laufen europaweit und haben eine Unterschriftenmenge von 1,7 Millionen erreicht. Die Politik schwankt, die EU sah sich bereits gezwungen, Verhandlungsunterlagen zu verรถffentlichen. Das Problem sind eher die Geheimhaltungen der USA, um einen besseren Einblick zu erhalten โ€“ doch zu diesen Differenzierungen kommt es heute bei Bachmann nicht.

Lutz Bachmann. Foto: L-IZ.de
Lutz Bachmann. Foto: L-IZ.de

Auf Bitte Rรถslers und als Nachhilfe fรผr die โ€œlokale Presseโ€ verliest Bachmann nochmals die Punkte des Pegida-Papieres, da diese angeblich niemand verstanden habe. Oder eben nicht drucken wรผrde. Hat die LVZ zwar vor Wochen bereits getan, aber irgendwie passt eben diese falsche Einschรคtzung zum Rest. Die Zeit scheint ohne Pegida auch weiter fortzuschreiten. Die Forderung nach dem Stellenabbaustopp bei der Polizei haben letztlich die Wรคhler mit organisiert, welche eine neue Koalition in Sachsen und so die SPD gewรคhlt haben โ€“ derzeit wird noch gestritten, ob nicht noch mehr Stellen nรถtig sind, um die Polizei in Sachsen zukunftsfรคhig aufzustellen, doch der Stellenabbau ist bereits beendet, Markus Ulbigs Polizeireform praktisch gestoppt.

Ein โ€œEuropa der souverรคnen und starken Nationalstaatenโ€ ist hingegen der nur schlecht verschlรผsselte Ruf nach einem Ende der EU โ€“ zumindest, wenn es derart holzschnittartig auftaucht, wie in der Ansprache Bachmanns. Seinen Anhรคngern zu erlรคutern, wie sich dann das Leben im bisherigen Euro-Gewinnerland Deutschland anfรผhlen wird, lรคsst Bachmann lieber bleiben. Besonders spannend wird es auch hier, wenn wieder die ominรถse โ€œPflicht zur Integrationโ€ von Auslรคndern in den Forderungsverlesungen durch Bachmann auftaucht. Diese sei besonders wichtig.

Derzeit bemรผhen sich wohl das erste Mal nach Jahren der Kรผrzungen Bund und Lรคnder die Mittel fรผr Deutschkurse erst einmal auf ein Niveau zu bringen, wie es mindestens erfolderlich ist. Ungenรผgend nach wie vor, aber auch die Einrichtung einer sรคchsischen โ€œIntegrationsministerinโ€ unter der neuen sรคchsischen Koalition zeigt, wenn auch spรคt, dass man die Aufgabe nun wohl auch staatlicherseits endlich anpacken mรถchte. Fรผr Bachmann vielleicht die falsche Reihenfolge beim โ€œfรถrdern und fordernโ€ โ€“ aber eigentlich fordert er damit mehr Geld fรผr Flรผchtlinge. Dass diese nur noch unter einer โ€œSozialprognoseโ€ hereingelassen werden sollen, verbindet er geschickt mit dem Ruf nach einem neuen Einwanderungsgesetz รคhnlich der Schweiz und Kanadas (Sรผdafrika lรคsst er mittlerweile weg, nachdem man ihm offenbar gesagt hat, dass dann noch mehr reindรผrften).

Auch hier fehlt erneut der Gedanke an die Kriegsflรผchtlinge und die Differenzierung, welche die Schweizer Politik nach dem Volksentscheid zur Kontingentierung der Einwanderung von den Bรผrgern aufgetragen bekam. In der Schweiz wรคchst langsam die Angst, das Korsett kรถnnte zu eng, der Korridor zu schmal werden und die Wirtschaft leiden. Dass Volksentscheide in der Schweiz eine Handlungsanweisung mit dreijรคhriger Umsetzungsfrist durch die parlamentarische Politik mit entsprechendem Handlungsspielraum ist, wรคre trotz der vielen Ansprachen als eine erweiternde Erklรคrung von Bachmann wohl auch zuviel erwartet.

