Auch als Journalist fühlt man sich ziemlich oft wie ein Marathonläufer. Die wissenschaftlichen Befunde liegen seit Jahren auf dem Tisch. Aber jahrelang kämpfen selbst die Umweltverbände gegen Windmühlenflügel und gummiartige Widerstände. So wie bei der Rettung von Auenwald und Elsteraue. Da brauchte es erst einen neuen Umweltminister und drei Dürresommer, damit Vernunft endlich auch zu Politik werden kann.
Das lief sogar relativ parallel ab, denn der seit Herbst 2019 amtierende Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) kennt die Probleme der trockengelegten Leipziger Aue aus eigener Anschauung. Im August war er zu einem durchaus prägnanten Vor-Ort-Termin in der Burgaue und brachte auch Leipzigs für Gewässer zuständigen Amtsleiter Rüdiger Dittmar ins Grübeln. Denn einige Widerstände sind in der Leipziger Stadtverwaltung beheimatet, was dann der Leipziger Stadtrat wieder beim neuesten Eiertanz ums Wassertouristische Nutzungskonzept (WTNK) erlebte.
Und das, obwohl eben dieser Stadtrat im Juli die Entwicklung eines Auenentwicklungskonzepts beschlossen hatte, das eigentlich den Verzicht auf etliche der im WTNK verankerten Maßnahmen bedingt hätte.
Auch Stadtrat und Stadtverwaltung müssen jetzt wirklich umdenken. Das ist seit Montag, 23. November, endgültig klar.
Da stellte der Umweltminister ein von (Leipziger) Wissenschaftlern und auch in der Verwaltung Fachverantwortlichen wie Angela Zabojnik und Axel Schmoll erarbeitetes Strategiepapier zur Zukunft des Auwalds vor. Und erstmals formulieren sie darin auch eine Warnung: Wenn nicht schnell gehandelt wird, verliert Leipzig seinen Auwald. Und schnell heißt: mit ersten einschneidenden Maßnahmen bis 2026.
Das Strategiepapier für den Leipziger Auwald
Mit einem Strategiepapier zur Zukunft des Auwalds will das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) die Revitalisierung des Leipziger Auensystems beschleunigen. Im Zuge des von Umweltminister Wolfram Günther angestoßenen Prozesses zur systematischen Rettung des Auwalds haben dreizehn Fachleute aus Wissenschaft, Behörden und Verbänden in einem drei Monate dauernden Prozess das Papier erstellt. Federführend dabei ist das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.
Umweltminister Wolfram Günther sagte zur Vorstellung des Papiers: „Der Auwald ist eine einzigartige Landschaft inmitten einer wachsenden Großstadt. Klimawandel und umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen der zurückliegenden Jahrzehnte bedrohen dieses wertvolle Ökosystem. Wir müssen handeln. Darüber besteht Einigkeit. Mit dem Papier haben wir zum ersten Mal einen umfassenden ökologischen und bereichsübergreifenden Ansatz für die Revitalisierung des Leipziger Auensystems in der Hand.
Damit haben wir jetzt die Chance, die vielen verschiedenen Interessenträger rund um den Auwald hinter einer gemeinsamen Strategie zu versammeln, sprich, Verbände, die beteiligten Kommunen, Landkreise, Landestalsperrenverwaltung, forstliche Nutzer, Landwirtschaft und die vielen anderen Nutzerinnen und Anrainer in und um den Auwald. Ich freue mich darauf, auf Grundlage des Strategiepapiers die Gesundung des Auwalds zu gestalten – gemeinsam mit den regionalen Akteurinnen und Akteuren und mit der fachlichen Begleitung der Autorengruppe.“
Unter der Überschrift „Dynamik als Leitprinzip“ beschreibt das Papier in zehn Thesen die ökologischen Grundprinzipien für den Erhalt der Leipziger Auenlandschaft und ihrer Ökosystemleistungen. Zudem diskutiert das Papier spezifische Herausforderungen für einzelne Lebensräume und formuliert Bedingungen für eine erfolgreiche Revitalisierung.
