Ein Prestigeprojekt der Leipziger Wasserplaner hat sich in seinen Kosten gerade verdoppelt. FĆ¼r den Stadthafen Leipzig am ElstermĆ¼hlgraben ist ein geƤnderter Bau- und Finanzierungsbeschluss notwendig. Dies geht aus der Sitzung der Verwaltungsspitze hervor. Grund ist eine Kostensteigerung von 7,5 Millionen Euro auf insgesamt rund 14,75 Millionen Euro, die insbesondere auf die Baukostensteigerungen seit 2018, eine erhƶhte Nachfrage nach Bauleistungen, steigende Energie- und Materialkosten sowie instabile Lieferketten zurĆ¼ckzufĆ¼hren ist.
Das Ganze hat eine lange Vorgeschichte. Noch 2004 suchte die Stadt fĆ¼r den Bau des Stadthafens einen privaten Investor, konnte aber keinen finden, sodass 2009 erstmals daran gedacht wurde, den Stadthafen selbst zu bauen. Ein Projekt, das sich dann erst 2017 konkretisierte, als fĆ¼r den Bau des Hafenbeckens 4 Millionen Euro kalkuliert wurden. Weil aber noch Fƶrdermittel in Aussicht waren, musste 2019 neu geplant und beschlossen werden. Da waren es dann 7,2 Millionen Euro, die der Bau des Stadthafens kosten wĆ¼rde. 90 Prozent davon gefƶrdert von Freistaat.
Baubeginn sollte 2020 sein. Aber daraus wurde dann das Jahr 2022. Mit den nun sichtbar werdenden Folgen.
āVon den aktuell veranschlagten Kosten fĆ¼r das Gesamtprojekt sind bis zu 90 Prozent der anrechenbaren Kosten fƶrderfƤhig. Der stƤdtische Eigenanteil soll vollstƤndig im Rahmen der geschlossenen Konzession zum Betrieb und der Bewirtschaftung des Hafens refinanziert werdenā, teilt die Stadt mit.
Der geƤnderte Bau- und Finanzierungsbeschluss zum Stadthafen.
In der Vorlage klingt das noch deutlich vorsichtiger: āNach GesprƤchen mit der Fƶrdermittelbehƶrde ist die Fƶrderung der begrĆ¼ndeten Mehrkosten mƶglich. Die Fƶrderquote betrƤgt voraussichtlich ebenfalls 90 % der fƶrderfƤhigen Kosten, die Eigenmittelquote 10 %.ā
Und beantragen kann man die zusƤtzlichen Fƶrdergelder erst, wenn die Ausschreibungsergebnisse vorliegen. āAlle Planungsfortschreibungen wurden bereits gegenĆ¼ber der Fƶrdermittelbehƶrde angezeigt und durch diese die grundsƤtzliche Mƶglichkeit der Nachbeantragung bestƤtigt. – Der konkrete Antrag zur Fƶrderung der Mehrkosten soll auf Grundlage der Submissionsergebnisse erfolgen.ā
BĆ¼rgermeister zeigt sich zuversichtlich
āIch bin zuversichtlich und dankbar, dass die Fƶrdermittelbehƶrde weiterhin die den erhƶhten Kosten angepasste Fƶrderung zusagtā, sagt Leipzigs UmweltbĆ¼rgermeister Heiko Rosenthal. āWir halten daran fest, hier Schritt fĆ¼r Schritt einen lebendigen Ort mit urbaner HafenatmosphƤre zu entwickeln. Die Refinanzierung der Eigenmittel ist weiterhin gegeben, wird jedoch einen lƤngeren Zeitraum umfassen.ā
Dazu heiĆt es in der Vorlage: āDurch die prognostizierten Konzessionszahlungen kƶnnen Einnahmen durch die Stadt Leipzig erzielt werden, die eine Refinanzierung der Eigenmittel ermƶglichen. Des Weiteren werden Folgekosten zur Unterhaltung und Pflege des Areals fĆ¼r die Stadt Leipzig durch Ćbertragung eines GroĆteils dieser Leistungen auf den Konzessionsnehmer deutlich reduziert.ā
Da ist die Frage: Wie viel Geld lƤsst sich eigentlich mit der Bewirtschaftung des Stadthafens erwirtschaften?