Lutz Bachmann auf Tour. Heute in Leipzig die Verlesung der sattsam bekannten Forderungen von Pegida. Foto: L-IZ.de
Lutz Bachmann auf Tour. Heute in Leipzig die Verlesung der sattsam bekannten Forderungen von Pegida. Foto: L-IZ.de

Erneut folgt auch wieder die Forderung nach verkรผrzten Asyl-Verfahren nach dem Vorbild Hollands โ€“ eine MaรŸnahme der deutschen Nachbarn, welche lรคngst dazu fรผhrt, dass Flรผchtlinge nach Deutschland ausweichen, da die mangelhafte Prรผfung zu falschen Bescheiden fรผhrt. Deutsche Gerichte dรผrfen dann die Prรผfungen รผbernehmen, gemรครŸ rechtstaatlicher Grundlagen innerhalb der EU. Was die Niederlande also in den Augen Bachmanns richtig macht, kostet seine Zuhรถrer Geld. Was Deutschland tut auch. So wurden nun weitere 400 Mitarbeiter des BAMF geschult, um Asylverfahren schneller bearbeiten zu kรถnnen.

Erneut auch die Forderung nach Volksentscheiden auf Bundesebene. Sollte, kann und darf man jederzeit debattieren. Tut man auch, seit Jahren- hier zum Beispiel: http://www.mehr-demokratie.de/volksabstimmung.html.

Von Pegida und Bachmanns Vorstellungen hat man sich dort allerdings schon deutlich distanziert: http://sachsen.mehr-demokratie.de/fileadmin/pdf/Erklaerung_von_MD_Sachsen.pdf

Vielleicht zum Abschluss dieser kleinen, in einigen Punkten unzulรคssig verkรผrzten Betrachtung der Ansprache Bachmanns einen lieben GruรŸ von der Lokalpresse zurรผck. Vielleicht liest er es ja und lernt dazu? Den Rest der L-IZ kรถnnen wir ihm auch empfehlen.

Wรคhrend sich etwa 300 Legida-Demonstranten รผber den Ring bewegen, hat der Livestream gerade einmal gesamt 370 Zuschauer auf Youtube erreicht. Es scheint sich um ein nachlasendes Interesse zu handeln. Foto: L-IZ.e
Wรคhrend sich etwa 300 Legida-Demonstranten รผber den Ring bewegen, hat der Livestream gerade einmal gesamt 370 Zuschauer auf Youtube erreicht. Es scheint sich um ein nachlassendes Interesse zu handeln. Foto: L-IZ.e

+++ 20:30 Uhr: Gรถtz Kubitschek spricht รผber die letzten drei Stunden +++

Eigentlich muss Legida heute mit einem ganz anderen Andrang gerechnet haben. Gรถtz Kubitschek dรผrfte sich von seinen zurรผckliegenden Ansprachen an andere Mengen gewรถhnt haben, heute wird er hier โ€“ nach dem Dank von Silvio Rรถsler an die Polizei โ€“ den Anfang vor dem geschrumpften Volk mit seiner Ansprache machen. Gรถtz Kubitschek โ€“ bekennender Neurechter und Verleger โ€“ macht mit einem Potpourrie mit groรŸen Bildern zu den vergangenen drei Stunden eine emotionale Rundreise durch ein offenbar schreckliches Land namens Deutschland. Was alles in dieser Zeit passiert sei. Flรผchtlinge auf dem Weg ins โ€œLand, wo Milch und Honig flieรŸen โ€“ Europaโ€.

Dann folgen lauter Dinge seitens Kubitschek, die offenbar fรผr Legidas das Leben in Deutschland unertrรคglich machen.

Gรถtz Kubitschek. Foto: L-IZ.de
Gรถtz Kubitschek. Foto: L-IZ.de

Menschen die ihre Sexualitรคt frei leben kรถnnen, Menschen, die lieber vegan essen, Immobilienbesitzer, die ihre Immobilien fรผr Flรผchtlingsunterkรผnfte zur Verfรผgung stellen โ€“ zu Wucherpreisen natรผrlich. Der Schรผler, der offenbar laut Kubitschek geradezu flรคchendeckend gemobbt und als โ€œKartoffelfresserโ€ verunglimpft wird. Zwei Auslรคnder, die ein deutsches Mรคdel โ€œangefasst habenโ€. Es scheint fรผr Gรถtz Kubitschek hรถchste Zeit, dass Land zu verlassen, welches sich ihm und den immer wieder โ€œPfuiโ€ rufenden Zuhรถrern so grausam erscheint. Wie hieรŸ es eben noch? โ€œWer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassenโ€?

Fรผr ihn ist es das einzig Normale, was Legida gerade veranstaltet.

20:20 Uhr: Impressionen โ€“ Legida auf dem Rรผckweg +++

Wรคhrend die Gegendemonstranten immer wieder rufen โ€žWir haben euch zum Kotzen sattโ€, antworten Legidateilnehmer mit โ€žLรผgner!โ€-Rufen. Noch bleibt alles ohne Zwischenfรคlle. Impressionen vom Aufzug am heutigen 27. April in Leipzig.