Das Papier listet mehr als 70 Maßnahmen für die Revitalisierung auf. Neben Sofortmaßnahmen wie Deichentwidmungen, Änderungen im Steuerregime von Auslassbauwerken oder der Anbindung von Altarmen finden sich im Papier auch Maßnahmen, die komplexe planungsrechtliche Voraussetzungen haben beziehungsweise zunächst mit Anrainern und lokalen Interessenträgern abgestimmt werden müssen.
Paradigmenwechsel: Jetzt!
Die Autorinnen und Autoren des Papiers fordern den Vorrang für Naturschutz und Wiederherstellung der ökologischen Leistungsfähigkeit der Auen und treten für einen systemischen Ansatz ein, der die Themen Landnutzung und ökologischer Hochwasserschutz ebenso einschließt wie die Auswirkungen des Klimawandels, die touristische Nutzung des Auwalds und das Thema Abwassermanagement.
Das Papier liefert die Basis für die Realisierung und Bewertung von Sofortmaßnahmen, für ein Gesamtumsetzungskonzept sowie für die Einrichtung eines Naturschutzgroßprojekts im Leipziger Auensystem.
Umweltminister Günther dankte den Autorinnen und Autoren des Papiers und sprach sich dafür aus, an den notwendigen innerbehördlichen Abstimmungsprozess rasch die Diskussion mit Interessenträgern und Betroffenen in und um den Auwald über konkrete Maßnahmen anzuschließen.
Das Papier ist auf der Homepage des Umweltforschungszentrums unter diesem Link abrufbar.
Das unverrückbare Zieljahr: 2027
Welcher Handlungsdruck besteht, wird im Papier sehr eindeutig benannt. Denn auch Sachsen muss bis 2027 die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erfüllen. Dazu heißt es im Papier: „Das Wasserhaushaltsgesetz schreibt gemäß §§ 27 bzw. 29 vor, dass alle Oberflächenwasserkörper bis 2027 mindestens einen guten ökologischen und einen guten chemischen Zu-stand bzw. – bei künstlichen Gewässern – ein gutes ökologisches Potential und einen guten chemischen Zustand aufweisen müssen.
Derzeit erfüllt keiner der Fließgewässer-Oberflächenwasserkörper an der unteren Weißen Elster, der Pleiße, der Parthe, der Neuen Luppe, dem Zschampert, dem Elstermühlgraben und der Alten Luppe diese Anforderungen. Daraus erwächst die Verpflichtung für den Freistaat Sachsen, erforderliche Maßnahmen zur Zielerreichung sehr zeitnah zu ermitteln und umzusetzen.“
Die Formel „sehr zeitnah“ darf man dabei nicht überlesen. Im Maßnahmenprogramm werden dann übrigens die 70 bewerteten Maßnahmen auch unter dem Aspekt der zeitnahen Umsetzung betrachtet. Ganz zu schweigen von der Bewertung, welche Vorhaben völlig gegen den Sinn der Auenrevitalisierung verstoßen. Dazu kommen wir gleich.