Das ist so auch der Vorlage nicht zu entnehmen.
Dort findet man dann freilich die zusƤtzlich anfallenden Kosten fĆ¼r die Stadt, wenn der Stadthafen erst einmal gepflegt und gewartet werden muss. Allein die Wartung des Hafenbeckens wird mit 8.400 Euro pro Jahr veranschlagt, die Gesamtkosten fĆ¼r ein Jahr werden sich auf 44.900 Euro belaufen.
Und dazu kommen noch regelmƤĆige BauwerksprĆ¼fungen und die Entschlammung des Hafenbeckens alle fĆ¼nf Jahre, beginnend fĆ¼nf Jahre nach Fertigstellung (2031). Die wird mit jeweils 45.000 Euro kalkuliert.
Fertigstellung kƶnnte 2026 sein
Dass hinter den HafenplƤnen noch immer das alte Wassertouristische Entwicklungskonzept (WTNK) von 2006 steckt, klingt an, wenn die Stadt schreibt: āDer Stadthafen soll zum kĆ¼nftigen HerzstĆ¼ck des Touristischen GewƤsserverbundes ausgebaut werden. Dies umfasst die Herstellung des Hafenbeckens, die Errichtung des BrĆ¼ckenbauwerkes, die Absenkung der AuĆenmole, die Errichtung der umlaufenden Infrastruktur einschlieĆlich Krananlage, die Steganlagen und die Bepflanzung und sonstige Ausstattung.ā
Die vorbereitenden MaĆnahmen am Stadthafen Leipzig sind abgeschlossen. Die AusfĆ¼hrungsplanung fĆ¼r den Ausbau des Areals liege nunmehr auch vor, teilt die Stadt mit. Eingeflossen seien Abstimmungen mit dem Investor sowie Ćnderungen in der barrierefreien ErschlieĆung und der ZugƤnglichkeit des GelƤndes zwischen Friedrich-Ebert-StraĆe, KƤthe-Kollwitz-StraĆe, SchreberstraĆe und dem ElstermĆ¼hlgraben.
Wobei es sich hier nicht um einen Investor handelt, sondern um den KonzessionƤr, der am Hafenbecken dann die von ihm benƶtigten GebƤude und Anlagen errichtet.
Der Stadtrat muss freilich noch Ć¼ber die deutliche Kostenerhƶhung fĆ¼r den Hafen entscheiden. Bei Beschluss verschiebt sich auch die Fertigstellung des Stadthafens Leipzig voraussichtlich um rund ein Jahr auf Mitte 2026, so die Meldung der Stadt.
Es gibt 3 Kommentare
NatĆ¼rlich lockt die Fƶrderquote.
Dagegen stehen wichtige Vorhaben in Leipzigs Infrastruktur, die wegen Kostensteigerungen abgeblasen wurden. Ist das nicht pervers, dass die PrioritƤt fĆ¼r solche Projekte offensichtlich hƶher ist als wichtige Infrastruktur?
Wenn es prognostizierte Konzessionszahlungen gibt – dann bitte her mit den Zahlen.
Die GeheimniskrƤmerei lƤsst auf eine unausgegorene Finanzierung schlieĆen.
Wer zahlt dann, wenn der KonzessionƤr nicht ausreichend gibt oder dieser sich nicht um die Bewirtschaftung kĆ¼mmert?
Woher will der KonzessionƤr 45000 Euro im Jahr fĆ¼r die Bewirtschaftung nehmen?
Was fĆ¼r eine sinnlose Verschwendung! Und es ist ja nicht so, daĆ man nicht wĆ¼Ćte, wohin mit dem Geld. An viel zu vielen anderen Stellen reicht es nicht nur vorn und hinten nicht, sondern inzwischen sogar in der Mitte. Und hier heiĆt es: Immer weg damit!
LaĆt das Ding einfach so wie es ist, es funktioniert doch so.
In den HƤnden von H.R. kann ja nichts mehr schiefgehen. Der Mann strotzt nur vor Kompetenz, was er in Vergangenheit berĆ¼hrte wurde stets zu Gold.