+++ 19:52 Uhr: Legida beim โ€œSpaziergangโ€ +++

Es verlรคuft derzeit alles friedlich. Lutz Bachmann hat sich pflichtbewusst ans Fronttransparent gesellt, man lรคuft รผber den Ring, begleitet vom Gegenprotest. Weniger scheint heute das Mehr zu sein โ€“ die Polizei hรคlt sich zurรผck, ernsthafte Blockadeversuche haben die Reporter der L-IZ vor Ort nicht wahrgenommen. Die Zahl der Gegendemosntranten dรผrfte zwischen 400 und 600 Personen liegen.

Da einige am Neuen Rathaus auf die Rรผckkehr von Legida warten, andere mitlaufen um an der Strecke zu demonstrieren und weitere an der HarkortstraรŸe waren, ist diese Zahl derzeit schwer zu schรคtzen. So lange es friedlich bleibt, kann man wohl sagen, die Polizei und die Gegendemonstranten zeigen heute auf beiden Seiten, wies geht โ€ฆ ohne Gewalt und mit einer demokratisch legitimierten Protestmรถglichkeit in der Nรคhe des Legidaaufzuges, welcher sein Demonstrationsrecht ebenfalls wahrnehmen kann.

Die Polizei schirmt ab, der Gegenprotest beginnt am Neuen Rathaus. Foto: L-IZ.de
Die Polizei schirmt ab, der Gegenprotest beginnt am Neuen Rathaus. Foto: L-IZ.de
Legida-Nolegida: Links der deutlich leerere Platz bei Legida, auf der rechten Seite einige Gegendemonstranten, die den Weg in die HarkortstraรŸe geschafft haben. Auch hier sind heute weniger teilnehmer vertreten. Foto: L-IZ.de
Legida-Nolegida: Links der deutlich leerere Platz bei Legida, auf der rechten Seite einige Gegendemonstranten, die den Weg in die HarkortstraรŸe geschafft haben. Auch hier sind heute weniger teilnehmer vertreten. Foto: L-IZ.de

+++ 19:32 Uhr: Mal ein kleines Zwischenfazit +++

Wรคhrend die Polizei erneut damit befasst ist, die Gegendemonstranten aus der HarkortstraรŸe fernzuhalten, haben sich nach genaueren Schรคtzungen noch etwa 300 Legida-Teilnehmer eingefunden und hรถren den Schreckensszenarien vor der Bรผhne zu. โ€œVolksverrรคterโ€ kam heute etwas spรคter als sonst, Legida ist deutlich leiser geworden am 27. April. Der erhoffte Effekt der Beteiligung Lutz Bachmanns am heutigen Tage ist klar ausgeblieben โ€“ weitere 200 Legidas sind heute zu Hause geblieben.

Legida schrumpft weiter. Nach 19 Uhr bleibt der Simsonplatz noch leerer als am 20. April. Foto: L-IZ.de
Legida schrumpft weiter. Nach 19 Uhr bleibt der Simsonplatz noch leerer als am 20. April. Foto: L-IZ.de

Nach dem โ€œSpaziergangโ€ verspricht Rรถsler ein โ€œRednerfeuerwerkโ€ mit dem Neurechten Gรถtz Kubitschek und natรผrlich Lutz Bachmann. Gegen 19:40 Uhr brechen die Legidateilnehmer zu ihrem Rundgang auf dem Martin-Luther-Ring Richtung Richard-Wagner-Platz auf. Es ertรถnen wieder die Rufe โ€œWer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassenโ€. Alexander K. (Die Rechte) befindet sich heute wieder unter den Demonstranten.

Gegendemonstranten vor Landgericht auf der HarkortstraรŸe. Wรคhrend ein Redner auf der Bรผhne ein noch hรคrteres Vorgehen der Polizei fordert, werden heute die wenigen, die es bis an den Simsonplatz geschafft haben "nur" eingekesselt. Foto: L-IZ.de
Gegendemonstranten vor Landgericht auf der HarkortstraรŸe. Wรคhrend ein Redner auf der Bรผhne ein noch hรคrteres Vorgehen der Polizei fordert, werden heute die wenigen, die es bis an den Simsonplatz geschafft haben โ€œnurโ€ eingekesselt. Foto: L-IZ.de

