Die registrierte Arbeitslosigkeit in Leipzig ist im April um 333 auf 25.538 gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es sogar 2.226 Arbeitslose mehr. „In Leipzig ist die Arbeitslosigkeit in diesem April leicht angestiegen, was für den Frühling eher untypisch ist. Wir sehen aber gleichzeitig auch eine hohe Dynamik am Leipziger Arbeitsmarkt, was an den gestiegenen Abmeldungen in Arbeit zu erkennen ist“, sagt Steffen Leonhardi zur Vorstellung der lokalen Arbeitsmarktzahlen für den April 2024.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig betont: „Zudem setzen die Unternehmen weiterhin auf die Ausbildung von Nachwuchskräften. Von den bereits über 2.100 gemeldeten Lehrstellen sind für den Beginn in diesem Sommer noch über 1.300 unbesetzt. Ich appelliere daher an alle jungen Menschen in unserer Region, diese Chance zu nutzen und sich bei uns zu melden, um eine solide Basis für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben zu schaffen.“

Besonders junge Berufsanfänger betroffen

Der Blick auf die Statistik der Jugendarbeitslosigkeit zeigt, dass nach dem Auslaufen der Corona-Pandemie die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) von 2.281 im Jahr 2021 deutlich auf 1.670 im Jahr 2022 zurückging. Doch seitdem sind gerade Jugendliche von der Zurückhaltung der Unternehmen neue Leute einzustellen besonders betroffen. Mit 2.521 arbeitslosen Jugendlichen ist inzwischen ein neuer Spitzenwert erreicht.

Zur Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Es geht also nicht nur darum, dass junge Leute in Ausbildung kommen. Es geht auch darum, dass sie nach dieser Ausbildung auch in Arbeit übernommen werden. Und damit tun sich ganz offensichtlich viele Unternehmen aktuell schwer.

Was auch an der Zusammensetzung der angebotenen freien Stellen abzulesen ist. Denn der Löwenanteil der freien Stellen wird wieder von Zeitarbeitsfirmen angeboten. Das sind aber nicht unbedingt die Arbeitsverhältnisse, mit denen junge Leute ins Berufsleben einsteigen möchten.

Von noch 8.100 als frei gemeldeten Stellen wurden Ende April 3.018 in Zeitarbeit angeboten.
Und so fasst auch die Arbeitsagentur die Angebotsentwicklung im April zusammen: „Der Großteil der neu gemeldeten Stellenangebote im April kam aus der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (270 neue Stellen), den Wirtschaftsabschnitten der Arbeitnehmerüberlassung (188 Stellen) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (158).

Besonders viele Stellen sind derzeit in folgenden Wirtschaftsabschnitten im Bestand: Arbeitnehmerüberlassung (3.082 Stellen), Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (1.205) und Gesundheits- und Sozialwesen (632).“

Zusammensetzung der aktuell angebotenen freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Die Zusammensetzung der aktuell angebotenen freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Auffällige Rückgänge in den drei Großstädten

Damit entwickelt sich der Leipziger Arbeitsmarkt aktuell übrigens gegen den Trend am sächsischen Arbeitsmarkt.

Im April 2024 waren sachsenweit rund 139.000 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet – 1.600 weniger als im März. Damit liegt die Arbeitslosenquote weiter bei 6,6 Prozent. Im Vergleich zum April 2023 sind aktuell 8.000 mehr Menschen in den Arbeitsagenturen und Jobcentern arbeitslos gemeldet. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 6,2 Prozent.

„Im April ist die Arbeitslosenzahl zurückgegangen. Das ist erfreulich und auf die leichte Frühjahresbelebung zurückzuführen. Mit einem Minus um 1.600 ist der Rückgang allerdings überschaubar und einer der geringsten der letzten Jahre“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).

„Angesichts der nach wie vor gedämpften Stimmung in der sächsischen Wirtschaft ist diese Entwicklung dennoch positiv. Denn immerhin haben über 10.000 Menschen allein im April eine neue Arbeit aufgenommen und ihre Arbeitslosigkeit dadurch beendet. Das belegt, dass die Betriebe trotz der globalen Herausforderungen weiter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen – besonders wenn es um die begehrten Fachkräfte geht.“

Aber auch die sächsische Arbeitsagentur bemerkte den ungewöhnlichen Trend: „Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist gleichzeitig in allen drei kreisfreien Städten zu verzeichnen, den kräftigsten in der Stadt Leipzig (plus 333 oder plus 1,3 Prozent).“

Und noch deutlicher werden die Veränderungen am Arbeitsmarkt, wenn die Landes-Arbeitsagentur darauf verweist, dass es in vier Sektoren übers Jahr (Januar 2023 bis Januar 2024) sogar deutliche Beschäftigungsrückgänge gab, obwohl in allen vier Sektoren Arbeitskräfte gesucht werden. So verlor das sächsische Baugewerbe 2.100 Beschäftige, die Arbeitnehmerüberlassung (Zeitarbeit) 2.500, im Sektor Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz waren es sogar 3.100 und im verarbeitenden Gewerbe 4.500.

Die Entwicklung der angebotenen freien Stellen im Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der angebotenen freien Stellen im Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig waren im April mit 8.100 Arbeitsstellen so wenige gemeldet wie seit 2021 nicht mehr. Gegenüber März ist das ein Rückgang von 402 oder 4,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.266 Stellen weniger (-13,5 Prozent). Und auch die Arbeitgeber meldeten im April – nur – 1.182 neue Arbeitsstellen, das waren 367 oder 23,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Der April-Arbeitsmarkt in Leipzig in Zahlen

Im April meldeten sich 7.023 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, das waren 660 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 6.738 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 1.201 mehr als im April 2023.

Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im April 7,6 Prozent; vor einem Jahr hatte sie sich auf 7,1 Prozent belaufen. Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.521 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 310 bzw. 14,0 Prozent höher.

Im April 2024 waren in Leipzig 6.869 Frauen und Männer ab 50 Jahren arbeitslos, 590 bzw. 9,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Auch die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Im April 2024 waren 6.933 Menschen langzeitarbeitslos, 87 mehr als im März 2024. Im Vergleich zum April 2023 entspricht dies 576 Langzeitarbeitslose bzw. 9,1 Prozent mehr.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB III von März auf April um 50 auf 8.557 Personen gestiegen. Das waren 649 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im April 2,6 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 2,4 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB II von März auf April um 283 auf 16.981 Personen gestiegen. Das waren 1.577 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im April 5,1 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,7 Prozent.

In Leipzig gab es im April 31.366 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 410 weniger als im Vormonat und 10 mehr als im Vorjahr. Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 39.886 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies einer Abnahme um 457 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl um 260 Personen an.

Krieg in der Ukraine

Im April waren im Jobcenter Leipzig 4.912 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet, 16 Personen weniger als im Vormonat. Darunter waren 1.643 Personen als arbeitslos registriert. Dies entspricht einer Senkung von zwei Personen im Vergleich zum Vormonat.

Der Ausbildungsmarkt

Im April waren 2.150 freie Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das sind 431 weniger als im Vorjahresmonat. Gegenwärtig sind davon noch 1.301 Ausbildungsstellen unbesetzt. Dem stehen 1.787 Bewerberinnen und Bewerber auf einen Ausbildungsplatz gegenüber. Dies entspricht einem Rückgang von 108 Ausbildungssuchenden gegenüber dem Vorjahresmonat. Von diesen sind derzeit 980 noch unversorgt.

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