Eigentlich hätte alles viel schneller gehen sollen. 2018 zog der vormalige Pächter aus und das Haus zum Arabischen Coffe Baum wurde frei für die umfassende Erneuerung der Installationen. 2020 sollte alles fertig sein, 2021 Gasthaus und Museum wieder eröffnen. Aber daraus wurde nichts, weil die nötigen Fördergelder fehlten. Die wurden erst am Donnerstag, 9. September, ganz offiziell übergeben.
Dazu kam die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, extra nach Leipzig. Immerhin geht es um einen Fördermittelbescheid über eine Million Euro, den Leipzigs Beigeordnete für Kultur, Dr. Skadi Jennicke, überreicht bekam.Die Stadt Leipzig kann nun in den kommenden Jahren endlich die überfällige Teilmodernisierung des traditionsreichen Hauses planen. Die Kosten für die Gesamtmaßnahme werden etwa drei Millionen Euro betragen.
Geplant sind zwei Bauabschnitte: Der erste Bauabschnitt wird vom Freistaat Sachsen mit sogenannten PMO-Fördermitteln in einer Höhe von einer Million Euro unterstützt. Dabei handelt es sich um Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR, die die ostdeutschen Länder und Berlin erhalten. Das sächsische Kabinett hat beschlossen, mit den PMO-Mitteln Investitionen im Bereich der Erinnerungskultur und Gedenkstätten, des Tourismus oder der sächsischen Museumslandschaft zu fördern.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Förderung eines ersten Bauabschnitts die Grundlage für die Wiedereröffnung des Museums im ‚Haus zum Arabischen Coffe Baum‘ legen können. Das Museum bewahrt und vermittelt Objekte aus 300 Jahren Kulturgeschichte des Kaffees. Nach der für das Jahr 2023 geplanten Wiedereröffnung wird das ‚Haus zum Arabischen Coffe Baum‘ ein großer touristischer Anziehungspunkt in Leipzig sein“, sagte Kulturministerin Barbara Klepsch.
Dr. Skadi Jennicke erwiderte: „Der traditionsreiche Coffee Baum gehört zu den charmantesten Geschichtsorten Leipzigs. Wir sind dankbar, dass wir heute für die Modernisierung dieses Hauses umfangreiche Fördermittel erhalten. Diese Unterstützung wird dazu beitragen, dass nach Abschluss der Baumaßnahmen den Besucherinnen und Besuchern wieder eine attraktive Verbindung von Kultur, Historie und Lebensart geboten werden kann. Aufgrund der belegten Besuche Augusts des Starken ist der Coffee Baum auch mit der Geschichte der Landeshauptstadt verbunden und zeigt die Bedeutung der Messestadt Leipzig als wichtiges Schaufenster der sächsischen Kultur.“
Das mit den Besuchen von August dem Starken ist neu. Denn August bestellte zwar seine Schokolade beim Kaffeewirt Johannes Lehmann, der dann Anteile am Haus in der Klostergase erwarb. Aber da hatte Lehmann seinen – gemieteten – Kaffeeausschank noch im Schaafschern Haus am Markt, also quasi in Rufweite des Königs, wenn der im Königshaus zur Leipziger Messe abstieg.
Das Haus in der Klostergasse wurde erst 1718/1719 umgebaut – und weil Lehmann darüber hinstarb, bewirtschaftete seine Witwe das Haus Zum Arabischen Coffe Baum ab 1720, womit es heute eines der ältesten noch existierenden Kaffeehäuser Europas ist. Und dass der kaffeetrinkende Türke überm Portal ein Geschenk des (verliebten) Königs gewesen sei, ist eines der Leipziger Märchen, die die Stadtführer gern erzählen.
Seit 2018 natürlich mit berechtigtem Bedauern, weil seitdem auch das in den oberen Etagen untergebrachte Kaffeemuseum unzugänglich ist, wo praktisch die Kaffeegeschichte Europas und die der Kaffeehäuser anschaulich gezeigt wurde. Und auch wieder wird, wenn das Haus 2023 (hofft man) wieder eröffnet wird.
Das Gebäude „Haus zum Arabischen Coffe Baum“ wurde letztmalig in den 1990er Jahren saniert und instand gesetzt. In den letzten Jahren wurden jeweils 30.000 Besucher pro Jahr im Museum gezählt. Aber auch Leipzigs Kulturdezernat hatte nicht damit gerechnet, dass so eine lange Schließzeit notwendig werden würde. Erst nach der planmäßigen Beendigung der letzten Gastronomieverpachtung zeigte sich, dass ohne eine entsprechende Instandsetzung und Teilerneuerung der Haustechnik das Museum nicht wieder geöffnet und die Gastronomie nicht mehr aufgenommen werden kann.
Es bestehen eine Vielzahl baulicher und haustechnischer Defizite sowie bauhygienische und arbeitsschutzrechtliche Mängel entsprechend heute geltender Normen und Richtlinien. Der Abschluss der Sanierung und die Wiederinbetriebnahme des Museums ist für das Jahr 2023 geplant. Zur Umsetzung der Baumaßnahme hat die Stadt Leipzig im Jahr 2019 einen
Planungsbeschluss gefasst. Der Bau- und Finanzierungsbeschluss befindet sich in der verwaltungsinternen Abstimmung. Die Durchführung der Maßnahme liegt in den Händen des Amtes für Gebäudemanagement der Stadt Leipzig.
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