+++ 19:13 Uhr: Der brechende Krug +++

Legida beginnt die Kundgebung am Simsonplatz mit (erste Schรคtzungen) 300 Teilnehmern. Ein lautes Pfeifkonzert der Gegendemonstranten ist heute auf dem Platz hรถrbar. Silvio Rรถsler hofft darauf, dass die Gegendemonstranten, denen man die Worte โ€œRassismus quer ins Hirn geimpftโ€ hรคtte, zum Nachdenken kรคmen. In den eigenen Reihen des โ€œVolkesโ€ sieht Rรถsler viele Angestellte und hart arbeitende Arbeiter. Man wรผrde nun helfen zu verรคndern, so der Versammlungsleiter in Richtung Politik. Er wรผrde bald รผber die โ€œAgenda 2017 sprechenโ€. Dann sei โ€œKassensturz auf allen Ebenenโ€. Offenbar mรถchte man sich bei Legida mal mit einigen Fakten befassen- also wo so Millionen in Sachsen hinflieรŸen?

Die 150 Euro wird man einem deutschen Wohltรคtigkeitsverein โ€“ dem Leipziger Behindertenverband โ€“ spenden. Denn so Rรถsler, die Veranstalter von โ€œLeipzig Courage zeigenโ€ hรคtten ja das Geld abgelehnt. Noch diese Woche ginge das Geld an den Verband raus โ€“ auf die Reaktion der Beschenkten darf man gespannt sein, ob die Spende abgesprochen ist, sagt Rรถsler nicht.

Dafรผr nutzt er heute die Gelegenheit, auf die gute Arbeit des Verbandes hinzuweisen โ€“ ehrliche Arbeit wรผrde hier seit 25 Jahren gemacht.

Die โ€œPolitschranzenโ€ (Rรถsler รผber Politiker in Sachsen) wรผrden sich gerade ein neues Renteneintrittsalter genehmigen. Was Rรถsler meint, ist die von Linken und Grรผnen bekรคmpfte Beschlussvorlage das Renteneintrittsalter von Landtagsabgeordneten in Sachsen abschlagsfrei auf 60 Jahre abzusenken. Wer dafรผr und wer dagegen ist, scheint Menschen zu entgehen, welche es pauschal mรถgen.

+++ 18:58 Uhr: Der Legida-Livestream +++

Wie schon am 20. April gestatten wir uns einen Blick mit unseren Lesern gemeinsam auf die Bรผhne von Legida. Die Veranstalter รผbertragen die Reden โ€“ heute immerhin mit Grรผndervater Lutz Bachmann von Pegida โ€“ live ins Netz. Warum also nicht zuschauen, lauschen und รผber das Gesprochene nachdenken? Und natรผrlich das eine oder andere ive kommentieren. Der Stream ist seit 18:58 Uhr online. Zu sehen ist das Bundesverwaltungsgericht auf dem Simsonplatz im leichten Nieselregen.

Der Livestream endete etwa 21 Uhr.

Zum Einstieg kommt das รผbliche Gedudel. Interessant, dass Legida selbst vor den Demonstrationsauflagen heute die Melodie vom โ€œSchwarzen Kanalโ€ โ€“ einer reichlich unverhohlen propagandistischen DDR-Sendung โ€“ einspielen. Man wird doch nicht etwa selbstkritisch? AnschlieรŸend das Lied โ€œWir sind das Volkโ€ โ€“ die Schunkelhymne von Legida zum Mitsingen, welche davon handelt, wie das Volk hungert, die Medien lรผgen und die Politiker โ€œfeige Gestaltenโ€ sind.

Etwa 100 Gegendemonstranten hete auf dem Leuschnerplatz bei "Refugees Welcome". Es regnet, es regnet ... Foto: L-IZ.de
Etwa 100 Gegendemonstranten heute auf dem Leuschnerplatz bei โ€œRefugees Welcomeโ€. Es regnet, es regnet โ€ฆ Foto: L-IZ.de

+++ 18:41 Uhr: Die Demonstranten am Wilhelm-Leuschner +++

Vielleicht 100 sind gekommen und haben ihre Veranstaltung von โ€œRefugees Welcomeโ€ am Wilhelm-Leuschner-Platz beendet. Alle begeben sich nun in Richtung Neues Rathaus unter den wachsamen Augen des Leipziger Polizeiprรคsidenten Bernd Merbitz. Von den Anmeldern der Demonstration erfolgte soeben die Durchsage, dass Alexander K. und seine Kameraden im Anmarsch seien  โ€“ einige Demonstranten sollen noch etwas da bleiben, um den Abbau zu beschรผtzen.

