Seit 2011 gibt es ein Konzept zum Betrieb des Stadtbades, mit dem das Leipziger Liegenschaftsamt beharrlich und völlig vergeblich nach einem Investor für Leipzigs altes Stadtbad sucht. Das Ganze sieht immer mehr nach einer regelrechten Augenwischerei aus. Nachdem der Versuch der Linksfraktion, den aussichtlosen Verkaufsversuch zu beenden, 2013 schon abgeschmettert wurde, wagen jetzt die Grünen einen Vorstoß.

Die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat ihren Antrag „Verkauf des Leipziger Stadtbades stoppen!“ am Montag, 4. Juni, eingereicht, mit dem Ziel, dass das Ausschreibungsverfahren zum Stadtbad in der Eutritzscher Straße 21 aufgehoben und ohne vorherige Zuschlagserteilung beendet wird. Das Leipziger Stadtbad soll dauerhaft im Eigentum der Stadt verbleiben.

Die Grünen sehen die Stadtverwaltung in der Pflicht, dass unter Einbeziehung insbesondere der Sportbäder GmbH und anderer kommunaler Unternehmen sowie in Abstimmung mit möglichen Fördermittelgebern „die Wiederherstellung des öffentlichen Badbetriebes sowie Berücksichtigung von weiteren insbesondere sportlichen und (sozio-)kulturellen Zwecken, Wellness und Wohnen“ bewerkstelligt werden soll.

Mittelfristig stehe auch die Sanierung des Stadtbades unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes an. Und die Gewährleistung einer weitgehenden öffentlichen Zugänglichkeit des Stadtbades halten sie ebenfalls für selbstverständlich. Womit eigentlich jene Intentionen wieder aufgenommen werden, mit denen die Leipziger Wasserwerke nach der Schließung des Stadtbades im Jahr 2004 ihre „Herz Leipzig“-Kampagne starteten.

Natürlich ist es auch für die Grünen ein Sinneswandel. Bislang stand ja die Linksfraktion recht einsam da mit ihrem Vorstoß.

„Nicht nur in unmittelbarer Nähe zum historischen Stadtbad entsteht auf dem Areal des ehemaligen Freiladebahnhofs in den nächsten Jahren ein neuer Stadtteil, sondern auch an der Westseite des Hauptbahnhofes wird ein neues Stadtquartier entstehen. In den ca. 2.500 neuen Wohnungen werden schätzungsweise 4.000 Bewohner*innen neu innenstadtnah wohnen“, erklärt Tim Elschner, Stadtrat und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen, warum seine Fraktion jetzt neu denkt.

„Wir stellen fest, dass sowohl für die beiden neuen Stadtquartiere als auch die angrenzenden Quartiere keine ausreichenden öffentlichen Schwimmmöglichkeiten zur Verfügung stehen werden. Und diese müssen unseres Erachtens unbedingt vorgehalten werden. Das heißt: wir sprechen uns aufgrund dieser Notwendigkeit für den Erhalt und eine Nutzung sowohl der großen wie auch der kleinen Schwimmhalle aus. Neben dem Freizeitschwimmen wollen wir außerdem überprüfen lassen, inwieweit auch Sport- und Schulschwimmen insbesondere durch einen Erweiterungsbau vorgehalten werden können.“

Da denkt man schnell daran, dass das Stadtbad mal in Zeiten einer wachsenden Stadt gebaut wurde. Und dass die Verkaufspläne in einer Zeit zusammengekocht wurden, als Leipzigs Verwaltung noch immer glaubte, eine schrumpfende Stadt zu verwalten.

Der neue Stadtteil auf dem ehemaligen Freiladebahnhof an der Eutritzscher Straße soll zwar eine Grundschule bekommen, eine Oberschule und Sporthallen. 330 Plätze in Kindertagesstätten sind des Weiteren in Planung. Ein Schwimmhallenneubau wird dagegen nicht geplant.

„Aufgrund dieser Entwicklungen ist ein Verkauf des Leipziger Stadtbades zur gewerblichen Nutzung nicht mehr zu rechtfertigen. Wir sprechen uns deshalb fortan wieder für eine öffentliche Badnutzung aus! Auch ist es dem Liegenschaftsamt bis heute nicht gelungen, dem Stadtrat und der Öffentlichkeit einen Kaufinteressenten zu präsentieren“, fasst Elschner die Lage zusammen.

Da das Dach zwischen 2010 und 2012 für einen Millionenbetrag saniert wurde und die Stiftung Leipziger Stadtbad Teile des Bades für kulturelle Veranstaltungen nutzt, könne die Sanierung des Gebäudes aus Sicht der Grünen auch mittelfristig erfolgen.

„Die Förderstiftung Leipziger Stadtbad ist selbstverständlich in die Planungen weiter miteinzubeziehen“, betont Tim Elschner. „Im Sinne einer gemeinwohlorientierten Nutzungsmischung sind außerdem vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt weitere sportliche und (sozio-)kulturelle Zwecke, Wellness, aber auch Wohnen mitzuberücksichtigen.“

Der Antrag der Grünen zum Stadtbad.

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