Im Mai beschloss die Dienstberatung des Oberbürgermeisters, das Berichtswesen des Amtes für Statistik und Wahlen vollkommen umzukrempeln. Das Amt für Statistik und Wahlen wurde dabei beauftragt, eine neue Veröffentlichungsreihe „Analysen zur Stadtgesellschaft“ für Einzelpublikationen zur Online-Veröffentlichung aufzulegen. Dafür sollten die einstmals umfangreichen Quartalsberichte eingedampft werden. Was inzwischen auch erfolgt ist.
Ziel sei es, so die Verwaltung, „Führungsspitze, Stadtverwaltung, Stadtrat sowie Stadtgesellschaft zeitnah mit aktuellen Befunden und Entscheidungsgrundlagen zu versorgen.“
„Die Beiträge werden kontinuierlich thematisch gebündelt. Diese Themenbände werden dem Oberbürgermeister in regelmäßigen Abständen als Informationsvorlage vorgelegt. Beiträge, die die Aufgabenbereiche einzelner Dezernate betreffen, werden in Abstimmung mit den zuständigen Fachämtern erstellt. Beiträge mit potenziell kontroversen Gegenstandsbereichen werden dem Oberbürgermeister als gesonderte Informationsvorlage zur Freigabe vorgelegt“, heißt es in der Entscheidungsvorlage weiter.
„Die unter 1) genannte Reihe löst die Beitragspublikation im Rahmen des Statistischen Quartalsberichts ab. Der Statistische Quartalsbericht wird auf einen Datenreport zum zurückliegenden Quartal begrenzt und umfasst wie bisher eine Kurzumschau zu aktuellen Themen sowie die statistischen Quartalszahlen insbesondere zu Demografie, wirtschaftlicher Entwicklung und Arbeitsmarkt. Die Veröffentlichung des Quartalsberichts erfolgt unmittelbar nach Quartalsende nach Erhalt der statistischen Kennziffern durch die Datenlieferanten wie z.B. das Statistische Landesamt Sachsen als Informationsvorlage.“
Ein erster „dünner“ Quartalsbericht
Genauso ist es gekommen. Auch wenn die Reihe „Analysen zur Stadtgesellschaft“ noch nicht gestartet ist.
Aber der Quartalsbericht II für 2023 liegt nun vor, mit den aktuellen Quartalszahlen und „einer Kurzumschau zu aktuellen Themen“.
Eins dieser Themen betrifft die aktuelle Heizungsdebatte. Oder das, was deutsche Boulevardmedien daraus gestrickt haben, nachdem ein eifriger Regierungsmitarbeiter nichts Eiligeres zu tun hatte, als die Rohfassung des Gebäudeenergiegesetzes an die „Bild“-Zeitung durchzustechen, die daraus dann eine Kampagne gemacht hat.
Die Wirkungen dieser im Frühjahr gestarteten Kampagne freilich bilden die Zahlen aus dem Amt für Statistik und Wahlen noch nicht ab. „Noch keine Wende in den Baugenehmigungen sichtbar“, titelt der Kurzbericht aus dem Amt für Statistik und Wahlen. Was so nicht ganz zutrifft.
Noch kein Durchbruch zu sehen?
„Für Bauherrinnen und Bauherren sollte es viele gute Gründe und Anreize geben, beim Bau eines neuen Wohngebäudes auf erneuerbare Energien und auf Wärmepumpen zu setzen. Ab dem 1. Januar 2024 soll nach aktuellem Gesetzesentwurf möglichst jede neu eingebaute Heizung mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden. Grund genug, um auf die aktuellen Baugenehmigungen und die primären Heizenergien zu schauen und die Frage zu stellen, ob Bauherrinnen und Bauherren bereits heute verstärkt auf erneuerbare Energien in der Bauplanung setzen“, heißt es im Bericht.
„Aktuell lässt sich bei den Baugenehmigungen jedoch noch kein Durchbruch erkennen. Im Jahr 2022 stellt bei 30,1 Prozent der genehmigten Bauanträge die Gasheizung die primäre Wärmequelle dar. Im ersten Halbjahr 2023 sank der Anteil der Gasheizungen zwar auf 28,2 Prozent, liegt damit jedoch über dem Niveau des ersten Halbjahres 2021 (18 Prozent) und 2022 (22,73 Prozent).“
Was den Autoren des Beitrags dann zu der Einschätzung bringt: „Der Anteil der umweltfreundlichen Wärmepumpen (Erd-/Luft-/Wasserwärme) nimmt seit 2021 einen rückläufigen Trend. Während im ersten Halbjahr 2021 bereits jedes zweite genehmigte Gebäude mit Wohnnutzung mit einer Wärmepumpe geplant wurde, liegt der Anteil aktuell nur noch bei 31 Prozent (23 Prozent im 1. Halbjahr, 37 Prozent im 2. Halbjahr) und damit deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre von 43 Prozent. Zugenommen hat dagegen der Anteil der Fernwärme.
Fast jedes dritte Gebäude mit Wohnnutzung, das im ersten Halbjahr 2023 genehmigt wurde, soll mit Fernwärme beheizt werden (Mittelwert 2013–2023: 16,5 Prozent). Angesichts der Preissteigerungen für Wärmepumpen, aber auch für andere Heizungsarten, stellt der Anschluss an die Fernwärmeversorgung für die Bauherren eine kostengünstige Alternative dar, zumindest was die Baufertigstellungskosten anbelangt. Denn bei einem Anschluss an die Fernwärme entfallen zum Beispiel die Kosten für die Anschaffung eines Heizkessels und der Bau eines Heizraums.“
Eigenheime in der Flaute
Doch das allein erklärt den Rückgang bei den Wärmepumpen (Umweltthermie und Geothermie) nicht. Denn den Rückgang konstatiert der Autor ja seit Anfang 2022. Und das fällt direkt zusammen mit der sich verschärfenden Krise in der Bauwirtschaft und den drastisch steigenden Preisen für Immobilien, die auch schon der Leipziger Grundstücksmarktbericht 2022 feststellte. Die Preise für Einfamilienhäuser sind drastisch gestiegen, die Kauffälle aber gesunken.
So sank die Zahl def genehmigten Wohngebäude von 458 im Jahr 2019 auf 444 im Jahr 2020 und 299 im Jahr 2021. Darin enthalten waren auch die Zahlen zu den neu gebauten Ein- und Zweifamilien-Häusern, die von 276 im Jahr 2020 auf 176 im Jahr 2021 regelrecht abstürzten. Und das noch vor den heftigen Entwicklungen im Jahr 2022.
Und da kommt das Wärmepumpen-Phänomen ins Spiel, denn der Eigenheimbau war bislang immer die Domäne für den Einbau von Wärmepumpen. Nicht der Mehrfamilienhausbau.
Dort wieder liegt es nahe, die neu gebauten Mehrfamilienhäuser von Anfang an ans Fernwärmenetz der Stadtwerke Leipzig anzuschließen. Oder sie direkt ans Gasnetz der Stadtwerke anzuschließen, wenn Fernwärme noch nicht anliegt. Der Ausbau des Fernwärmenetzes ist eines der wichtigsten Projekte der Stadtwerke in der Leipziger Wärmewende.
Und so zeigen die Zahlen zu Leipzigs Wärmepumpen eben nicht die Folgen des völlig verpeilten Zanks um das neue Gebäudeenergiegesetz, sondern die Krise im Wohnungsbau, die eben auch vielen potenziellen Erwerbern von Eigenheimen erst einmal gründlich die Suppe verhagelt hat.
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