+++ 18:31 Uhr: Die Polizei ist da +++

Die Vorbereitungen seitens der Polizei sind offenbar abgeschlossen, man steht bereit. Erneut mit berittener Polizei und diesmal mit einem mobilen Flutlicht. Wenn es hilft, dass heute alle den รœberblick bewahren und es friedlich bleibt โ€“ warum auch nicht?

Die Polizei positioniert sich am Richard Wagner Ring mit Flutlicht. Foto: L-IZ.de
Die Polizei positioniert sich am Martin-Luther-Ring mit Flutlicht. Foto: L-IZ.de
Die RatsfreischulstraรŸe ist auf der Seite zum Ring bereits dicht. Foto: L-IZ.de
Die RatsfreischulstraรŸe ist auf der Seite zum Ring bereits dicht. Foto: L-IZ.de
Gitter, Gitter, Gitter - ein eingezรคuntes Gelรคnde fรผr die Gegendemonstrationen am Wagner-Ring Nรคhe Neues Rathaus. Foto: L-IZ.de
Gitter, Gitter, Gitter โ€“ ein eingezรคuntes Gelรคnde fรผr die Gegendemonstrationen am Luther-Ring Nรคhe Neues Rathaus. Foto: L-IZ.de
Legida - Das Original: Heute rufen ein paar wenige "Bier trinkt das Volk". Die Versammlung wird gegen 19 Uhr beendet. Foto: L-IZ.de
Legida โ€“ Das Original: Heute rufen ein paar wenige โ€œBier trinkt das Volkโ€. Die Versammlung wird gegen 19 Uhr beendet. Foto: L-IZ.de
Kurz nach 18 Uhr bei "legida - Das Original" Heute ziemlich leer bei den Kรคmpfern gegen das Alkoholverbot. Seit sich der Schwerpunkt auf den westichen Ring verlegt hat, bleiben die Teilnehmer aus und gehen lieber zum Wagner-Ring. Foto: L-IZ.de
Kurz nach 18 Uhr bei โ€œLegida โ€“ Das Originalโ€ Heute ziemlich leer bei den Kรคmpfern gegen das Alkoholverbot. Seit sich der Schwerpunkt auf den westichen Ring verlegt hat, bleiben die Teilnehmer aus und gehen lieber zum Wagner-Ring. Foto: L-IZ.de

+++ 17:35 Uhr: Google-Karte gibt รœberblick รผber die Demonstrationen +++

Seit 17 Uhr ist also die Auftaktkundgebung von โ€žRefugees Welcomeโ€œ am Wilhelm-Leuschner-Platz Ecke SchillerstraรŸe gestartet. Wer sich nochmals รผber die vielen Orte der heutigen Demonstrationen neben dem Simsonplatz und der Route von Legida รผber den westlichen Ring informieren mรถchte: NoLegida hat fรผr heute eine รœbersichtskarte bei Google inklusive des Routenverlaufes und aller weiterer Demonstrationspunkte erstellt.

Mit einer Warnung, welche auf offenbare ZusammenstรถรŸe vom Montag zurรผckgeht. Ein Dreieck mit dem Namen โ€žHool-Zoneโ€œ warnt vor dem Gebiet am Richard-Wagner-Platz. Der Hinweis der Kartenersteller: โ€œVermeidet es hier, allein oder in kleinen Gruppen zu laufen.โ€

Die weiteren Orte sind anklickbar und fรผhren von da auf die Seiten der jeweiligen Demonstrationsanmelder. Zur Karte im Netz geht es hier entlang.

Die interaktive Google-Karte von NoLegida zu allen  Demonstrationen am 27. April 2015 in Leipzig. Screenshot
Die interaktive Google-Karte von NoLegida zu allen Demonstrationen am 27. April 2015 in Leipzig. Screenshot

+++ 16:40 Uhr: Der Vorlauf auf den 27. April: Mit Bachmann und PR-Versuchen gegen den Schwund +++

Zuerst also zum Vorgang rings um eine Spende, die eigentlich flieรŸen mรผsste und nun aber von Legida in andere Kanรคle geleitet werden wird. So zumindest die Ankรผndigung auf der eigenen Facebookseite, nachdem sich Vertreter des โ€œLeipzig.Courage zeigen.โ€e.V. in der LVZ skeptisch รผber den vergifteten Apfel geรคuรŸert hatten.