Denn ein zentrales Ziel muss unbedingt angesteuert werden: „Die Aue muss wieder in der vollen Breite von ihren Lebensadern durchflossen werden können, die Sohle unnatürlich eingetiefter Fließgewässer muss angehoben werden, die Wasserspiegellagen von Oberflächen- und Grundwasser müssen entsprechend der natürlichen Abfolge von Hoch- und Niedrigwasser wieder ihren auentypischen Amplituden folgen dürfen.“
Ein anderer Umgang mit dem Wald in der Aue
Und dabei muss sich auch der (forstwirtschaftliche) Umgang mit dem Auwald ändern. Denn – so deutlich haben es auch die Leipziger Umweltforscher noch nicht benannt – einige dieser Forstmaßnahmen haben sich nicht bewährt, waren sogar eher schädlich: „Die aktuelle Herausforderung besteht darin, die noch vorhandene herausragende Artenausstattung des Leipziger Auensystems durch einen adäquaten Schutz und eine schonende Pflege in die heutige Zeit, die auch von Klimawandel und zahlreichen Nutzungsansprüchen geprägt ist, hinüberzuretten (Engelmann et al. 2019). Allerdings fehlen dem Auwald seit über 80 Jahren die so wesentlichen Überschwemmungen und auch das Wasserdargebot. Der Auwald degeneriert zunehmend, zeigt Absterbe-Erscheinungen und entwickelt sich zu anderen Auenwald-untypischen Waldgesellschaften trockenerer Standorte.“
Und wenig später liest man dazu: „Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass die Bestände vor allem der Gewöhnlichen Esche sowie auch des Berg-Ahorns künftig stark einbrechen. Einzelne Eschen-Altbestände sind im Leipziger Auwald bereits flächig abgestorben bzw. wurden geerntet, bevor das Holz entwertet und unverkäuflich wurde.
Der Auwald kann bei Fortschreiten dieser Absterbeerscheinungen bis zu 50 % seiner Bestandsgrundfläche an Bäumen oberhalb der Derbholzgrenze (> 7 cm Durchmesser) einbüßen und damit vorübergehend eine im Oberstand offene, parkartige Struktur annehmen. Das Mittelwaldprojekt des Stadtforsts hat gezeigt, dass eine Öffnung des Oberstands derzeit vor allem den Ahorn fördert, der einen dichten Unterstand bilden kann.“
Bislang wurde das Mittelwaldprojekt stets verteidigt. Aber Fakt ist: Es reißt viel zu große Löcher in die Baumbestände, zerstört sensible Biotope und bringt eben nicht der favorisierten Eiche Vorteile, sondern dem gemeinen Ahorn, der trockene Flächen überdies besonders liebt.
„Wahrscheinlich können Spitz- und Berg-Ahorn nur in Kombination mit der Wiederherstellung eines Überflutungsregimes zurückgedrängt werden“, stellen die Forscher fest und benennen auch hier den dramatisch eng gewordenen Zeithorizont: „Dies müsste sehr schnell erfolgen. Zur Stärkung der Widerstandskraft überlebender Altbäume muss der Grundwasserspiegel auf eine für deren Vitalität günstige Höhe steigen und dynamisiert werden.
Dazu muss es mindestens alle fünf Jahre, besser häufiger, durch das natürliche Hochwasserregime wieder zu großflächigen Überschwemmungen kommen. Die Trennung von Fluss und Aue durch die Deiche muss – zumindest stellenweise – unterbrochen werden, damit Überschwemmungswasser wieder in den Auwald ein- und ausströmen kann.“
Was kann und muss jetzt passieren?
Schon in der kurzen Einführung zu den fälligen Maßnahmen benennen die Autor/-innen des Papiers einige kritische Alt-Projekte: „Damit Überschwemmungen eher in den Auwald gelangen können, müssen die Gewässerläufe künftig deutlich breiter und flacher sein. Zudem müssen die Leipziger Gewässerläufe wieder für Geschiebe (Sand und Kies) durchgängig gemacht werden (u. a. kein Stau im Elsterbecken) und die Uferbefestigungen entfernt werden, damit der Fluss seinen Geschiebebedarf auch über Seitenerosion stillen kann.“
Da gibt es dann auch deftige Kritik an dem, was seit den Hochwassern 2002, 2011 und 2013 trotz besseren Wissens alles an Verbau in der Aue investiert wurde.
Was im Grunde eine deutliche Kritik an der gesamten sächsischen Hochwasserpolitik seit 2002 ist, die vor allem auf teure Sperrwerke gesetzt hat, statt die damals schon von den Wissenschaftlern vorgeschlagene Öffnung der alten Flussauen voranzutreiben. Im Klartext könnte man auch sagen: Sachsen hat bei diesem Thema18 Jahre mit völlig falschen Richtungsentscheidungen verplempert.
