Schon vor einem Jahr wandte sich die Linksfraktion etwas ratlos an die Leipziger Stadtveraltung mit der Feststellung: „Am Cospudener See gibt es einen kleinen Teil, der als FKK-Bereich ausgewiesen und als solcher auch auf (Rad-)Wanderkarten zu finden ist. Leider sind bereits seit Jahren die entsprechenden Schilder, die dies ausweisen, kaputt bzw. nicht mehr vorhanden, sodass es immer wieder zu Missverständnissen und Anfeindungen kommt.“ Ein Anliegen, das ein Jahr später immer noch im Raum steht. Jetzt hat es die Grünen-Fraktion aufgegriffen.
Die Linksfraktion bekam auf ihre Anfrage damals vom Umweltdezernat die durchaus erhellende Antwort, dass es einen offiziellen FKK-Badestrand am Cospudener See gar nicht gibt: „Es ist nie eine offizielle Ausweisung eines FKK-Badestrandes am Cospudener See erfolgt, es ist auch nicht vorgesehen. Nicht wenige Bürger betreiben FKK, z. B. am ausgewiesenen Hundestrand, am Westufer oder am Ostufer (Stadt Markkleeberg). Dies wurde und wird geduldet.“Da fühlt man sich freilich als nackiger Zeitgenosse besonders wohl, wenn das nur so geduldet wird.
Wenig später fragten Michael Neuhaus und Franziska Riekewald aus der Linksfraktion trotzdem noch mal nach, wie das mit FKK-Stränden an Leipziger Seen überhaupt ist, und bekam zumindest den Hinweis auf den FKK-Strandabschnitt am Kulkwitzer See: „Am Kulkwitzer See ist ein Bereich des Seeufers zwischen der Gaststätte im ,Roten Haus‘ und der Tauchbasis des Tauchsportvereins ,Leipziger Delphine‘ als ,FKK-Bereich‘ ausgeschildert.“
„Ein Freizügigkeitskonzept ist seitens der Stadtverwaltung Leipzig nicht geplant“, teilte ihnen das Umweltdezernat freilich auch noch mit.
Die nächste Badesaison ist also da, die Sache ist mittlerweile auch zu einer Petition gereift, in der beantragt wird, „einen bestimmten Strandabschnitt am Cospudener See ganz offiziell für die ‚Freikörperkultur‘ auszuschreiben“.
Und obwohl der Sommer in vollem Gange ist, die Sommerpause des Stadtrates kurz bevorsteht, ist eine Entscheidung darüber nicht in Sicht, stellt Michael Schmidt, Mitglied des Petitionsausschusses und Grünen-Stadtrat im Leipziger Südwesten, dazu fest.
„Die Sachlage ist eigentlich klar. Seit Bestehen des Cospudener Sees ist dieser ein beliebtes Badegewässer, insbesondere bei FKK-Anhänger/-innen. Diese verteilen sich zwar relativ zwanglos um den gesamten See. Trotzdem gibt es bei vielen Menschen eine gewisse Erwartungshaltung, dass es auch wieder einen Strandabschnitt gibt, an dem durch eine Beschilderung ein FKK-Bereich markiert wird, damit man sich an ein textilfreies Baden und Sonnen halten möge“, sagt Schmidt. Man merkt, dass die Diskussion aus dem Frühjahr 2020 noch präsent ist.
„Dass dies nicht zur Folge hat, dass es an allen anderen Strandabschnitten nicht ebenso möglich sei, halte ich für selbstverständlich. Ein aus meiner Sicht passender Abschnitt wäre am Nordufer zwischen Nordstrand und dem sogenannten Hundestrand am Nordwestufer“, erklärt Schmidt.
Der sich auch sicher ist: In diesem Bereich gab es bereits früher einen FKK-Abschnitt, der jedoch heute so nicht mehr ausgezeichnet ist. Die Folge ist, dass sich zwischen die FKK-Badenden immer mehr Menschen mit Badesachen mischen, was zur Unzufriedenheit der Nacktbadenden führt.
Auf eine Nachfrage der Linksfraktion antwortete die Verwaltung, dass es solche FKK-Kennzeichnungen – auch wenn sich zahlreiche Anwohnende anders erinnern – nie gegeben hätte und man seitens der Stadt kein Freizügigkeitskonzept plane. Zur vor drei Monaten eingereichten Petition wurde lediglich erklärt, dass es sich „um ein komplexes Thema handele, das umfassende Recherchen bedarf“.
„Das ist wirklich ein Witz“, sagt Schmidt. „Ich brauche weder eine Tiefenrecherche noch umfangreiche Konzepte, um einen FKK-Strandabschnitt zu kennzeichnen. Es braucht lediglich etwas Verständnis für die nachvollziehbaren Wünsche der Menschen, die traditionsgemäß einer freizügigen Badekultur frönen, ein paar Schilder und einen großen Hammer. Auf die gegenseitige Rücksichtnahme der dann diesen Strandabschnitt nutzenden Menschen sollten dann alle miteinander Wert legen. Ich erwarte hier eine Entscheidung noch vor der Sommerpause des Stadtrates, statt bis zum Herbst zu warten.“
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