In einem offiziellen Statement schrieben sie jedoch auf ihrer eigene Webseite: โ€žDer Verein Leipzig. Courage zeigen e.V. nimmt Spenden von Initiativen und Privatpersonen entgegen, die unsere Satzungsziele von Toleranz und Weltoffenheit teilen. Fรผr den Fall, dass wir von Organisationen, die diesen Zielen nicht entsprechen, unaufgefordert Spenden erhalten, werden wir diese Spenden an hilfsbedรผrftige Asylsuchende und Flรผchtlinge weitergeben.โ€œ

Man darf also gespannt sein, wem heute Legida die Spende widmen wird, denn ganz abgelehnt haben die Macher des 18. Courage-Festivals, welches am 30. April um 16 Uhr mit Bands wie Keimzeit, dem Sรคnger Clueso und Yellow Umbrella auf dem Leipziger Marktplatz startet, die 150 Euro damit nicht. Sie haben lediglich einen Verwendungszweck fรผr die freiwillige Spende von Legida fรผr Flรผchtlinge angekรผndigt. Was nun wiederum den Legida e.V. hinterfragt, wie ernst eigentlich das Angebot war, dem Leipziger Festival gegen Rechts eine Spende zukommen zu lassen.

Die Informationen zum Festival am 30. April in Leipzig sind hier auf der Seite der Veranstalter zu finden.

Spenden sind bei Legida ein bereits bekanntes PR-Mittel

Eine andere Spendengeschichte seitens Legida ist jedenfalls bisher kein Ausweis fรผr eine Abgrenzung gegenรผber Rechtsextremen. Am 9. Mรคrz 2015 hatte Legida-Versammlungsleiter Silvio Rรถsler auf der Bรผhne dazu aufgerufen fรผr Alexander K. (ehemaliger Stadtratskandidat der Leipziger NPD 2014) zu spenden und eine Zuwendung aus Geldern des Legida e.V. angekรผndigt. Dass er gewusst haben dรผrfte, um wen es sich dabei handelte, darf man annehmen โ€“ der Legida-Schatzmeister und Leipziger Rechtsanwalt Arndt Hohnstรคdter hat im Rahmen seiner Tรคtigkeit als Strafverteidiger immer wieder auch Personen aus dem Umfeld Alexander K.ยดs anwaltlich vor Gericht vertreten. Zuletzt hatten sich seine Sozietรคtskollegen im zeitlichen Umfeld der Vereinsgrรผndung bei Legida von Hohnstรคdter getrennt.

Die Begrรผndung Rรถslers zum Spendenaufruf dennoch durchaus nachvollziehbar und trotzdem eine Instrumentalisierung, um den โ€žLinksfaschistenโ€œ Paroli zu bieten. Man wolle K. helfen, nachdem er zuvor von maskierten Unbekannten รผberfallen und mehrfach geschlagen worden war. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklรคrt.

Silvio Rรถsler am 9. Mรคrz auf dem Augustusplatz. Aufruf zu Spenden fรผr Alexander K.. Foto: L-IZ.de
Silvio Rรถsler am 9. Mรคrz auf dem Augustusplatz. Aufruf zu Spenden fรผr Alexander K.. Foto: L-IZ.de

Ob der bekannte Leipziger Rechtsextreme, selbst mit mehrjรคhriger Hafterfahrung nach einer Gewalttat ausgestattet und aktuell vor Gericht des Waffenbesitzes beschuldigt, bislang wirklich Geld von Legida erhalten hat, ist unbekannt. Die Spendenaktion fรผr K. als Teilnehmer der โ€žSpaziergรคngeโ€œ selbst sollte jedoch eher dazu dienen, den Kampf Legidas gegen die โ€žSAntifaโ€œ zu untermauern.

Ein Beitrag von โ€žPanoramaโ€œ vom 23. April 2015 zeigt Alexander K. aktuell jedenfalls eher zufรคllig im Publikum einer NPD-Veranstaltung im Sachsen-Anhaltinischen Naumburg (Saale), auf welcher es um die Frage ging, ob der Holocaust zu leugnen ist. Wรคhrend in Deutschland der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz gedacht wurde und ein spektakulรคrer Prozess die Darstellungen eines Tรคters von damals ans Licht bringt, fand sich Alexander K. als interessierter Zuhรถrer unter Beobachtung des Staatsschutzes bei einer obskuren Veranstaltung ein. Geladen hatten die โ€žHolocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck und NPD-Politiker Hans Pรผschelโ€œ (Zitat Panorama), um รผber โ€žAuschwitz und die Meinungsfreiheitโ€œ zu diskutieren.

Silvio Rรถsler hatte noch am 9. Mรคrz betont, dass K. wie jeder andere sei, welcher sich Legida anschlieรŸen wรผrde. Bis heute hat er diese Aussage nicht dementiert oder die Spendenaktion widerrufen.