„Seit dem Hochwasser von 2002 wurden für den technischen Hochwasserschutz in Sachsen mehr als 3,6 Mrd. € für Planungen, Baumaßnahmen und für den Aufbau der LTV ausgegeben“, heißt es im Positionspapier.
„Hiervon wurden viele Millionen auch für Deichertüchtigungen, Spundwände, Instandsetzung von Wehren etc. im Leipziger Auensystem verwendet. Viele dieser Maßnahmen haben indirekt auch die Nutzung des Wassers für Sport, Naherholung und Tourismus gefördert (u. a. konstante Wasserhaltung für die Bootsgängigkeit auch entgegen der Fließrichtung).
Die Menschen in der Region Leipzig haben davon entsprechend profitiert. Gleichzeitig manifestierten oder erhöhten diese Maßnahmen die bestehenden Defizite im Gebietswasserhaushalt und sind damit ursächlich für die ökologische Degeneration der Aue und die mangelnde Resistenz und Resilienz gegenüber dem Klimawandel.“
So deutlich haben die Forscher und Verwaltungsmitarbeiter ihre Kritik an der Leipziger WTNK-Politik bislang noch nicht formuliert.
Und sie sehen die wichtigsten Investitionen der nächsten Jahre ganz bestimmt nicht im Wassertourismus, sondern bei der Rettung der Elsteraue.
„Die Revitalisierung der Aue erfordert einen grundlegenden Umbau des Leipziger Gewässernetzes, insbesondere die Beseitigung der Tieflage und Kanalisierung wichtiger Hauptfließgewässer, da diese wegen ihrer drainierenden Funktion für den fallenden Grundwasserstand in der Aue hauptursächlich sind.
Ebenso notwendig ist es, an rückgestauten Flussabschnitten eine auentypische Dynamisierung der Wasserstände und eine vollständige Durchgängigkeit für Feststoffe und Organismen herzustellen. Dies wird Geld kosten, aber die Kosten für ein Nicht-Handeln dürften bei einem (andauernden) Verlust an Ökosystemleistungen des Leipziger Auensystems noch deutlich darüber liegen und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der hier lebenden Menschen massiv sein.“
Das sind einmal klare Töne.
Und das Hauptproblem ist eindeutig die Neue Luppe, deren Charakter sich schleunigst ändern muss: „Die ursprünglich zur Auenentwässerung angelegte Neue Luppe fungiert nunmehr als Hochflutbett bei Extrem-Hochwasser oder ist bei partiellem Deichrückbau unmittelbarer Teil der offenen Auenlandschaft. Mit höherer Sohl- oder auch abschnittsweise Wasserspiegellage wirkt die Neue Luppe nicht mehr drainierend. Sie fügt sich – genutzt als Mähwiesen, Weidelandschaft oder Abfolge von Senken, Rinnen und Tümpeln – organisch in die Offenlandbereiche der Aue ein.“
Was konkret die Forscher als schnelle Maßnahmen befürworten, findet man dann im Maßnahmenkatalog.
Eine Auswahl:
Verzicht auf Partheüberleitung: Ist sofort möglich. Denn die wird nur gebraucht, wenn jemand die wilde Idee umsetzt, die Alte Elster wieder zu öffnen, die das Wasser der Weißen Elster dann direkt an die Ufer des Klärwerks im Rosental spült. Dort kollidiert es bei Hochwasserlagen mit dem Hochwasser der Parthe, das dann irgendwie wieder zur Neuen Luppe abgeleitet werden müsste.
Bis 2026 leicht möglich: der Einbau einer Sohlsicherung in die Neue Luppe, die den Wasserstand der tief eingeschnittenen Neuen Luppe wieder deutlich heben würde. 1,5 bis 2 Meter Anhebung wären problemlos möglich. Was gleichzeitig den Grundwasserstand im Auenwald erhöhen würde.
