Irgendwie hat Legida das Glück verlassen. Erst schrumpft die Bewegung Woche um Woche vor sich hin und nun möchte auch niemand mit ihnen zu tun haben. Erst wandte sich der 1. FC Lokomotive gegen die Nennung des Vereinsnamens in Verbindung mit Ordnern von Legida, dann lehnte (nicht wirklich) der Leipzig. Courage zeigen e.V. eine Spende von 150 Euro ab. Was Silvio Rösler hörbar erboste, wollte er doch Gutes tun. Nun verkündete er gestern, die Spende ginge nun an die ehrlich arbeitenden Leute vom Leipziger Behindertenverband.
Heute findet sich diese Ansage auch auf der Facebookseite der Leipziger gegen die Islamisierung. „Die 150-Euro-Spende an den Leipziger Behindertenverband, bezahlt aus privaten Geldern des Orgateams, ergehen im Laufe der Woche an den Empfänger.“ Auf Nachfrage von L-IZ.de zeigte sich der „Empfänger“ eher überrascht und reagierte umgehend. Der Geschäftsführer des Behindertenverband Leipzig e. V., Gunter Jähnig: „ … überrascht und irritiert erhielt ich Ihre Mail. Zunächst kann ich Ihnen nur sagen, dass es mit mir und dem BVL keinerlei Absprachen gab. Durch ein solches Angebot liegt es natürlich nahe, dass wir instrumentalisiert werden sollen, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass der Erstbedachte nach Information aus der LVZ von gestern abgelehnt hatte und die Spende an einen Opferverein weiterleiten wollte.“
Womit Jähnig den Vorgang – im Unterschied zu Silvio Rösler – richtig erfasst hat. Der Leipzig. Courage zeigen e.V. hatte nämlich einen Verwendungszweck für das unverhoffte 150 Euro-Angebot angegeben, welchen die Legida-Macher offenbar nicht mochten. In einem offiziellen Statement schrieben sie auf ihrer eigenen Webseite: „Der Verein Leipzig. Courage zeigen e.V. nimmt Spenden von Initiativen und Privatpersonen entgegen, die unsere Satzungsziele von Toleranz und Weltoffenheit teilen. Für den Fall, dass wir von Organisationen, die diesen Zielen nicht entsprechen, unaufgefordert Spenden erhalten, werden wir diese Spenden an hilfsbedürftige Asylsuchende und Flüchtlinge weitergeben.“
Wer die Spende umwidmet, wird beschimpft
Daraufhin nannte Rösler bei seiner gestrigen Ansprache die Macher des Festivals gegen Rechts (wie gewohnt am 30. April ab 16 Uhr, Marktplatz, u. a. mit Keimzeit und Clueso) „staatlich geförderte Ganztagsrevoluzer“ und kündigte an, das Geld nun „einem deutschen Wohltätigkeitsverein, hier dem Leipziger Behindertenverband“ zu spenden. „Ein großes Kompliment und unsere allergrößte Hochachtung“ richtete Rösler auch an Gunter Jähnig persönlich aus und beschrieb die beschwerliche Arbeit, welche der Verein und dessen Gründer Jähnig seit Jahren leistet.
Nachdem Silvio Rösler die Arbeit seines Vereins in den letzten 25 Jahren ausführlich gelobt hatte, verweist Jähnig heute reichlich konsterniert auf die Satzung und das Leitbild des Behindertenverbandes Leipzig. „Die Satzung des BVL besagt, dass wir parteienunabhängig, überkonfessionell und weltanschaulich offen sind. Aufgrund der geschilderten Situation und der Zusammenhänge scheint mir dieser Grundsatz jedoch nicht ganz gewährleistet zu sein. Obwohl wir in unserer Arbeit zwingend auf Spendenmittel angewiesen sind, halten wir uns an unsere Satzung und an unser Leitbild “EINANDER VERSTEHEN – MITEINANDER LEBEN”.“
Und schlägt nun seinerseits nochmals die Idee des Leipzig. Courage zeigen e.V. vor: „Die Idee mit dem Opferverband könnte da doch ein Zeichen des Miteinanders setzen. Wir können unsere Gesellschaft nur im gegenseitigen Verstehen und dem Miteinander in die Zukunft gestalten. Menschen mit und ohne Behinderungen, junge und ältere Menschen sowie Menschen die hier geboren wurden und Menschen, die bei uns Schutz suchen müssen, da sie in ihren Herkunftsländern verfolgt werden.“
Damit beginnt für Silvio Rösler eine neue Suche. Mittlerweile darf man sich schon fragen, wem er seine 150 Euro nun offerieren möchte – vielleicht und zur Überraschung aller Beobachter mal mit etwas Humor begabt, findet Legida ja noch den Weg hin zu einer der vielen ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen in Leipzig?
Hier gibt es eine erste Anlaufstelle: www.fluechtlingsrat-lpz.org/index.php/arbeitsgebieteprojekte/patenschaftsprogramm
Möglichkeit 2: Auf L-IZ.de: Leipzigerin setzt sich in Gambia für Kinder ein
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