Den gesamten TV-Beitrag von Panorama findet man hier bei der ARD im Netz.

Lutz Bachmann soll wieder mehr Teilnehmer zur Demo motivieren

Ein weiteres und grรถรŸtes Stรถckchen hingegen ist die lang ersehnte Anwesenheit des Pegida-Erfinders Lutz Bachmann. Hier sollte die mediale ร–ffentlichkeit heute in Leipzig garantiert sein โ€“ ob es Legida nรผtzt, wird sich ab 19 Uhr anhand der Teilnehmerzahlen erweisen. Im Laufe der vergangenen Wochen war die Bewegung von einst rund 6.000, maximal 7.000 Teilnehmern am 21. Januar auf dem Augustusplatz auf 500 vorrangig mรคnnliche Teilnehmer auf dem Simsonplatz am vergangenen Montag dramatisch geschrumpft.

Was die gesamte Woche danach die Gemรผter eher beschรคftigte, waren neben einem Bengalfeuer, Steinen und einer Rakete auf den Legida-Zug der teils rabiate Umgang der Polizei mit den Gegendemonstrationen.

Gesprรคche zwischen Polizei und Gegendemonstranten

Doch im Laufe der Woche fand etwas statt, was zu einer Beruhigung der Situation zwischen Polizei und Gegendemonstranten beitragen kรถnnte. Am 24. April meldete NoLegida auf ihrer Facebookseite: โ€žWir sind zurรผck vom Kooperationsgesprรคch und haben gute Neuigkeiten. Die wichtigste zuerst: Die Polizei ist ebenfalls der Meinung, dass der absolut รผberwiegende Teil unserer Proteste friedlich war und sie uns auch keinen Vorwurf machen.โ€œ

So sei auch die Polizei eher auf der Linie, selbst von รœbergriffen in ihren Reihen wenig zu halten. Einig ist man sich darin, dass das nicht das Bild der Proteste prรคgt. Auch โ€ždie einzelnen Desperadosโ€œ in den Reihen der Gegendemonstranten wรผrden NoLegida nerven. Zudem wurden heute Demonstrationen in Hรถr- und Sichtweite von Legida genehmigt.

Legida mit rund 500 Teilnehmern am 20. April vor dem Bundesverwaltungsgericht auf dem Simsonplatz. Foto: L-IZ.de
Legida mit rund 500 Teilnehmern am 20. April vor dem Bundesverwaltungsgericht auf dem Simsonplatz. Foto: L-IZ.de

Ermittlungen von Amts wegen und eine Strafanzeige

Mittlerweile hat die Leipziger Staatsanwaltschaft gegenรผber L-IZ.de bestรคtigt, dass wegen einer Berรคumung einer Blockade am 20. April ein Ermittlungsverfahren von Amtswegen gegen mindestens einen Beamten angelaufen sei und darรผber hinaus eine Strafanzeige deshalb eingegangen sei. Bei dieser dรผrfte es sich um die von Marco Bรถhme (Sรคchsischer Landtagsabgeordneter der Linkspartei) handeln.

Ricardo Schulz, Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig: Es โ€ž โ€ฆ liegt bisher eine Anzeige im Zusammenhang mit dem MDR-Beitrag vom 20.04.2015 vor, den auch die L-IZ bereits aufgegriffen hat (LIZ vom 21.04.2015 โ€œPolizeigewalt: Einfach mal reintretenโ€). Dieses Verfahren wurde durch die Polizei von Amts wegen eingeleitet. Gegenstand dieses Verfahrens gegen einen Polizeibeamten ist der Tatvorwurf der versuchten Kรถrperverletzung im Amt. Es ist bisher nicht bekannt, ob tatsรคchlich eine Person durch den in dem Beitrag zu sehenden mutmaรŸlichen FuรŸtritt getroffen und wenn ja, ob diese dadurch verletzt wurde. Eine Anzeige durch einen mรถglichen Geschรคdigten oder sonst durch Dritte in diesem Zusammenhang gibt es bisher nicht.โ€œ

โ€žWeitere Anzeigen im Zusammenhang mit dem Kundgebungsgeschehen vom 20.04.2015 liegen der Staatsanwaltschaft bisher nicht vorโ€œ, so Schulz am Donnerstag, 23. April gegenรผber L-IZ.de. Auch die Polizeidirektion meldete sich am gleichen Tag mit dem Statement zurรผck: โ€žDie Polizei setzt sich im Nachgang kritisch mit der Rรคumung dieser Blockade und dem Vorgehen dieses Polizeibeamten auseinander. Aufgrund des Filmmaterials wurde ja bereits eine Anzeige vom Amts wegen erstattetโ€œ, so Sprecher Uwe Voigt.