Neue Luppe mit partiellem Deichrückbau und Profilanpassung: Die partielle Öffnung der Deiche wäre problemlos bis 2026 möglich – in etwa so, wie es gerade erst am Ratsholzdeich am südlichen Auwald passiert.
Möckernscher Winkel: Deichentwidmung und Öffnung des Auengebietes zwischen Nahle und Neuer Luppe.
Naheauslassbauwerk: „Poldersteuerung überprüfen und aufheben. Zulauf dauerhaft offen lassen. Einstau und schlagartige Flutung durch Poldersteuerung entfallen.“ Also genau das, was die Umweltverbände seit 2011 gefordert haben.
Änderung Steuerung Elsterbecken: Wehrsteuerungen des durchflossenen Beckens zugunsten Nahle und Untere Weiße Elster ändern. Was die Landestalsperrenverwaltung (LTV) umsetzen kann, wenn auch erst mit Zieljahr 2030. Denn klug wäre natürlich, vorher die Sohle von Nahle und Neuer Luppe anzuheben.
Elsterbecken als Flusslandschaft: „Umgestaltung Elsterbecken als Flussauen- und Wiesenlandschaft; mit freiem Abfluss in Nahle (und UWE) als Hauptgewässer.“ UWE ist die Untere Weiße Elster. Und im Punkt davor bewerten die Forscher die Leipziger Pläne, aus dem Elsterbecken ein stillgelegtes Rudergewässer zu machen, als völlig negativ für die Auenrevitalisierung. Während die Verwandlung in einen naturnahen Fluss auch die WRRL unterstützt. Dann entfällt auch die millionenteure Sedimentberäumung und der entstehende Fluss würde die neu anfallenden Sedimente von selbst weitertransportieren und in der Aue als Sandbank ablagern.
Und die Forscher schlagen auch vor, den WTNK-Bootskurs aus dem Floßgraben herauszunehmen und stattdessen eine „alternative bootsgängige Anbindung des Cospudener Sees an das stadtnahe Fließgewässernetz“ zu bauen. Was freilich ein sehr aufwendiges und längerfristiges Projekt ist.
Und als völlig kontraproduktiv werten sie auch das teuerste Filetstück aus dem WTNK: „Wiederherstellung Alte Weiße Elster“ als „bootsgängiger Kanal“.
Dasselbe gilt übrigens für ein weiteres Prestige-Projekt aus dem WTNK, an dem die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland unbeirrt festhält, obwohl schon der erste Vorschlag dazu nicht genehmigungsfähig war: „Kanal zum Markkleeberger See i. V. mit Pleiße-Ausbau“. Das ist die sogenannte Wasserschlange. Eine Zukunft sehen die Umweltforscher nur für die Revitalisierung der Kleinen Pleiße als „Fließgewässer zur Ableitung Überschusswasser Markkleeberger See“.
Grüne beantragen: Leipzigs Verwaltung soll bis 2022 einen Integrierten Gewässerentwicklungsplan vorlegen
Leipziger Zeitung Nr. 85: Leben unter Corona-Bedingungen und die sehr philosophische Frage der Freiheit
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Es gibt 5 Kommentare
Sehr schön, so ein Strategiepapier. Aber sind das jetzt neue Erkenntnisse? Das ist doch alles größtenteils schon Jahre bis Jahrzehnte bekannt, mehrfach geschrieben und besprochen worden. Der Knackpunkt ist doch eher, warum passierte nichts und warum passiert weiterhin nichts? Da wäre doch anzusetzen.
@Michael: Haben sich nicht alle Vereine irgendwann schonmal irgendwo für Auenrevitalisierung ausgesprochen? Daher ist es doch egal, wer davon sich jetzt mehr oder weniger bemüht hat. Die Frage auch hier: wenn viele Vereine immer wieder die ähnlichen und auch vernünftigen Forderungen haben, warum wird das nicht wahrgenommen?