Nachdem einige selbsternannte โ€žErmittlerโ€œ und Legida-Sympathisanten bei Facebook behauptet hatten, der Vorstandssprecher der Grรผnen Sachsen, Jรผrgen Kasek, habe am 20. April eine Polizeibeamtin angegriffen, darf man diesen Vorwurf nach der Antwort seitens der Polizeidirektion Leipzig in die Reihe der รผblichen Mythen rings um das Demogeschehen bei Legida einreihen. โ€žEinen Vorgang betreffend aus der Gegendemo von Herrn Kasek ist uns nicht bekanntโ€œ, so Uwe Voigt zu einem angeblichen Vorfall, welchen jeder Beamte zur Anzeige gebracht hรคtte. Welche wie auch der unterstellte รœbergriff seitens Kaseks aber ausblieb.

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Es gibt 2 Kommentare

Wer gerne wissen mรถchte, wo die NPD-Typen, wie der Steffen Thiel, so vor inzwischen fast 7 Jahren waren.
(Das ist der, der da โ€œBeim Sturm auf die Psychiatrieโ€ am 29. Januar 2022 mit angefรผhrt hat:
.l-iz.de/leben/gesellschaft/2022/01/spazierengehen-in-leipzig-dumm-gelaufen-video-431625)

AuรŸer dem verlinkten Text des Panorama-Beitrages (daserste.ndr.de/panorama/archiv/2015/Hitler-der-Wohltaeter-Besuch-bei-Auschwitz-Leugnern-,holocaustleugner102.html),
gibt es auch noch das Panorama-Video vom 24.04.15 dazu:
โ€œWohltรคter Hitler: Besuch bei Auschwitz-Leugnern | Panorama | NDR
Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck und NPD-Politiker Hans Pรผschel versuchen die Massenvernichtung der Juden zu negieren.โ€
https://www.youtube.com/watch?v=FfcoxBFpwQU

โ€œMit im Saal auch weitere NPD-Politiker, darunter Landesvorstandsmitglied Steffen Thiel, der unlรคngst die Proteste gegen das Flรผchtlingsheim in Trรถglitz organisiert hatte.โ€

Trรถglitz, wer erinnert sich noch? Das war der erste, medial bekannt gewordene Fall, wo ein Kommunalpolitiker gegen den rechten Mob aufgeben musste. Auch weil er nicht geschรผtzt wurde.
zeit.de/politik/deutschland/2019-01/troeglitz-afd-npd-bedrohte-politiker/komplettansicht

โ€œDie heute hinzugezogenen Einheiten aus Niedersachsen jedenfalls machten einen entspannteren Eindruck โ€“ auch wenn einige sich erst einmal mit kleinen Wegkarten orientieren mussten.โ€

Weshalb war beim โ€œSpaziergangโ€ von Legida ein GroรŸaufgebot von 1.000 Polizisten, die sogar aus Niedersachsen โ€œeingeflogen wurdenโ€, erforderlich? Doch nicht wegen der geringen Anzahl der Teilnehmern bei Legida? Es war doch absehbar, dass diese Teilnehmerzahlen in Leipzig immer weiter zurรผckgehen. Wer diesbezรผglich andere Prognosen aufgestellt hat, war bzw. ist doch von allen guten Geistern verlassen.

Die L-IZ hat oftmals sehr interessante Interviews โ€“ eingeschlossen meine Darlegungen โ€œFinanzrevisor Pfiffig im Interviewโ€ โ€“ gemacht und verรถffentlicht, die auf groรŸes Interesse (teilweise bundesweit) gestoรŸen sind. Gratulation!

Wie wรคre es damit, an diese Erfolge anzuknรผpfen, und ein bis zwei Interviews mit verantwortlichen Personen zu fรผhren, die den Normalbรผrger (wie mir) erklรคren, weshalb nach wie vor dieser (nach meiner Ansicht unverhรคltnismรครŸige) Aufwand erforderlich ist. Ich setzte diesen unverhรคltnismรครŸigen Aufwand mit der Verschwendung von Steuergeld gleich.

Ein sehr geschรคtzter Interviewpartner kรถnnte beispielsweise der Polizeiprรคsident, Herr Merbitz, sein. Auch der Innenminister wรคre sicher sehr gerne bereit, den Leserinnen und Lesern der L-IZ diesbezรผglich aufklรคrende Hinweise zu geben.

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