Man darf gespannt sein, was sich bis 2026 tut, oder ob es an der Stelle, wo es schon seit Ewigkeiten klemmt, doch weiter klemmt. An den Vereinen liegt es nicht, die fordern und fordern, klar können die sich jetzt untereinander zanken, wer mehr oder weniger gefordert hat, aber die Stelle, wo es klemmt, sind ja nicht die Vereine, die haben ja nicht zu entscheiden.
Schön, dass Wolfram Günther jetzt als Grüner Umweltminister was bewegen kann.
Freue mich und bin gespannt auf die weitere Umsetzung.
Zur Erinnerung z.B. an die Klage gegen den
“Erlass des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) an die Landestalsperrenverwaltung (LTV) und die Landesdirektionen Leipzig, Chemnitz und Dresden vom 17.03.2010 „Beseitigung von Gefahren für Hochwasserschutzdeiche durch Bäume und Sträucher“ (sog. „Tornadoerlass“)”:
https://www.yumpu.com/de/document/read/21988661/klage-rechtsanwaltskanzlei-wolfram-gunther
PS:
Schon damals hätte es keine “Rumpelstilzchen” gebraucht, sondern gemeinsames Vorgehen aller an unserer lebenswerten Umwelt wirklich Interessierten.
Aber naja, wer sowas im “Stammbuch” zu stehen hat,
wussten schon die Altvorderen, dass man sich davor hüten sollte:
“Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!”
Aber wenn ein selbsternannter Advocatus (wessen auch immer) nicht mal lesen kann 😉
Sehr geehrter Robin W., wieso reden Sie da nur von NuKLA. Letztendlich ist NuKLA nur ein Außenseiter. Warum reden Sie nicht von den anderen Leipziger Verbänden, Ökolöwe, Nabu, Bund, welche sich doch seit zig Jahren um den Erhalt des Auenwaldes bemühen?
Sehr erfreulich, wenngleich auch für mich ziemlich überraschend, dass Professor Wirth, iDIV und UfZ sich offensichtlich den NuKLA-Forderungen zum Leipziger Auwald, die hier in der L-IZ auch am 21. Oktober gebracht wurden (https://www.l-iz.de/melder/wortmelder/2020/10/Presseerklaerung-zu-Forderungen-zum-Leipziger-Auwald-und-dessen-Zukunft-355365?highlight=NuKla), angeschlossen haben und endlich systemische Betrachtungsweisen der Waldökologie anstelle von reduktionistischen und utilitaristischen Sichtweisen der Intensivforstwirtschaft Einzug gehalten haben. Ich hoffe zumindest, dass dies nicht nur ein Stürmchen im Wasserglas ist und fachlich unsägliche Artikel wie “Reiner Prozessschutz gefährdet die Artenvielfalt” und der ganze Lobbyismus für das Stadtforstamt (mit Ernennungen von Förstern der “alten Schule” als Ehrenmitglieder …) und Sachsenforst der Vergangenheit angehören werden. So ganz glauben vermag ich das ja noch nicht, es bleibt spannend!
Und auch erfreulich, dass das Umweltschutzamt und die Leipziger Naturschutzbehörde sich derart äußern, hatte ich als Außenstehender bisher doch den Eindruck, dass zumindest die offiziellen Stimmen von dort sich als willfährige Erfüllungsgehilfen der Forstwirtschaft betätigt haben.
Bei dem städtischen Forstamt in engem Schulterschluss mit dem Ökolöwen und dem NaBu Leipzig hat man allerdings nach wie vor überhaupt nicht das Gefühl, dass dort ein Umdenken in irgendeiner Form stattfindet und so wird man sehen, ob sich die “frontline” der zukünftigen Auseinandersetzungen entscheidend verändern wird. Ich bin sehr gespannt!
Balsam für die geschundene Auwaldseele.
Hoffen wir, dass das Papier auf fruchtbaren Boden fällt.